Umfrage

Naturverband fordert: Lasst die Kinder alleine im Wald spielen

Naturverband fordert: Lasst die Kinder alleine im Wald spielen

Naturverband fordert: Lasst die Kinder alleine im Wald spielen

Nordschleswig
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Foto: dpa (Symbolfoto)

Eine Umfrage von Dansk Naturfredningsforening zeigt: 29 Prozent der Kinder haben noch nie unbeaufsichtigt im Wald gespielt.

 Kinder sollten das Recht haben, auch mal von einem Baum zu fallen oder sich die Schuhe im Bach nass zu machen. Das wünscht sich der Naturschutzbund Dansk Naturfredningsforening in einem offenen Brief.  Eltern mögen ihre Kinder auch mal alleine im Wald spielen lassen. Die Aufforderung kommt nach einer neuen Analyse, die der Verband in Auftrag gegeben hat. Diese zeigt:  29 Prozent aller Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren haben heutzutage noch nie allein, also ohne Aufsicht von Erwachsenen, im Wald gespielt.

„Man raubt den Kindern ein Abenteuer, wenn sie nicht mal in einem Wald, in einem Spiel, in einer Fantasie oder einem Zeitloch  verschwinden können“, sagt Ditte Winther-Lindqvist, Forscherin für Spiel- und Entwicklungspsychologie an der Universität Aarhus. Die Eltern sind heutzutage von einer Kultur der Vorsicht geprägt. „Man kann sagen, dass die Sicherheit  in der Erziehung Überhand genommen hat, auf Kosten der Freiheit. Es ist wichtig, dass wir unseren Kindern mehr Vertrauen schenken und ihnen mehr Freiheit darin geben, auf eigene Faust unterwegs zu sein.“ Auch Søren Laibach Smidt erforscht das Wohlergehen von Kindern an der Kopenhagener Professionshochschule – und nennt die Entwicklung „problematisch“.

„Es ist ein Hemmnis für die Entwicklung des kindlichen Spiels, wenn andauernd Erwachsene dabei sind, die Abläufe stören, die nicht gestört werden sollten. Erwachsene beugen vor und setzen Regeln, weil sie Angst vor dem haben, was passieren könnte. Aber so hat das Kind keine Gelegenheit, sich selbst auszuprobieren und die Natur zu erforschen.“

Warum lassen die Eltern ihre Kinder nicht alleine im Wald spielen? Jeder fünfte Befragte gab an, das zu gefährlich zu finden, und jeder dritte  fürchtete, das Kind könne verloren gehen.   „Dabei haben wir nie mehr Möglichkeiten gehabt, den Kindern Freiheiten zuzugestehen – denn wenn sich die Kinder verlaufen haben, können sie ja einfach anrufen“, so Ditte Winther-Lindqvist. Und es sei Aufgabe der Eltern, die Kinder sicher an die Natur heranzuführen.

Frei spielen ja – aber  nicht ganz allein

Im deutschen Waldkindergarten Feldstedt dürfen  die Kinder täglich stundenlang im Wald spielen. Was sagt Erzieherin Kerstin Meyer zur Aufforderung von Danmarks Naturfredningsforening?   „Ich finde es generell  erstaunlich, wie viel die Kinder umhergefahren werden. Und ja, Eltern sind sehr viel vorsichtiger geworden. Und zum Teil auch bequem. Ich finde, Kinder sollten frei im Wald spielen dürfen – aber ich würde sie dorthin begleiten, sodass ich in der Nähe bin, falls etwas ist.“

Felix Neubert betreut Kinder und Jugendliche im Wald der Bildungsstätte Knivsberg. „Klettern und körperliche Herausforderungen sind wichtig.  Man wird kreativ, baut Hütten oder versteckt sich. Das sind Kindheitserfahrungen, die man selbst ja auch nicht  missen will“, so der Projektmitarbeiter.

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