Deutsche Büchereien

Vorlesen per Video

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Naomi Stieglmaier
Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Die Corona-Beschränkungen bedeuten, dass die deutschen Büchereien derzeit keine Kinder mehr zu Lesungen empfangen dürfen. Dafür können die Lesungen aber zu den Kindern kommen, hat sich Büchereidirektorin Claudia Knauer gedacht. Foto: Karin Riggelsen

Zwar darf der Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig keine Kinder mehr zu Lesungen empfangen, sie können die Lesungen aber zu den Kindern bringen. Büchereidirektorin Claudia Knauer hat eine Idee, wie das auch unter geltenden Corona-Regeln gelingen kann.

Seit Anfang Januar lesen die Mitarbeiter des deutschen Bibliotheksverbandes digital für Grundschüler vor, alles ganz coronakonform. Normalerweise würden die Mitarbeiter Lesungen im Haus abhalten oder zu den Kindern in die Schule fahren, aber das geht zurzeit nicht.

 

 

Deshalb findet das Vorlesen auf digitalem Wege statt. Büchereidirektorin Claudia Knauer hat beschlossen, die Geschichten vorzulesen, mit Kamera aufzunehmen und einen Link zum Vorlesevideo an die Lehrer zu verschicken. 

 

 

 

Eine unserer Aufgaben als Bücherei ist die Leseförderung. Das Einzige, was wir im Moment können, ist, das digital zu machen.  

Claudia Knauer

Die 10- bis 15-minütigen Videos werden auf Vimeo veröffentlicht und können beliebig oft angeschaut und angehört werden. Nach einigen Wochen werden die Videos aufgrund von rechtlichen Bestimmungen gelöscht. Dafür kommt aber jeden Tag ein neues Video, mit neuer Geschichte.

 

 

 

 

 

Claudia Knauer
Büchereidirektorin Claudia Knauer beim digitalen Vorlesen Foto: Karin Riggelsen

Vorgelesen werden Bücher wie „Das kleine Gespenst" von Otfried Preußler oder „King-Kong das Glücksschwein" von Kirsten Boie. Claudia Knauer habe vorher die Erlaubnis aller Autoren eingeholt, diese sind von der Idee überzeugt.

Ich war absolut begeistert von den Rückmeldungen. Manfred Teißen hat mir sogar Vorlagen seiner Illustrationen geschickt, damit ich diese als Ausmalvorlagen an die Schulen und die Kinder weitergeben kann.   

 

 

Claudia Knauer

Sogar die Erlaubnis von Marc-Uwe Kling habe Knauer bekommen. Der bekannte Autor hat neben dem erfolgreichen Roman „Die Känguru-Chroniken“ auch Kinderbücher geschrieben, die sie gerne vorlesen wolle. 

 

 

Von den Schulen gab es schon erste Rückmeldungen. Viele Lehrer freuen sich darüber, den Kindern etwas Abwechslung schenken zu können.                                                                                                                                                                                                          Claudia Knauer spielt auch mit dem Gedanken, selbst erfundene Geschichten zu erzählen. Das hat den Vorteil, dass keine Urheberrechtsprobleme auftreten können, sagte sie lachend.

 

 

Vorgelesen wird nicht nur für Kinder. Schon seit dem ersten Lockdown gibt es einen YouTube-Kanal, bei dem auch Geschichten für Erwachsene dabei sein dürften. Auch an Zoomlesungen kann man teilnehmen, dabei lesen dann Autoren aus ihren zuletzt veröffentlichten Büchern vor.

 

 Das sei ziemlich „cool", denn so können auch Menschen, die weiter weg wohnen, daran teilnehmen. Mit diesen Sachen werde Knauer bestimmt auch in Zukunft weiterarbeiten. 

 

 

Claudia Knauer
Claudia Knauer Foto: Karin Riggelsen

Auch an Menschen ohne digitalen Zugang wurde gedacht. So kann man auch Bücher abholen oder liefern lassen. Diese werden dann in kleinen Beuteln vor die Bücherei gestellt oder zu Kunden nach Hause gebracht. 

 

 

Wenn ich Take-away-Restaurants habe, kann ich genauso gut eine Take-away-Bücherei machen.  

 

 

Claudia Knauer

Laut Claudia Knauer habe man gemerkt, wie schlecht es manchen Menschen ohne Zugang zu Medien gehe. Die Wenigsten haben eine riesige Bibliothek zu Hause oder können sich die teuersten E-Bücher leisten.

 

Durch die Corona-Zeit habe die Büchereidirektorin eine engere Bindung zu ihren Kunden aufgebaut. Diese haben großes Vertrauen zu ihr,  sie solle manchmal  sogar selbst die Bücher für die Kunden aussuchen. 

 

 

Obwohl die Mitarbeiter der Büchereien optimistisch in die Zukunft blicken, sei es trotzdem deprimierend, die Bücherei dunkel daliegend und ohne Menschen zu sehen. Mit vielen Ideen und Unterstützung mache die Arbeit, trotz der ungewöhnlichen Umstände, viel Spaß.

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