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Kaum Chancen auf neue Polizeiwache in Nordschleswig

Kaum Chancen auf neue Polizeiwache in Nordschleswig

Kaum Chancen auf neue Polizeiwache in Nordschleswig

Kopenhagen
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Die sozialdemokratische Regierung, hier Staatsministerin Mette Frederiksen, möchte in Dänemark 20 neue Polizeiwachen eröffnen. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

Die Regierung plant 20 neue Polizeiwachen im Lande einzurichten, doch die Polizeigewerkschaften wollen lieber mehr Beamte als neue Gebäude. Auch in Nordschleswig.

Die sozialdemokratische Regierung möchte die Nähe zu den Bürgern wieder herstellen und plant daher die Öffnung von 20 neuen Polizeiwachen im ganzen Land – zehn westlich des Großen Beltes und zehn östlich davon. Doch die Chancen, dass in Nordschleswig eine fünfte Polizeiwache entsteht, ist eher gering, glaubt Ole Mikkel Stenshøj, Gewerkschaftsvorsitzender der Polizei in Südjütland und Nordschleswig.

„In unserem Polizeikreis haben wir acht Polizeiwachen bewahrt, während andere Regionen ihre lokalen Stationen geschlossen haben“, erklärt Stenshøj.

Als Beispiel erwähnt er, dass die Polizei auf Fünen die Beamten in Odense gesammelt hat.

„Wenn die Politiker nun davon reden, 20 neue Stationen zu eröffnen, dann werden wir bestraft, weil wir seinerzeit die Nähe zum Bürger bewahrt haben“, befürchtet Ole Stenshøj. „Daher hoffe ich, dass die Politiker nicht allzu sehr an den 20 Polizeiwachen festhalten, sondern darauf schauen, wo Ressourcen benötigt werden. Wir brauchen auch mehr Beamte für unsere Aufgaben.“

Stenshøj: „Keine fünfte Polizeiwache“

Stenshøj sieht keine großen Chancen für eine fünfte Wache in Nordschleswig. Dort gibt es nämlich bereits Polizeistationen in Apenrade/Aabenraa, Tondern/Tønder, Hadersleben/Haderslev und Sonderburg/Sønderborg.

Geografisch gesehen wäre im mittleren Teil Nordschleswigs in Toftlund zwar „Platz“, aber dort sei der Landesteil dünn besiedelt.

„Wir haben seinerzeit die richtige Lösung gewählt, und das sehen andere nun auch so. Ich hoffe nicht, dass wir deswegen bestraft werden und kein extra Personal bekommen“, sagt der Polizei-Gewerkschaftler.

Mehr Personal – nicht Gebäude

Auch andere örtliche Polizeigewerkschaften möchten nicht mehr Gebäude – sie wollen einfach mehr Personal. Das schreibt die Tageszeitung Jyllands-Posten.

Die Gewerkschaftsvorsitzenden machen unter anderem darauf aufmerksam, dass die Politiker darauf bestehen, dass die neuen Polizeiwachen mindestens 15 Stunden wöchentlich geöffnet haben müssen und somit Personal binden werden.

„In unserem Polizeikreis sind die Gebäude gut verteilt. Wenn wir jetzt noch neue Gebäude finden und diese einrichten müssen, dann sind damit auch Ausgaben verbunden. Die Kosten wären für mehr Beamte besser ausgegeben“, meint Mogens Heggelund, Vorsitzender des Polizeivereins für Mittel- und Westseeland.

150 neue Polizeibeamte ab 2024

Die Regierung plant, ab 2024 150 extra Polizisten in den 20 neuen Polizeiwachen einzusetzen.

Doch auch das kann laut Heggelund zum Problem werden, denn der Gewerkschaftsvorsitzende befürchtet, dass es schwierig werden kann, so viele Beamte für die neuen, kleineren Außenstellen zu finden.

„Natürlich sind diese neuen Beamten eine Hilfe, aber nicht, wenn man sie einfach auf 20 neue Gebäude verteilt“, meint der Gewerkschaftler.

Regierung sucht Nähe zum Bürger

Henrik Skriver Jensen, Vorsitzender der Beamten in Mittel- und Westjütland, bezweifelt, dass der Plan der Regierung in irgendeiner Weise auf polizeilicher Fachlichkeit basiert.

Statt einen zentralen Plan auszuarbeiten, sollten die jetzigen dezentralen Polizeikreise mehr Handlungsfreiheit haben, um ihre Polizeiaufgaben zu erledigen, meint er.

Die Sozialdemokraten halten indessen daran fest, dass es 20 neue Polizeiwachen geben soll. Justizminister Nick Hækkerup sagte unter anderem bei der Präsentation in dieser Woche, dass er das Gefühl habe, die Polizei habe sich zu weit von der Bevölkerung entfernt. Die neuen Polizeiwachen sollten die Nähe wieder herstellen und für Sicherheit und Geborgenheit sorgen.

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