Schleswigsche Partei

Neue Fjordskole hat sich allen Unkenrufen zum Trotz bewährt

Neue Fjordskole hat sich allen Unkenrufen zum Trotz bewährt

Neue Fjordskole hat sich allen Unkenrufen zum Trotz bewährt

Apenrade/Aabenraa
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SP-Stadtratsabgeordneter Erwin Andresen (r.) und Schulleiter Jens Boddum ergänzten sich gegenseitig und so erhielten die Zuschauer an den Bildschirmen einen guten Einblick in den Schulalltag und in die politischen Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Umzug der Sonderschule von Apenrade nach Krusau. Foto: Karin Riggelsen

Der von der SP Apenrade initiierte virtuelle Besuch in der einst umstrittenen Sonderschule in Krusau gewährte interessante Einblicke hinter die Kulissen der Einrichtung.

Der Umzug der Sonderschule „Fjordskolen“ von Apenrade nach Krusau (Kruså) hat vor vier Jahren den Wahlkampf in der Kommune Apenrade geprägt. 2016 beschloss die Stadtratsmehrheit – inklusive der beiden Stimmen der Schleswigschen Partei (SP) – den Umzug. Die Entscheidung war damals nicht unumstritten – auch unter den SP-Wählern.

In diesem Jahr ist wieder Wahljahr. Für die SP Apenrade war es deshalb ein guter Anlass, sich vor Ort zu informieren, ob sich der Alltag inzwischen in der neuen Fjordskole eingestellt hat, wo vor rund anderthalb Jahren der Unterricht aufgenommen wurde.

Virtueller Besuch

Coronabedingt war ein physischer Besuch nicht möglich. So wurde am Dienstagabend eine virtuelle Besichtigung durchgeführt.

Schulleiter Jens Boddum persönlich führte stellvertretend den Stadtratsabgeordneten Erwin Andresen durch das Gebäude, in dem um die 240 Jungen und Mädchen mit den verschiedensten Behinderungen und Beeinträchtigungen aus ganz Nordschleswig und auch aus der Region Süddänemark unterrichtet werden.

Die einzige Schule ihrer Art in Süddänemark

Nur in Krusau gibt es ein Unterrichtsangebot für Kinder und Jugendliche mit multiplen Behinderungen. Darüber hinaus gibt es weitere Abteilungen für Kinder und Jugendliche mit den verschiedensten physischen und psychischen Beeinträchtigungen. Unterrichtet wird in kleinen Gruppen mit bis zu sechs Schülerinnen und Schülern. Rund 160 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit sowie auf Stundenbasis stehen auf der Gehaltsliste der Schule.

Zufriedene Eltern

Eine große Sorge konnte Schulleiter Jens Boddum den Teilnehmern an der virtuellen Besichtigung gleich nehmen. Ganz viele der Ängste und Befürchtungen, die im Vorfeld des Umzugs seitens der Mitarbeiter und der Elternschaft geäußert wurden, seien nicht eingetroffen. Es werde in Krusau gut und professionell gearbeitet; die Schüler gingen gern dort zur Schule, und die Eltern seien durchweg sehr zufrieden mit dem erteilten Unterricht und den Fortschritten ihrer Kinder.

In der Fjordskole werden Kinder und Jugendlichen mit den verschiedensten physischen und psychischen Herausforderungen unter einem Dach unterrichtet. Damit ist die Schule einzigartig in Dänemark. Auf dem Foto zeigt Schulleiter Jens Boddum einen typischen Klassenraum in der Abteilung A für Kinder mit Beeinträchtigungen im autistischen Spektrum. Foto: Karin Riggelsen

Nicht mehr als 60 Minuten

Ein großer Kritikpunkt war im Vorfeld der längere Anfahrtsweg. Hier habe eine wichtige Entscheidung der Apenrader Kommunalpolitiker jedoch Abhilfe geschaffen. „Keinem Kind darf mehr als 60 Minuten Transportzeit aufgebürdet werden“, sagt Jens Boddum. Der Bau eines Therapiebeckens hat ebenfalls dazu beigetragen, dass die kritischen Stimmen leiser geworden sind.

Problemfeld Raumklima

Noch nicht ganz gelöst sind die Raumklima-Probleme. Auch wenn Messungen des Technologischen Instituts einen möglichen Schimmelpilzbefall einiger Räume nicht bestätigten, so hat die Kommune beschlossen, der Tatsache auf den Grund zu gehen, warum einige Mitarbeiter in bestimmten Räumen Probleme mit Unwohlsein und Kopfschmerz haben. Das Technologische Institut versucht derzeit, die Ursachen zu ergründen.

Die Vorteile des Umzugs

Die in Apenrade noch an mehreren Standorten ansässige Behinderteneinrichtung wurde in den Gebäuden der ehemaligen Kommunalschule in Krusau gesammelt.

Ein großer Vorteil ist, dass der fachliche Austausch unter den Mitarbeitern quasi bei der Begegnung auf dem Flur möglich sei.

Das Hin- und Hergefahre von Mitarbeitern und Schülern zwischen den einzelnen Abteilungen sei weggefallen und erleichtere den Alltag enorm, so Boddum. Ein großes Plus sei es auch, dass die Schule jetzt außer über ein Therapiebecken auch über eine eigene Turnhalle verfüge. Wenn eine größere Sporthalle benötigt werde, sei die Grenzhalle auch nur wenige Gehminuten entfernt.

Riesiges Naturgelände

Dadurch, dass zur Schule ein sechs Hektar großes Grundstück gehöre, konnte für jede Abteilung ein passender Spielplatz angelegt werden. Darüber hinaus gebe es auf dem großen Gelände jede Menge Platz, um die Natur zu erleben. Wald und Strand sind in unmittelbarer Nähe.

Nur wenn die Schüler so etwas wie Stadtflair erleben sollen, müsse die Fahrt nach Apenrade angetreten werden. Da alle Kinder kostenlose Busfahrkarten haben, sei dies auch nicht wirklich ein Problem, so Schulleiter Boddum. Es erfordere nur entsprechende Planung. „Außerdem ist es für die Kinder auch gut und wichtig zu lernen, wie man öffentliche Verkehrsmittel nutzt“, stellt er fest.

Herausforderung angenommen

Den Schritt, sich zum 1. Januar 2019 freiwillig ins Wespennest Fjordskole zu begeben, hat er sichtlich nicht bereut. Jens Boddum war vorher als Schulleiter an der dänischen Schule in Bülderup tätig. Davor leitete er unter anderem eine Nachschule, die sich die Inklusion von Schülern mit besonderen Herausforderungen auf die Fahne geschrieben hatte.

Der Mann ist vom Fach, auch wenn viele seiner Mitarbeiter fachlich klüger sind, wie er lachend zugibt. Sein Job ist es allerdings auch, die Schule zu leiten und nicht, die Kinder zu unterrichten. „Als ich noch in Bülderup war, habe ich gern mal die eine oder andere Unterrichtsstunde übernommen, wenn ein Kollege oder eine Kollegin ausfielen. Das ist hier nicht mehr möglich“, stellt er fest.

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