Wirtschaft

Kommune Apenrade stürzt ab

Kommune Apenrade stürzt ab

Kommune Apenrade stürzt ab

Paul Sehstedt
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
DI-Hauptsitz in Kopenhagen Foto: Dansk Industri

Die Kommune Apenrade ist bei einer DI-Umfrage zur Gewerbefreundlichkeit von Platz 21 auf Platz 48 gerutscht. Bürgermeister Thomas Andresen ist zwar enttäuscht von dem Ergebnis, zeigt sich jedoch kampfbereit.

„Tief bedauerlich“, bezeichnet Hans Olling, Vorsitzender des Gewerbeverbandes Dansk Industri (DI), die Platzierung der Kommune Apenrade auf der Rangliste: ein wahrlicher Absturz von einem  durchschnittlich guten 21. Platz auf eine Schlusslichtposition 48.

Niedrigste Position bisher

„Das ist die niedrigste Platzierung, die die Kommune je in einer DI Erhebung eingenommen hat“, stellt Olling fest und sieht lediglich ein kleines Lichtzeichen: in puncto physische Rahmenbedingungen holte Apenrade leicht auf und belegt in diesem Teil nun Platz 17 statt 22 im Vorjahr.

„Gute Physische Rahmen sind wichtig, damit Betriebe sich entwickeln und neue Arbeitsplätze schaffen können“, so der DI-Sønderjylland Vorsitzende in einer Pressemitteilung anlässlich der Untersuchungsveröffentlichung, an der 93 der 98 dänischen Kommunen teilnahmen.

Die Erhebung ist in neun Kategorien aufgeteilt: Infrastruktur und Transport, Arbeitskraft, Ausbildung, kommunale Sachbearbeitung, Steuern, Abgaben und Gebühren, physische Rahmen, Anwendung privater Dienstleister und Lieferanten, Ansehen der Kommune sowie Information und Dialog mit der Kommune.

Enttäuscht, aber mit Kritik an der Umfrage

„Ich bedaure natürlich, dass unsere Kommune von einem 21. auf einen 48. Platz gerutscht ist“, erklärt Apenrades Bürgermeister Thomas Andresen als „Der Nordschleswiger“ ihn um eine Stellungnahme bat. „Doch bei näherem Durchlesen muss ich verwundert feststellen, dass manche Fragen nicht der Wirklichkeit entsprechen“, setzt das Stadtoberhaupt kampfbereit fort.

Viel investiert

Als Beispiel nennt Andresen den Punkt Infrastruktur und Transport. „Wir haben durch viele Jahre große Summen in die Infrastruktur gesteckt wie etwa den Autobahnanschluss in Brunde. Diese Tatsache wird offentsichtlich nicht berücksichtig“, bemängelt er die Sachlichkeit der Umfrage.

Auch der Punkt Arbeitskraft ist ihm aufgefallen: „Die Arbeitskraftbeschaffung ist keine kommunale Aufgabe, die muss DI selbst lösen. Was unser Jobcenter angeht, haben wir vom Arbeitsministerium höchstes Lob für unseren Einsatz geerntet.“

Information und Dialog weit abgeschlagen

Die Betriebe in Apenrade waren in der diesjährigen Meinungsumfrage besonders kritisch der Kommune gegenüber. Der Punkt „Information und Dialog mit der Kommune“ ist das absolute Tief: dort belegt Apenrade Platz 75.

„Zwischen der Kommune und den Betrieben muss ein größerer Abstand entstanden sein“, meint Olling und fährt fort, dass ein guter Dialog zwischen den Partnern notwendig ist, um Verständnis für die Probleme und Ansichten zu schaffen. Ein guter Informationsstrom von der Kommune über alles ist von nöten, so der Tenor von DI.

Direkter Dialog möglich

„Die Kommunikation kann verbessert werden, und niemand ist bisher vergebens zu mir gekommen, um ein Problem zu besprechen“, sagt dagegen Thomas Andresen. „Dialog beruht aber auf Gegenseitigkeit und wenn DI sich an die Kommune wendet, werden wir natürlich mit ihnen reden.“

Zur Kategorie Steuern, Abgaben und Gebühren vertritt er eine ganz klare Stellung: Sachbearbeitungsgebühren für Bauanträge sollen nicht durch Einschnitte in anderen Bereichen finanziert werden. Dies mag der Beliebheit der Kommune bei den befragten Mitgliedern von DI-Sønderjylland in Apenrade abträgig sein, und das muss dann so sein, meint der Bürgermeister.

Überleben wird schwieriger

Das Ansehen der Kommune ist von Rang 38 auf 68 gesunken. Diese Kategorie beleuchtet die Fähigkeit der Kommune, erfolgreiche Betriebe anzuziehen und festzuhalten sowie neue Bürger in die Kommune zu locken. Dazu Olling: „Drei der vier nordschleswigschen Kommunen haben ein Problem mit dem Ansehen und dies ist ein wichtiges Gebiet, bearbeitet zu werden. Die Kommunen überleben nur, wenn sie neue Betriebe und Bürger heranziehen können!“

Keine schlaflosen Nächte

„Ich stelle mir jedoch die Frage, ob die richtigen Personen die Antworten gegeben haben“, fährt Andresen fort. „Ist die Sachlichkeit gewahrt und wie viele Betriebe in Apenrade sind DI-Mitglieder. Die 90 Unternehmen sind wahrscheinlich nicht ausschlaggebend im Verhältnis zur Gesamtzahl.“ Schlaflose Nächte wegen dem Umfragresultat sieht Bürgermeister Andresen jedenfalls nicht auf sich zukommen.

Business Aabenraa bietet Hilfe an

„Business Aabenraa will sehr gerne helfen, um das Ansehen der Kommune zu verbessern und herausfinden, wo bei den Betrieben der Schuh im Verhältnis zur Verwaltung drückt“, erklärt Helle Malene Kjølsen Olsen. Direktorin von Business Aabenraa, als „Der Nordschleswiger“ sie auf das Resultat der diesjährigen DI-Erhebung über die Gewerbefreundlichkeit der dänischen Kommunen befragte. 

„Ich bin neugierig darauf, welche Gründe die Betriebe dazu bewegt haben, die Fragen so zu beantworten“, setzt die Direktorin fort. „Business Aabenraa kann nicht in eine Sachbearbeitung aktiv eingreifen, doch wir können und wollen auch sehr gerne Betrieben beratend helfen. Das geschieht natürlich unter voller Vertraulichkeit und wir geben keine Informationen weiter an die Kommune.“

„Der gegenseitig Dialog ist wichtig, damit wir wissen, ob unser Angebot gut ist“, sagt Helle Malene Kjølsen Olsen und sagt abschließend: „Wir sind auf jeden Fall bereit, den Dialog mit den Betrieben aufzunehmen.“    

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