Musikförderung

Viele Kinder haben ein musikalisches Talent

Viele Kinder haben ein musikalisches Talent

Viele Kinder haben ein musikalisches Talent

Paul Sehstedt
Apenrade/Aabenraa
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Edna Langeberg Rasmussen versteht nicht, warum die Musikschule keinen Unterricht erteilen kann, während die Sportaktiven in Fitnessstudios schwitzen dürfen. Sie ist seit 1984 Leiterin der kommunalen Musikschule in Apenrade. Foto: Paul Sehstedt

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Die Apenrader Musikschulleiterin Edna Langeberg Rasmussen ist etwas skeptisch, wenn Eltern ihre Sprösslinge als Wunderkinder anpreisen. Allerdings habe sie aktuell eines unter ihren Fittichen, ist sie überzeugt.

„Der Nordschleswiger“ hat sich mit Edna Langeberg Rasmussen zum Thema Wunderkinder und über den sechsjährigen Noah Heath aus Apenrade unterhalten.

„Ich habe in meiner 37-jährigen Karriere als Musikschulleiterin schon viele vermeintliche Wunderkinder angepriesen bekommen, aber noch nie ist mir ein Kind wie Noah begegnet. Er ist ein ganz besonderes Kaliber – in einer völlig eigenen Klasse“, lautet die Antwort von Edna Langeberg Rasmussen auf die Frage, was ein musikalisches Wunderkind ausmacht. Sie ist seit 1984 Leiterin der Musikschule der Kommune Apenrade.

„Noah war knappe vier Jahre alt, als er vor zwei Jahren zum ersten Mal zu uns kam“, setzt sie fort. „Er besitzt das absolute Gehör und das ist in sich eine ausschlaggebende Besonderheit.“

„Der Begriff Talent lässt sich in vier Kategorien aufteilen: Viele Kinder haben Talent und Fähigkeiten, die gefördert werden können“, erläutert die Schulleiterin. „Einige haben großes Interesse am Musizieren, doch überhaupt kein Talent. Schließlich ist da noch das sprießende Talent, dass durch sehr viel Fleiß sich entwickeln lässt. Noah liegt außerhalb dieser Kategorien in einer Klasse für sich.“

Noah Heath entspannt an der Orgel beim Nachspielen kompliziertester Werke nach einem anstrengenden Kindergartentag und lässt sich auch von der jüngeren Schwester Mira dabei nicht stören. Foto: Paul Sehstedt

„Wie war dein erster Eindruck von Noah?“

„Ich bin aus Erfahrung skeptisch, wenn Eltern mir ihre Sprösslinge als Wunderkinder anpreisen“, antwortet sie ehrlich.

„Als ich entdeckte, welches Talent Noah in Verbindung mit einigen Versuchen an den Tag legte, war ich sprachlos. Wir gaben ihm verschiedene Aufgaben und selbst die schwersten Rhythmen, die er wiederholen sollte, schaffte er ohne Probleme. Die Musikschule hat kein Angebot, das seinem Können entspricht und daher haben wir einen besonderen Unterricht für ihn zurechtgelegt. Erst setzten wir ihn ans Schlagzeug, dann ans Klavier und jetzt lernt er das Geigenspiel nach der sogenannten Suzuki-Methode, der zufolge der Schüler dem Lehrer nachspielt.“

„Was ist ein absolutes Gehör?“

„Wer über ein solches Gehör verfügt, hört alle Fehler, hört alles, das falsch gespielt wird“, informiert Edna Langeberg Rasmussen. „Das kann zu einer Belastung werden und dazu führen, dass das Zusammenspiel mit einem Orchester sehr erschwert wird. Für solche Talente ist die Kirchenorgel das richtige Instrument, denn darauf kann ein Musiker ein ganzes Orchester beherrschen. Eine Orgel ist im Grunde ein Instrument, dass viele Instrumente in sich vereinigt.“

„Welche Berufsmöglichkeiten stehen offen?“

„Wer vor der Wahl steht, Musiker oder einen anderen Beruf zu ergreifen, dem würde ich immer davon abraten, Musiker zu werden“, unterstreicht die Schulleiterin. „Mit einem absoluten Gehör bestehen gute Möglichkeiten im Instrumentenbau. Wer aber keine Zweifel hat und Musiker werden will, der soll sein Ziel verfolgen. Musiker zu sein bedeutet für die meisten 80 Prozent Fleiß und 20 Prozent Eingebung.“

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