Deutsche Minderheit

Interview: Schauspieler aus der deutschen Minderheit spricht über neue „ZDF“-Serie in seiner Heimat

Interview: Schauspieler aus der Minderheit spricht über neue „ZDF“-Serie in sein

Schauspieler aus Minderheit über „ZDF“-Serie in der Heimat

Apenrade/Aabenraa
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Viele aus der deutschen Minderheit haben Mathias Harrebye-Brandt vermutlich zuletzt im Film „Der Krug an der Wiedau“ gesehen – jetzt spielt er auch im „ZDF“-Freitagskrimi mit. Foto: Karin Riggelsen

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In der Krimireihe „Mordschwestern – Verbrechen ist Familiensache“ verkörpert Mathias Harrebye-Brandt den Chef der Flensburger Mordkommission. Wie es sich anfühlt, nach den Dreharbeiten im Elternhaus zu übernachten, und was Nachhausekommen für ihn bedeutet, verrät er im Interview.

Kurz bevor Mathias Harrebye-Brandt am Freitag als Chef der Flensburger Mordkommission im Fernsehen zu sehen ist, lässt es sich der Schauspieler nicht nehmen, in Apenrade zum Interview mit dem „Nordschleswiger“ vorbeizukommen. Wie der Zufall es will, ist der 48-Jährige, der eigentlich in Berlin wohnt, erneut für Dreharbeiten in Flensburg.

Die Krimireihe „Mordschwestern – Verbrechen ist Familiensache“ beschreibst du selbst als Herzensprojekt – wieso?

Fürs deutsche Fernsehen war ich in jeglicher Ecke Deutschlands. Ich war in England, Frankreich, Spanien, Portugal, Norwegen, Österreich, Polen. Ich bin in fast ganz Europa gewesen. Ich war in Südafrika und in den USA. Ich war also in der ganzen Welt unterwegs, aber nie zu Hause. Und jetzt endlich habe ich Projekte, die in der Heimat spielen, wo ich endlich an Örtlichkeiten drehen darf, wo ich absolut zu Hause bin. Und ich habe mir sogar den Spaß erlaubt, zu Hause bei meinen Eltern zu wohnen. Meine Eltern wohnen in Wees, und da habe ich einen Teil des Hauses für mich, mein altes Kinderzimmer, übertrieben gesagt. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, das erste Mal wirklich zur Arbeit im Elternhaus abgeholt zu werden. Das war etwas Besonderes. Ich bin von den Darstellern der Einzige, der aus der Region kommt.

Worum geht es in der Krimiserie?

Es geht um zwei Schwestern. Die eine Schwester Victoria, gespielt von Lena Dörrie, ist in Flensburg geboren, ist in Flensburg geblieben und arbeitet dort als Kommissarin. Ihre Schwester Felicitas ist weggegangen, war in der Welt unterwegs und kommt jetzt eigentlich, wie ihre Schwester glaubt, nur für die Beerdigung des Vaters nach Flensburg zurück. Dann eröffnet sie ihrer Schwester aber, dass sie eine Stelle als Forensikerin in Flensburg angenommen hat und dass die beiden jetzt Kolleginnen sind. Die beiden mögen sich eigentlich sehr, aber können nicht miteinander. Da kommt auch meine Figur ins Spiel. Ich bin Owe Ahrens, der Chef der Mordkommission, und Owe hat Felicitas eingestellt, zum Leidwesen von Victoria. In der Serie dreht sich vieles um die Dynamik des Ermittlerteams und der Schwestern. Es geht also primär nicht nur um den Kriminalfall, der in jeder Folge abgeschlossen wird, sondern auch um die Figuren und wie sie sich entwickeln.
 

Was ist Owe Ahrens für eine Person, was macht seine Rolle aus?

Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, einen typischen Flensburger zu spielen. Owe hat auch Lokalkolorit auf den Lippen. Auch wenn er Chef der Mordkommission ist, es muss auf jeden Fall bemerkbar sein, dass er sein Leben lang hier gelebt hat. Es ist Quatsch, den nur komplettes Hochdeutsch reden zu lassen. Er ist eigentlich ein feinfühliger Mensch und mag Victoria sehr gerne und schützt auch seine Kollegen, ist aber nicht in der Lage, das verbal auszudrücken. Ich habe Freiheiten bekommen, um die Rolle auszufüllen, und die Produktion ist auch immer wieder auf mich zugekommen und hat mich zu meiner Heimatregion befragt, damit alles authentisch ist.

