Umwelt und Natur

Seeadler zieht es bei eisigen Temperaturen an die Küsten

Seeadler zieht es bei eisigen Temperaturen an die Küsten

Seeadler zieht es bei eisigen Temperaturen an die Küsten

Gravenstein/Gråsten
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In der Nähe ihres Wohnhauses in Gravenstein hat Simone Steinhardt diesen Seeadler beim Verspeisen seiner Beute fotografiert. Foto: Simone Steinhardt

Strandbesucher haben gute Möglichkeiten zum Beobachten der größten heimischen Greifvögel. Vogelkundler sieht beste Lebensbedingungen für die im Winter Wasservögel und Aas fressenden Seeadler.

„Ich konnte zwei Seeadler von unserem Haus aus sehen. Einer landete mit einem Blässhuhn als Beute in einem großen Baum am Waldrand“, berichtet „Nordschleswiger“-Leserin Simone Steinhardt aus Gravenstein, wo es derzeit wie an vielen Küstenabschnitten Nordschleswigs gute Möglichkeiten gibt, die größten heimischen Greifvögel zu sichten. Simone Steinhardt berichtet, dass der Seeadler, nach den äußeren Kennzeichen ein Jungtier, nicht besonders scheu wirkte.

Wasservögel als Beute

Als Beute hatte der Seeadler ein Blässhuhn auf dem Baum sitzend verspeist. Die Wasservögel halten sich in den eisfreien Bereichen der Sildekule und des Nübeler Noors auf. Der nordschleswigsche Vogelexperte Jesper Tofft hatte erst am Dienstag in einer Sendung des regionalen Fernsehsenders „DKsyd“ berichtet, dass sich bei der aktuellen Kälteperiode besonders viele Seeadler im Bereich der nordschleswigschen Förden, rund um die Insel Alsen sowie im Wattenmeer eingefunden haben. „Im Bereich unserer Küsten mit vielen Flachwasserbereichen und vielen überwinternden Wasservögeln, vor allem Enten und Gänse, haben die Seeadler in Nordschleswig beste Nahrungsbedingungen“, so Tofft.

Rund zehn Brutpaare in Nordschleswig

Neben den rund zehn Brutpaaren der Seeadler sind derzeit viele Seeadler aus anderen Teilen Dänemarks und Norddeutschlands an die noch eisfreien Küstenabschnitte gekommen. In Dänemark waren 2020 nicht weniger als 134 Brutpaare gezählt worden. Erst 1996 haben sich die in Dänemark und Schleswig durch Verfolgung durch den Menschen knapp 100 Jahre zuvor ausgerotteten Seeadler wieder in Nordschleswig und in den folgenden Jahren in ganz Dänemark neu angesiedelt.

Überwinterung auch am Wattenmeer

Besonders viele Seeadler sind in den vergangenen Wochen im Wattenmeer gesichtet worden. In Waldstücken in der Nähe der Küste wurden teilweise mehrere Dutzend Seeadler beobachtet, die auf hohen Bäumen übernachteten. Jesper Tofft berichtet, dass Ringe an den Beinen des ersten Brutpaares im Jahr 1996 bei Apenrade (Aabenraa) zeigten, dass beide Vögel in Schleswig-Holstein aufgewachsen waren. Dort hatten Naturschützer jahrzehntelang die zunächst wenigen Brutplätze bewacht.

Die Seeadler erreichen eine Spannweite von bis zu 2,50 Metern. Eine Gruppe in „Dansk Ornitologisk Forening“ (DOF) bemüht sich um den Schutz der Greifvögel, die erst seit 1996 wieder in Dänemark brüten. Foto: DOF / Erik Biering

 

Die Seeadler – die Weibchen erreichen bis zu 2,50 Meter Spannweite, die Männchen bis 2 Meter – jagen im Sommer vor allem Fische, fressen aber auch gern Aas, was einigen Exemplaren im vergangenen Jahr zum Verhängnis geworden ist, weil sie an illegal ausgelegte Giftköder geraten waren.

DOF rechnet mit mehr Brutpaaren

Beim dänischen Vogelschutzverband Dansk Ornitologisk Forening (DOF) sieht der Leiter des dortigen „Projekt Ørn“, Kim Skelmose, dass sich der Brutbestand der Vogelart, die vor Jahrzehnten auch sehr unter Umweltgiften gelitten hatte, auf bis zu 200 Brutpaare erhöht. Aus dem Bereich der nordschleswigschen Westküste wurde 2020 aber auch über gescheiterte Bruten im Bereich der Kommune Tondern berichtet. Die Seeadler brüten zwar auch in der Nähe von Städten, sie reagieren aber vor allem während ihrer bereits Mitte Februar beginnenden Brutperiode empfindlich auf Störungen in der Nähe ihrer auf hohen Bäumen gebauten Horste. 

 

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