Ringreiterfest Apenrade

Oktoberfeststimmung auf dem Ringreiterplatz

Oktoberfeststimmung auf dem Ringreiterplatz

Oktoberfeststimmung auf dem Ringreiterplatz

Apenrade/Aabenraa
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Das Fest schließt am Montag mit dem traditionellen „Frokost“ im großen Zelt (Archivfoto). Foto: Friedrich Hartung

Das Ringreiterfrokost mit anschließender Zeltfete bildet den krönenden Abschluss des Apenrader Ringreitens. Rund 1.700 „Feierbiester“ waren von Sekunde eins an in Partylaune. Wie lange dauerte es in diesem Jahr, bis die ersten Gäste auf den Stühlen tanzten?

Wer Oktoberfeststimmung erleben möchte, muss nicht ganz nach München fahren. Die kann man am ersten Juli-Wochenende  genauso in Apenrade beim Ringreiterfrokost erleben und das sogar an einem normalen Werktag.

Auf dem Stuhl stehen, rechtes Bein auf den Tisch und hoch die „Tassen" – so wird „Hestens Skål" korrekt ausgeführt. Auf diese Weise bedanken sich die Ringreiter beziehungsweise die Ringreiterfrokostteilnehmer bei den Pferden, die an den beiden Vortagen ihre Reiter so tapfer getragen haben. Foto: Friedrich Hartung

Vollgas von der ersten Sekunde

Rund 1.700 Feierbiester haben sich schon vor Wochen die Tickets gesichert, haben den Tag (und sicherlich auch den folgenden) freigenommen, um richtig feiern zu können.

Und das muss man den Apenradern lassen: Sie geben Vollgas von Sekunde eins an. Konferencier Alex Bødiker berichtete, dass er in Hadersleben immer wieder auf die tolle Stimmung beim Apenrader Ringreiterfrokost angesprochen werde. „Sie wollen wissen, ob es stimmt, dass die Teilnehmer schon nach 20 Minuten auf den Stühlen und Tischen tanzen?“, so Bødiker. Seine Antwort muss künftig lauten: „Nein, in Apenrade wird schon nach fünf Minuten auf den Tischen getanzt…“

O.S.3 heizte den Gästen mächtig ein

Gut eingeheizt vom Hausorchester „O.S.3“ wurde schon nach wenigen Minuten die Strapazierfähigkeit des Zeltdaches getestet. Es wurde gesungen, gejubelt und geklatscht.

Für Personen mit zarten Ohren ist das nichts: Der Lärmpegel ist so hoch, dass es ein ganzes Dudelsackorchester kaum schafft, sich Gehör zu verschaffen – mit Unterstützung des Orchesters der dänischen Seestreitkräfte (Søværnets Tamburkorps) gelang es dann doch.

Blumen für Herluf Christiansen

Im Rahmen des Ringreiterfrokostes rief der Vorsitzende des Amtsringreitervereins, Gerth Petersen, Komiteemitglied Herluf Christiansen zu sich auf die Bühne. Christiansen gehört seit 25 Jahren dem Ringreiterkomitee an. „Du bist nicht derjenige, der am lautesten ruft. Sagst du aber etwas, dann wird zugehört“, beschrieb Petersen den Jubilar. Ganz Gentleman überreichte der Vorsitzende den obligatorischen Blumenstrauß für den Jubilaren dessen Ehefrau Lisbeth.

So grimmig wie der Vorsitzende des Apenrader Amtsringreitervereins, Gerth Petersen, dreinblickt, ist er gar nicht. Er ist ein humorvoller Mann. Foto: Friedrich Hartung

„Gyldenspjæts Livret“

Das Hauptgericht beim Ringreiterfrokost besteht aus Tafelspitz mit gestovtem Spitzkohl. In dänischen Speisekarten ist es häufig als „Gyldenspjæts Livret“ zu finden. Eigentlich ist dies einem genialen Übersetzer zu verdanken, der seinerzeit die Aufgabe bekam, den Comic Strip „Bringing Up Father" des amerikanischen Zeichners George McManus über den neureichen, früheren Ziegeleiarbeiter Jiggs (dänisch: Gyldenspjæt), dessen Leibgericht  im Original „Corned Beef and Cabbage“ ist. Der dänische Übersetzer machte daraus „Sprængt oksebryst med stuvet spidskål“. Und seitdem ist das Gericht in Dänemark als „Gyldenspjæts Livret“ bekannt.  

