Forellenseen im Grenzland

Fische satt – aber keine Angler

Fische satt – aber keine Angler

Fische satt – aber keine Angler

dodo
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Fische musste Henk schon seit Wochen nicht mehr in seine Seen in Schleswig-Holstein besetzen. Foto: Sven Geißler/„Flensborg Avis“

Der 23-jährige Henk Muus Meyer betreibt vier Forellenseen nördlich und südlich der Grenze. Dem „Nordschleswiger“ erzählte er, vor welche Herausforderungen ihn die Corona-Zeit stellt und welche Lösungen er gefunden hat.

Eigentlich sind der April und die Zeit um Ostern für Henk Muus Meyer die beste Zeit des Jahres. Als Betreiber von vier Forellenseen nördlich und südlich der Grenze kann er in dieser Zeit normalerweise gar nicht schnell genug Fische in die Seen werfen, wie die vielen Angler sie wieder herausholen.

Doch in diesem Jahr ist alles anders. In diesem Jahr ist Corona-Pandemie.

Für den 23-Jährigen bedeutet dies, dass er an die Ufer seiner Seen in Barderup, Nordhackstedt und Ahrenviöl keine Angler heranlassen darf.

Keine Ausnahme

Die Menschen sollen gerne Sport im Freien ausüben, am besten allerdings allein und mit Abstand zu anderen Personen, so lauten seit Beginn der Corona-Pandemie die Empfehlungen und Vorgaben der Gesundheitsbehörden und der Politik.

Alles Forderungen, die man als Angler und an Forellenseen mit Leichtigkeit einhalten kann. Für Henk gibt es da nur ein Problem: Während Forellenseen in anderen Bundesländern wie Brandenburg, Berlin, Sachsen oder Hamburg weiterhin offen sind, sieht die Landesregierung in Kiel die Seen als Sportanlagen an, die geschlossen bleiben müssen.

Die Forellenangler in Schleswig-Holstein müssen sich bis zu ihrem nächsten großen Fang noch etwas gedulden. Foto: Privat

 

„Es ist für mich völlig unverständlich, dass hier keine Ausnahme gemacht wird. Wir würden alle Vorschriften leicht einhalten können“, sagt der Forellensee-Betreiber.

Er erzählt, dass er dem Ordnungsamt sogar Bilder geschickt habe, auf denen die einzelnen Angelstellen an den Seen und deren Abstände eingezeichnet sind.

„Am See in Nordhackstedt haben wir Stege, von denen geangelt wird. Zwischen den Stegen liegen fast 30 Meter Abstand. Da werden alle Abstandsregeln mehr als eingehalten.“

Das sahen die Behörden allerdings anders und wiesen seinen Antrag ab.

In Nordhackstedt wäre es eine Leichtigkeit, die Abstandsregeln einzuhalten, sagt Henk Muus Meyer. Foto: Privat

Keine Einnahmen, aber auch wenig Ausgaben

 

Für den 23-Jährigen bedeutet dies, dass er in Deutschland derzeit kein Geld verdient. Zum Glück habe er aber auch so gut wie keine Ausgaben, sagt Henk. „Das Teuerste sind die Fische, aber wenn keine Angler kommen, muss ich auch keine Fische besetzen. Da ist nur etwas Pacht und Strom, was gezahlt werden muss“, erzählt er.

Wer allerdings glaubt, dass Henk jetzt den ganzen Tag gelangweilt vor der Playstation sitzt, der täuscht sich. „Ich habe so viel zu tun wie nie zuvor. Jetzt wo die Seen geschlossen sind, habe ich endlich Zeit für Sachen, die ich vorher immer aufgeschoben habe“, sagt er. Unter anderem arbeite er gerade an neuen Stegen für seinen See in Barderup.

 

Henk hofft, dass er bald wieder loslegen kann. Foto: Sven Geißler/„Flensborg Avis“

Die Deutschen fehlen

Neben den drei Gewässern in Schleswig-Holstein betreibt er auch noch einen in Renz/Rens nördlich der Grenze. Der wurde zwar aufgrund der Corona-Pandemie nicht geschlossen, die Auswirkungen aufgrund der Grenzschließungen seien aber trotzdem zu spüren.

„Vor Corona waren 75 Prozent unserer Gäste Deutsche, die dürfen jetzt aber nicht mehr über die Grenze. Die dänischen Angler halten den Laden jetzt am Laufen“, so der 23-Jährige.

Keine Abnehmer für die Fische

Auch die Fischzucht neben dem See in Renz, die seit Generationen von seiner Familie betrieben wird, und von der er unter anderem auch seine eigenen Seen mit Fisch beliefert, hat mit dem Coronavirus zu kämpfen. Es sei schwer, die Fische loszuwerden, weil die Hauptabnehmer aus Deutschland derzeit keine Fische benötigen, erzählt Henk.

Doch für das Problem hat sich seine Familie auch schon eine Lösung einfallen lassen: einen Räucherofen. Bereits bis 2010 habe die Familie eine Räucherei gehabt, in der die Fische aus der eigenen Zucht zu Delikatessen gemacht wurden. „Seitdem haben wir fast täglich Anfragen nach geräuchertem Fisch. Da Fläche in der Halle noch ungenutzt ist und wir nun Fisch haben, den wir nicht loswerden, wollen wir wieder eine Räucherei einrichten“, sagt der 23-Jährige.

Hoffen auf die Politik

Am liebsten sieht Henk es dennoch, wenn seine Fische von den Anglern selbst aus den Seen geholt werden. Deshalb liegt seine große Hoffnung darin, dass er schnell grünes Licht aus Kiel bekommt, um seine drei Seen in Schleswig-Holstein vielleicht kommende Woche wieder zu öffnen. Erste positive Signale ließ die oberste Fischereibehörde am Donnerstag bereits durchblicken, eine endgültige Entscheidung fällt allerdings erst am Sonnabend.

Foto: Privat
Mehr lesen