| Ein Geschäft irgendwo in Südtondern: Eine ältere Dame betritt den Laden – ohne Mund-Nasen-Schutz. „Müssen Sie keine Maske tragen?“, fragt eine aufmerksame Verkäuferin sofort. „Doch, ja, selbstverständlich – hoffentlich ist das bald vorbei, bei den niedrigen Inzidenzen“, sagt die ältere Frau, während sie ihre OP-Maske anlegt.

Weiterlesen: Kreis hebt ab Freitag die Maskenpflicht unter anderem in Innenstädten und Bahnhöfen auf

Tatsächlich liegt die Inzidenz in Nordfriesland derzeit offiziell bei 0, seit sieben Tagen gab es keine Neuinfektionen. An diesem Freitag entfällt deshalb im gesamten Kreis Nordfriesland die Pflicht, im Straßenraum in Bahnhöfen Mund-Nasen-Bedeckungen zu tragen, ab Montag gilt dies im ganzen Land.

Oben ohne in Tondern

Gar nicht weit entfernt von Südtondern liegen die Inzidenzen zwar etwas höher, die Corona-Restriktionen sind allerdings deutlich geringer. Bereits seit dem 14. Juni wurde in Dänemark die Maskenpflicht so gut wie aufgehoben.

Ob beim Einkaufen, noch im Restaurant, am Bahnhof oder in der Bibliothek, Mundschutz trägt in Dänemark nur noch, wer es selbst möchte. Einzig auf Stehplätzen in Bus und Bahn muss Maske getragen werden. Shoppen oben ohne – das ist auch für Grenzgänger möglich.

Plötzlich eingereist

Von Südtondern nach Tondern ist es bekanntlich ein Katzensprung. Kann man wirklich OP- oder FFP2-Maske getrost zu Hause lassen? Lieber nicht, wer weiß. Unsere kleine Reisegruppe nimmt sicherheitshalber für alle Mundschutz mit und legt sie zu frisch absolvierten Corona-Tests.

Die Negativ-Nachweise will aber an der Grenze bei Süderlügum gar keiner sehen. Kein Kontrolleur weit und breit hindert unsere freie Fahrt, plötzlich sind wir einfach so eingereist. Es stimmt: Grenzkontrollen gibt es nur noch stichprobenartig.

Entspanntes Einkaufen

In der Fußgängerzone in Tondern (die Corona-Inzidenz liegt aktuell bummelig bei 10) bietet sich ein ungewohntes, sehr entspanntes Bild. Während unseres Aufenthalts sehen wir nur einen einzigen Menschen mit Maske.

„Es fühlt sich immer noch merkwürdig an, keine Maske mehr tragen zu müssen“, gibt die freundliche Verkäuferin im Geschäft „Det gamle apotek“ zu. „Aber das Gefühl von mehr Freiheit ist auch schön.“ Und besonders in der Hitze der vergangenen Woche sei es sehr angenehm gewesen.

Corona-Regeln gibt es doch

Die alte Apotheke mit Kunsthandwerk und Geschenkideen ist ein echter Touristenmagnet – auch viele Deutsche flanieren hier durch die Räume. „Es klappt alles reibungslos“, sagt die Verkäuferin, bevor sie sich dem nächsten Kunden widmet.

Aktuell herrschen hüben wie drüben der deutsch-dänischen Grenze niedrige Inzidenzzahlen. Das war in der ersten Juni-Woche noch anders, als es vergleichsweise hohe Fallzahlen in Südtondern und jenseits der dänischen Grenze gab.

Selbst wenn diese Welle abgeebbt scheint: Völlig aus dem Fokus ist die Corona-Pandemie auch in Dänemark nicht – Zwei-Meter-Abstand und Mindestanzahl von Kunden gelten nach wie vor, in der Gastronomie sind Impf- oder Testnachweise Pflicht. Allerdings steht das Nachbarland kurz vor der nächsten Lockerungsstufe.

Einfache Einreise für alle

Ab diesem Sonnabend, 26. Juni, will Dänemark wieder generell Urlaubsreisen ohne Auflagen aus dem Ausland ermöglichen. Das bedeutet: Man kann aus anderen EU- und Schengen-Ländern nach Dänemark einreisen, ohne sich nach der Einreise testen zu müssen oder in die Isolation zu gehen.

Für Schleswig-Holsteiner gilt generell: Sie müssen für die Einreise einen negativen Corona-Test nachweisen können, der nicht älter als 72 Stunden ist.

Achtung: Es könnte voller werden

Nicht-Schleswig-Holsteiner können mit dem EU-Corona-Pass einreisen, wenn sie zum Beispiel ein negatives Testergebnis haben, das nicht älter als 72 Stunden ist, wenn es sich um einen PCR-Test handelt, und nicht älter als 48 Stunden, wenn es sich um einen Schnelltest handelt.

Von der Nachweispflicht (Corona-Test) ausgenommen sind Personen, die bereits fertig geimpft sind, von einer Corona-Infektion genesen sind oder Kinder unter 15 Jahren.

Wer jetzt Lust auf einen Ausflug nach Tondern bekommen hat: Mit Blick auf Einreise-Erleichterungen und den Beginn der Sommerferien in einigen Bundesländern könnte es am Wochenende voll werden an den Grenzübergängen.