Hilfe vor häuslicher Gewalt

Frauenhäuser in Not – kaum mehr freie Plätze im Land

Frauenhäuser in Not – kaum mehr freie Plätze im Land

Frauenhäuser in Not – kaum mehr freie Plätze im Land

Apenrade/Aabenraa
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Foto: dpa

Die Organisation der Krisencenter für Frauen macht auf fehlende Kapazitäten aufmerksam. Immer wieder müssten Frauen wegen überfüllter Häuser an der Pforte abgewiesen, oder auf weit entfernte Krisencenter verteilt werden.

Die Organisation der Krisencenter für Frauen macht auf fehlende Kapazitäten aufmerksam. Immer wieder müssten Frauen wegen überfüllter Häuser an der Pforte abgewiesen, oder auf weit entfernte Krisencenter verteilt werden.

Sie suchen Hilfe vor häuslicher Gewalt – und werden abgewiesen: Die Frauenhäuser im Land sind überfüllt und müssen immer wieder Frauen vor der Tür stehen lassen, die um Schutz und Einlass bitten. Darauf macht die Vorsitzende der Landsorganisation af Kvindekrisecentre (Lokk), Lene Johannesson, aufmerksam. Vor allem auf Seeland und Lolland-Falster gebe es derzeit keine freien Plätze in den Krisenzentren für Frauen. Auch Häuser in Jütland und Fünen mussten bereits Frauen abweisen, weil kein Schlafplatz mehr zur Verfügung stand. „Es gibt nur noch vereinzelt Plätze in Jütland und auf Fünen“, sagt sie zu DR. Jährlich flüchten 2.000 Frauen in die Frauenhäuser. 

Fehlende Kapazitäten

Eine problematische Situation, sagt auch Bente Hedemann, Leiterin des Krisencenters in Fredericia, wo es fünf Plätze für Frauen mit Kindern gibt. „Wir sind mit den Plätzen unter Druck. Die frei werdenden Zimmer sind schon wieder belegt, fast schon  bevor die vorhergehende Frau aus dem Raum ist“, so Hedemann. Manchmal müsse man wegen fehlender Kapazitäten ungewöhnliche Wege finden. „Wir hatten am Sonntag beispielsweise eine sehr verzweifelte Frau am Telefon. Sie hatte auch ein kleines Kind, das betroffen war. Also haben wir die Genehmigung gegeben, dass sie in unserem Aktivitätsraum übernachten konnten, wo eine Matratze liegt. Am nächsten Tag konnten wir dann einen Platz in einer anderen Einrichtung für sie finden“, so die Leiterin. 

Auch im Frauenhaus Horsens sind derzeit alle sieben Zimmer belegt. Frauen, die um Aufnahme bitten, leite man falls möglich an andere Häuser im Land weiter, so die Leiterin des Krisencenters, Charlotte Clausen. „Aber das ist dann zum Teil weit weg von ihrem Job oder der Schule der Kinder und daher wählen die Frauen möglicherweise die Heimkehr, anstatt Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist richtig, richtig ärgerlich, denn diese Frauen haben es sehr schwer. Und für sie ist es ein großer Schritt, überhaupt Kontakt zu einem Krisencenter aufzuehmen.“ „Das bereitet uns natürlich Sorgen, wenn Frauen wegen Platzmangel abgewiesen werden. Damit kann sich niemand zufrieden geben“, sagt der Sprecher für Gleichstellung der Sozialdemokraten, Rasmus Horn Langhoff. Er schlägt kostenlose psychologische Hilfe in den Frauenhäusern vor, um den Frauen die Kraft zu geben, sich von ihren gewalttätigen Männern zu trennen. Auch Venstres Sprecher Jakob Engel-Schmidt spricht von einer „unakzeptablen und nicht haltbaren Situation“.

Sonderburger Frauenhaus fängt Frauen von Seeland auf

Im Sonderburger Krisencenter für Frauen gibt es Platz für fünf Frauen und sechs Kinder. Derzeit beherbergt das Frauenhaus drei Familien. „Es kommt immer wieder vor, dass wir Anfragen aus anderen Krisencentern erhalten und dann Frauen von dort aufnehmen“, sagt Karina Lüthje, seit kurzem neue Leiterin der Einrichtung. „Derzeit sind wir nicht voll besetzt. Nicht immer ist es praktisch für die Frauen, wenn sie beispielsweise von Seeland nach Sonderburg kommen. Dann sind der Job und die Schule für die Kinder weit weg“, so Lüthje. „Der Druck auf die Frauenhäuser im Land nimmt zu, das bekommen auch wir zu spüren. Wir erleben, dass immer mehr Frauen anderer ethnischer Herkunft Schutz suchen.“ Neben der dringendsten Aufgabe, den Frauen und Kindern physisch Schutz zu bieten, indem sie einziehen können, ist es für die Angestellten des Centers an der Tagesordnung, den Frauen über ihre Rechte in Dänemark aufzuklären. „Wir helfen ihnen beim Aufbau eines neuen Lebens. Wenn eine Frau mit ihren Kindern plötzlich alleine leben und klarkommen will, ist das eine große Herausforderung. Die Frauenhäuser helfen, Telefonanschlüsse zu beantragen oder wir stellen den Kontakt zu Sozialratgebern her“, so Lüthje.

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