Mathias Harrebye-Brandt

Wandelbares Sprachtalent

Mathias Harrebye-Brandt wuchs als Teil der deutschen Minderheit in Dänemark auf. Abitur machte er 1995 an der Goethe-Schule in Flensburg. In der Theater-AG seiner Schule sammelte er Schauspiel-Erfahrungen, weitere dann als Student in Kiel. Der „Deutsch-Däne“ wurde sein Markenzeichen in der deutschen und internationalen Film- & Fernsehlandschaft: Ob Finnisch, Norwegisch, Dänisch, Hamburgisch oder Platt – wenn ein nordischer Dialekt ins Spiel kommt, ist Harrebye-Brandt nicht weit. Der 48-Jährige wechselt zwischen den verschiedenen Genres und Formaten wie zwischen den Sprachen – vom Kino-Hit „Willkommen bei den Hartmanns“ über die Amazon Prime-Serie „Der Lack ist ab“ und dem „ZDF“-Herzkino Katie Fforde oder Rosamunde Pilcher bis zur Satire Kroymann, der Comedy „Nicht tot zu kriegen“ oder „Der Krug an der Wiedau“.

Dein Vater kommt aus Flensburg, deine Mutter aus Hadersleben. Fällt es dir schwer, deine Heimatregion zu erklären?

Flensburg zu vermitteln, ist das eine. Aber dann noch mal zu vermitteln, was Dänemark für mich bedeutet, da kommen viele nicht mit. Wie das zusammengewoben ist, ist für viele schwer zu verstehen. Es gibt ein simples Beispiel. Im Drehbuch stand einmal: „Das Segelboot ist im Jachthafen in Kollund. Das ist drüben auf dänischer Seite.“ Erst mal gibt’s da keinen Jachthafen, sondern das ist ein Anleger, und der Flensburger sagt nicht, „das ist drüben auf dänischer Seite“, sondern „das ist drüben in Kollund“. Das ist die Selbstverständlichkeit des Grenzgangs. Wenn ich dann anfange, dass ich aus Dänemark komme, aber aus der deutschen Minderheit, das ist noch mal eine eigene Geschichte. Es gelingt mir aber immer mehr.

Mathias Harrebye-Brandt versucht sich als Botschafter für die deutsche Minderheit und erklärt seinen Kolleginnen und Kollegen das Grenzland. Foto: Karin Riggelsen

Geht’s gleich weiter nach Hadersleben?

Nein, gleich geht’s zurück nach Flensburg. Wir waren vorgestern in Heisagger, da habe ich ein Ferienhaus. Da war ich mit meiner Frau und meinem Kind übers Wochenende. Ich bin momentan in der Vorproduktion für ein anderes Projekt in Flensburg, und so kann ich Arbeiten und Urlaub verbinden. Und meine Eltern sehen den Kleinen nicht ganz so häufig. Die freuen sich auch, dass ich hier oben arbeiten und Urlaub machen kann. Und so haben wir gleich gesagt, wir bleiben drei Wochen. Wenn ich hier bin, muss ich dann auch ein paar traditionelle Sachen machen.

Dreh unter Echtwetterbedingungen – das ist das, was Mathias Harrebye-Brandt liebt, hier mit seinem Schauspielkollegen Dirk Andresen. Foto: BDN

Was zum Beispiel? Ein Hotdog bei Annies Kiosk essen?

Hotdogs esse ich in Hadersleben oder in Apenrade beim Havne Grill. Aber traditionell gehört es für mich dazu, in Flensburg essen zu gehen und dann ins Porticus bis in die Morgenstunden. Das ist noch von früher, das muss einfach sein. Oder Grillabende gehören für mich auch dazu. Das macht Spaß. Ich genieße es sehr, dass, wenn ich hier ankomme, die Dinge noch genauso sind wie früher. Das ist die Konstante in meinem Leben, die sich nicht verändert. Das ist der große Unterschied zu Berlin, wo sich alles verändert und permanent im Wandel ist. Wenn ich hier nach Hause komme, ist Gott sei Dank vieles beim Alten. Obwohl sich auch ein Stadtbild in Apenrade, Hadersleben oder Flensburg verändert. Aber trotzdem ist vieles so wie immer, und das genieße ich sehr.

„Mordsschwestern – Verbrechen ist Familiensache“ am Freitag, 2. September, ab 20.15 Uhr im „ZDF“ oder vorab in der „ZDF“-Mediathek (nur in Deutschland verfügbar)

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