Corona-Virus

Leichte Corona-Infektion birgt nur ein geringes Risiko für Spätfolgen

Kaum Spätfolgen bei leichter Covid-19-Infektion

Kaum Spätfolgen bei leichter Covid-19-Infektion

Odense
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Ein Covid-19-Schnelltest kann einen ersten Aufschluss über eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus geben. Foto: dpa

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In einer groß angelegten Studie haben Forscher der Süddänischen Universität systematisch den Kontakt mit dem Gesundheitswesen von mit dem Coronavirus infizierten Personen nach Ende ihrer Erkrankung verfolgt. Anhand der so gewonnenen Daten wollen sie die Frage beantworten, in welchem Maße Spätfolgen nach einer Corona-Infektion auftreten.

Müssen Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, jedoch nur einen leichten Krankheitsverlauf erleben und deshalb weder behandelt noch ins Krankenhaus eingeliefert werden, mit Spätfolgen rechnen?

Diese Frage wollten Forscher der Süddänischen Universität (SDU) beantworten und haben dazu eine Studie durchgeführt.

Vergleich zwischen positiv und negativ getesteten Personengruppen

Dabei wurden 8.983 Personen, die im Zeitraum vom 27. Februar bis zum 30. Mai 2020 positiv auf Covid-19 getestet wurden, mit 80.894 Personen, die im gleichen Zeitraum negativ getestet wurden, für einen Zeitraum von sechs Monaten nach der Infektion miteinander verglichen.

Die Forscher haben dabei auf die Daten aus den dänischen Gesundheitsverzeichnissen zurückgegriffen, in denen Krankenhauskontakte und Diagnosen, Rezepteinlösungen und der Besuch beim Hausarzt registriert sind.

Höheres Risiko für Spätfolgen bei Behandlung im Krankenhaus

„Bisher haben die meisten Studien, die Komplikationen nach einer Corona-Infektion untersucht haben, ihren Schwerpunkt auf Patienten gelegt, die so schwer erkrankt sind, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Die Realität zeigt jedoch, dass die Mehrzahl der Infizierten keine Behandlung im Krankenhaus benötigt“, sagt Anton Pottegård, Seniorverfasser der Studie und Professor an der Süddänischen Universität.

Ihm zufolge haben frühere Studien von im Krankenhaus behandelten Covid-19-Patienten gezeigt, dass ein wesentlich höheres Risiko für eine Reihe an Spätfolgen besteht. Dazu zählen Blutgerinnsel, eine Entzündung des Herzmuskels, eine dauerhaft beeinträchtigte Funktion der Lunge und schwere psychische Erkrankungen.

Geringes Risiko für Spätfolgen bei milden Corona-Verläufen

Demgegenüber zeigt die aktuelle Studie der SDU, dass bei milden Corona-Verläufen das Risiko für schwere Komplikationen, die entweder eine Behandlung im Krankenhaus oder mit Arzneimitteln erfordern, gering ist, so Anton Pottegård.

Die aktuelle Studie ist vor kurzem in der Zeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht worden.

„Bei Menschen, die nicht aufgrund von Covid-19 als primäre Ursache im Krankenhaus behandelt werden, sehen wir begrenzte Folgewirkungen, wenn man auf Parameter wie eine neue Arzneimittelbehandlung und späte Krankenhauseinlieferungen schaut.

„Werfen wir einen genaueren Blick auf die Faktoren Behandlungen mit Medikamenten und späte Krankenhauseinlieferungen, sehen wir bei Menschen, die nicht aufgrund von Covid-19 als primäre Ursache im Krankenhaus behandelt werden, nur begrenzte Spätfolgen. Das schließt natürlich nicht aus, dass einige Personen dennoch Spätfolgen zum Beispiel in Form von Kopfschmerzen, Müdigkeit und Atembeschwerden ausgesetzt sein können. Aber glücklicherweise können wir kein häufigeres Auftreten von schweren und akuten Problemen oder neuentstandenen chronischen Krankheiten feststellen im Vergleich zu Personen, die nicht mit dem Coronavirus infiziert waren“, sagt Anton Pottegård.

Erfreuliches Ergebnis der Studie

Vor diesem Hintergrund freut sich der Professor über die Ergebnisse der Studie.

„Die Ergebnisse der Studie stimmen mit den Erfahrungen aus der Klinik überein, und zwar dass der wesentliche Teil der Covid-19-Patienten mit einem milden Krankheitsverlauf die Infektion zumeist gut und ohne Spätfolgen überstehen“, sagt Professor Henrik Nielsen von der Abteilung für Infektionsmedizin am Universitätskrankenhaus Aalborg, der auch Mitverfasser der Studie ist.

Er wartet gespannt auf die Ergebnisse einer Reihe von Untersuchungen, die ihren Schwerpunkt auf Umfang und Art möglicher Spätfolgen bei Personen haben, die weder ihren Arzt aufgesucht haben noch in die Apotheke gegangen sind.

Faktoren für die Entwicklung von Spätfolgen noch unbekannt

Welche Faktoren darüber entscheiden, ob ein Covid-19-Patient Spätfolgen entwickelt, ist noch nicht bekannt.

„Folgen wie Kopfschmerzen, Atemnot und Müdigkeit können ebenfalls hoch problematisch sein. Es ist aber beruhigend, dass wir, wenn wir systematisch Personen folgen, die mit dem Coronavirus infiziert waren, ohne deswegen ins Krankenhaus zu müssen, kein hohes Vorkommen von beispielsweise späten Krankenhauseinlieferungen aufgrund von Blutgerinnseln oder anderen schweren Spätfolgen feststellen“, sagt Oberarzt Reimar W. Thomsen von der klinischen epidemiologischen Abteilung am Universitätskrankenhaus Aarhus, der ebenfalls Mitverfasser der Studie ist.

Infizierte hatten 20 Prozent häufiger Kontakt zum Hausarzt

Aus der Studie geht allerdings auch hervor, dass Personen, die mit dem Coronavirus infiziert waren, in den Monaten nach der Infektion 20 Prozent häufiger Kontakt zu ihrem Hausarzt hatten als die Nicht-Infizierten.

Corona-Infizierte haben auch ein leicht erhöhtes Risiko, künftig Medizin gegen Asthma oder Migräne einnehmen zu müssen. Hinzu kommt ein leicht erhöhtes Risiko für eine spätere Diagnose über Atemnot, auch wenn dieses Risiko insgesamt eher gering ausfällt.

Derartige Entwicklungen deuten Reimar W. Thomsen zufolge auf eher diffuse Symptome hin wie beispielsweise Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Atemnot, die nicht immer mit rezeptpflichtiger Medizin behandelt werden, aber dennoch oftmals einen Besuch beim Hausarzt mit sich führen.

Hinter der Studie

Die Studie wurde in Zusammenarbeit zwischen der Süddänischen Universität, der Universität Aalborg, der dänischen Behörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten, Statens Serum Institut (SSI), der Universität Kopenhagen, der Arzneimittelbehörde, der Universität Aarhus und dem Universitätskrankenhaus Aarhus durchgeführt.

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