Geschichte

TV-Doku zeigt Verbindung von Nazi-Verbrechen zum Raub im Reichsarchiv

TV-Doku zeigt Verbindung von Nazi-Verbrechen zum Raub im Reichsarchiv

TV-Doku:Verbindung von Nazi-Verbrechen zum Archivraub

Kopenhagen
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Martin Qvist Magnussen, einer der beiden Filmautoren, mit Pernille Bjarnhof Storm, die mehr über ihren Vater erfahren will, der sich freiwillig in das SS Frikorps Danmark meldete. Foto: Koncern.dk/DR

Mehr als 1.000 Dokumente aus der NS-Zeit hatten Diebe aus dem Reichsarchiv entwendet. Ein Skandal, der 2012 ans Licht kam. Nun geht eine TV-Dokumentation den Hintergründen dieses Raubes nach. Bei der Recherche decken die Autoren Erschreckendes auf.

Der Autor Martin Qvist Magnussen und der Historiker Dennis Larsen vom Nationalmuseum gehen in einer Dokumentationsreihe im dänischen Fernsehen der Frage nach, welche Informationen in den gestohlenen Nazi-Dokumenten des Reichsarchivs vermutlich enthalten sind und warum diese gestohlen wurden. Sie entdecken bei ihren Nachforschungen auch eine bislang unbekannte Verstrickung dänischer SS-Soldaten in eine Massenhinrichtung.

Entdeckt wurde der Raub im Jahr 2012; er gilt als der größte Archiv-Raub in der Geschichte Dänemarks, rund 4,6 Prozent der Archivalien wurden gestohlen.

Diebstahl behindert Geschichtsfindung

Magnussen und Larsen suchten in britischen Archiven und auch im Reichsarchiv wurden sie fündig. „Wir haben rund ein Jahr an der Dokumentation gearbeitet“, so Dennis Larsen vom Nationalmuseum, Museumsinspektor der Gedenkstätte Frøslevlejr. Die Suche war nicht einfach. „Vieles wurde, bevor das Ende des Dritten Reiches eintrat, vernichtet. Wenn dann Sammler das noch vorhandene Quellenmaterial stehlen, dann wird die Aufgabe noch schwieriger“, so Larsen und stellt fest: „Man könnte sagen, dass wir daran gehindert werden, unsere richtige Geschichte zu kennen. Dabei entsteht auch die Möglichkeit einer Verherrlichung des Nazismus oder der Verdrehung der Geschichte.“ Larsen ist es wichtig zu zeigen, dass der Zweite Weltkrieg kein gewöhnlicher Krieg war, sondern ein nazistischer Kampf um Lebensraum und Weltanschauung – ein Vernichtungskrieg.

Hitlers danske soldater - & sandheden om de stjålne dokumenter

Die Dokumentation „Hilters danske soldater" läuft auf DR2 ab Mittwoch, 30. Dezember um 21 Uhr

Online ab Montagabend, 28. Dezember, unter www.dr.dk

Dänen beteiligt an Massenhinrichtung

Magnussen und Larsen zeigen unter anderem auf, dass dänische SS-Soldaten, namentlich bekannt, an einer Massenhinrichtung in Österreich beteiligt gewesen sind. Die 200 Opfer – US-amerikanische Piloten, Juden, Widerstandskämpfer und Kommunisten – wurden in einem Massengrab auf dem Gelände einer SS-Kaserne in Graz beerdigt. „Wir hatten keine Ahnung, dass Dänen in den letzten Tagen des Krieges in schwere Verbrechen in der SS-Kaserne in Graz verwickelt waren. Auch nicht, dass dort über 50 Opfer noch heute in der Erde ruhen“, so Larsen. Das Gelände wird seinen Worten nach heute noch vom österreichischen Bundesheer genutzt. Dass die Opfer dort immer noch liegen, ist für ihn schwer nachzuvollziehen.

Gerade Dokumente über dänische SS-Soldaten, die in Graz bei den Hinrichtungen dabei waren, sind nach Recherche der beiden Doku-Autoren verschwunden. Den beiden stellt sich nun die Frage, ob dies Absicht war.

Autoren zeigen Verbindung zum Veteranenverein

Wie Magnussen und Larsen zeigen, gibt es eine Verbindung zwischen dem Veteranenverein ehemaliger dänischer SS-Soldaten und dem Diebstahl im Reichsarchiv. Einer der beiden Diebe war Mitglied des Vereins.

Ob Angehörige der Deutschen Minderheit als SS-Soldaten in die Massenhinrichtung involviert waren, kann Larsen nicht sagen. „Für uns war die dänische Staatsangehörigkeit maßgebend, welcher Bevölkerungsgruppe die Soldaten angehörten, haben wir nicht weiter differenziert.“

Ob die Dokumentation in Dänemark Emotionen auslösen wird, vermag Larsen nicht abzuschätzen. Für ihn ist es nach eigenen Worten als Wissenschaftler wichtig, Geschichte objektiv darzustellen, zu zeigen was war.


 

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