Traditionen werden gepflegt

Beim Ringreiterfrokost werden die Traditionen gepflegt.  Die erste Rede des Tages ist dem Vorsitzenden des ausrichtenden Amtsringreitervereins Gerth Petersen vorbehalten. Er bedankte sich artig bei der hiesigen Wirtschaft und den vielen Freiwilligen, ohne deren Unterstützung ein Fest dieser Größenordnung in Apenrade gar nicht möglich wäre. Petersen verteilte allerdings auch eine Breitseite an die Kollegen aus Sonderburg.

Das Ringreiterfrokost ist eine gute Gelegenheit, den Sänger in sich herauszulassen. Foto: Friedrich Hartung

Einladung an Sonderburg

Die Frotzeleien über den Alsensund sind schon legendär und gehören einfach dazu. „Ich habe gehört, dass die Kommune Sonderburg euren Ringreiterplatz auch für andere Veranstaltungen öffnen möchte. Ihr dürft gerne unseren Platz hier in Apenrade ausleihen. Sagt uns nur, wie viele Galgen wir abbrechen müssen, damit die Anzahl mit den Reitern passt“, sagte Petersen in Richtung seines Sonderburger Amtskollegen Jes Andersen, der genauso wie der Vorsitzende des Gravensteiner Ringreitervereins, Andreas Thomsen Nøhr, zu den geladenen Gästen gehörte.

Die vier nordschleswigschen Bürgermeister, Henrik Frandsen Tondern/Tønder, H. P. Geil, Hadersleben/Haderslev, Thomas Andresen, Apenrade/Aabenraa (obere Reihe v. l.) sowie Erik Lauritzen, Sonderburg/Sønderborg (untere Reihe, l.) freuen sich über weibliche Gesellschaft in Gestalt von der Folketingsabgeordneten Eva Kjer Hansen (untere Reihe, r.) am Politikertisch. Foto: Friedrich Hartung

Titelverteidigung kommt selten vor

Jørgen Schmidt aus Wollerup/Vollerup gelang beim zweitägigen Ringreiterturnier in Apenrade das seltene Kunststück einer Titelverteidigung. „Das ist seit dem ersten Ringreiten 1896 vorher nur zweimal passiert“, betonte der Vorsitzende des Amtsringreitervereins, Gerth Petersen, als er beim Ringreiterfrokost dem König einen Blumenstrauß überreichte. Entsprechend groß war der Beifall für den Wolleruper.

Politprominenz zu Gast

Apropos geladene Gäste: Außer den beiden Ringreitervorsitzenden hatten alle vier nordschleswigschen Bürgermeister sowie die Folketingsabgeordneten Eva Kjer Hansen und H. C. Schmidt und Europaparlamentsmitglied Søren Gade die Einladung aus Apenrade angenommen.

Brückenbauer Benny

Apenrades Bürgermeister Thomas Andresen schoss in seiner Ansprache ein paar „Giftpfeile“ ab. Alle nordschleswigschen Amtskollegen bekamen etwas ab. Besonders Sonderburgs sozialdemokratischer Bürgermeister Erik Lauritzen musste sich ein paar Spitzen gefallen lassen. „Der neue Transportminister kommt bekanntlich aus Sonderburg. Vornehmstes Ziel von Benny (Engelbrecht, red. Anm.) ist es bestimmt, eine Brücke zwischen Alsen und Fünen zu bauen. Passt auf, dass der Schuss nicht nach hinten losgeht. Über Sprogø düsen die Autos ja auch nur hinweg“, erinnerte Andresen an den Bau der Große-Belt-Brücke zu Transportminister Kaj Ikasts Zeiten.

Das Apenrader Lied „Aabenraa Sangen" gehört zu den festen Liedern, die beim Ringreiterfrokost gesungen werden müssen. Der Text stammt aus der Feder von Nis Branderup und ist ein Loblied auf die Schönheit Apenrades. Foto: Friedrich Hartung

Siri kann nicht „æ sproch"

Bürgermeister Andresen nahm sich allerdings auch selbst ein wenig auf die Schippe, indem er auf den in die Hose gegangenen Apple-Deal hinwies. Der Verlust sei nicht so groß, da die Sprachsteuerung Siri auf seinem I-Phone gar kein Sønderjysk versteht.

Vettern- und Kusinenfest

Und auf den Kommentar aus Sonderburg, die noch ihr Ringreiterfrokost ohne Frauen feiern, das Apenrader Pendant als Vettern- und Kusinenfest abtun, hatte Bürgermeister Andresen eine viel bejubelte Antwort parat: „Eines sei euch gesagt: Ich tanze lieber mit meiner Kusine, als mit meinem Vetter!“

Ringreiterkönig Jørgen Schmidt gibt seinen Kumpels einen Schnaps aus. Foto: Friedrich Hartung
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