Armutsbericht

Mehr arme Menschen in Nordschleswig seit 2002

Mehr arme Menschen in Nordschleswig seit 2002

Mehr arme Menschen in Nordschleswig seit 2002

Kopenhagen
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Am deutlichsten zeigt sich Armut bei Obdachlosen – doch der Großteil der Armen in Dänemark lebt nicht auf der Straße. Foto: Bjarke Ørsted/Scanpix

In Dänemark sind heute deutlich mehr Menschen arm als noch 2002. Das zeigt ein Bericht des gewerkschaftsnahen Arbejderbevægelsens Erhversråd. Auch in Nordschleswig steigt die Armut deutlich – besonders in der Kommune Hadersleben sind viele betroffen.

In Dänemark hat sich die Zahl der von Armut betroffenen Menschen erhöht. Nach einer neuen Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstitutes Arbejderbevægelsens Erhversråd (AE) hat sich die Zahl der Dänen, die nach den seit 2013 in Dänemark angewendeten Kriterien als arm eingestuft werden, im Zeitraum 2002 bis 2015 landesweit verdoppelt. Waren es 2002 weniger als 100.000 Menschen, waren es 2015 fast 170.000.

Die Armut in Dänemark hat zugenommen, zugleich ist das Einkommen der Reicheren explodiert.

Jonas Schytz Juul, AE

Armut in Nordschleswig nimmt deutlich zu

Auch Nordschleswig ist von dem Trend betroffen. Laut AE-Analyse ist es auch in allen vier nordschleswigschen Kommunen zu einem deutlichen Anstieg der als arm eingestuften Bürger gekommen. Hadersleben ist in Nordschleswig mit einem Armenanteil von 4,3 Prozent am meisten betroffen, vor Apenrade mit 3,0 Prozent. 2002 waren es erst 1,7 bzw. 1,6 Prozent. In Tondern galten zuletzt 2,9 Prozent als arm, in Sonderburg 2,6 Prozent. Dort waren es 13 Jahre zuvor nur 2,3 und 1,4 Prozent. Armutsschwerpunkte waren landesweit gesehen Kopenhagen und Vororte mit einem Anteil von 5,4 Prozent. Die wenigsten Armen gibt es in den traditionellen „Wohlstandskommunen“ im Einzugsbereich von Kopenhagen und Aarhus.

Das Institut AE hat bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass im traditionell durch relativ geringe soziale Unterschiede geprägten Dänemark die Ungleichheit  zugenommen hat.  „Seit Mitte der 90er Jahre ist unser Steuersystem mehrfach verändert worden, es gibt weniger Umverteilung“, so  AE-Analysechef  Jonas Schytz Juul, die Wohlhabenden lieferten heute weniger von ihrem Einkommen  als Steuern ab.  Resultat:  „Die Armut in Dänemark hat zugenommen, zugleich ist das Einkommen der Reicheren explodiert.“

Während Nordschleswig insgesamt eine  Region mit vielen Armen ist, zeigt die Analyse als  beunruhigendes Resultat, dass die drei Kommunen Hadersleben, Tondern und Apenrade im Spitzenfeld der Kommunen liegen, in denen besonders viele Kinder von Armut betroffen sind. Deren Anteil liegt dort zwischen 4,3 und 4,1 Prozent, nur Sonderburg rangiert mit 2,8 Prozent im Mittelfeld.

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