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Julie und ihre schwere Entscheidung

Julie und ihre schwere Entscheidung

Julie und ihre schwere Entscheidung

Apenrade/Aabenraa
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Julie Alsbro Thomsen pfeift seit drei Jahren bei Fußballspielen. Foto: Paul Sehstedt

Die 18-Jährige ist Fußballschiedsrichterin und hatte während eines Spiels ein Erlebnis mit Folgen, die noch heute – über ein halbes Jahr später – wirken.

„Politiken“, „Berlingske“ und weitere Zeitungen berichteten über Julie Alsbro Thomsen, die bei einem Spiel als Fußballschiedsrichterin von einem Spieler verbal und auch körperlich attackiert wurde. Der Vorfall geschah Mitte September vergangenen Jahres, und immer noch ist er nicht abgeschlossen, denn die resolute junge Frau hat den Fall nicht nur dem dänischen Fußballverband gemeldet, sondern auch privat Anzeige bei der Polizei wegen körperlicher Bedrohung gestellt.

Trotzdem noch Träume

Julie Alsbro Thomsen ist 18 Jahre jung, und die Schiedsrichterei macht sie aus Leidenschaft, aus Liebe zum Sport. Gerade im Sommer hat sie die Staatsschule Apenrade mit dem Abitur verlassen. Die Schiedsrichterausbildung hat sie vor drei Jahren abgeschlossen und seitdem über 80 Spiele gepfiffen. Bisher bis zur Serie 4. Ihr Traum ist es, irgendwann einmal in der Superliga zu pfeifen, wie sie erzählt.

Julie Alsbro Thomsen (im Hintergrund) bei einem Spiel als Schiedsrichterin Foto: Privat

Und den Traum verfolgt sie weiterhin. „Der Vorfall hat dem keinen Abbruch getan“, sagt die junge Frau. Sie ist bisher die einzige Fußballschiedsrichterin in Nordschleswig.

An die Situation erinnert sich Julie noch, „als wäre es eben grad passiert. Es hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt“, sagt sie im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Beschimpft und angegriffen worden

„Nach einer Spielsituation verlangte einer der Spieler einen Freistoß. Den habe ich aber nicht gegeben. Daraufhin hat er gesagt ,Hold kæft, hvor er du sej‘". Dafür gab sie ihm die Gelbe Karte. Das brachte den wesentlich älteren Spieler aus der Fassung. Er beschimpfte sie: „Du er så fucking ring’.“ Dafür bekam er die zweite Gelbe Karte. Die quittierte er, in dem er Julie im Vorbeigehen anrempelte, sodass sie fast das Gleichgewicht verlor. „Nach kurzer Zeit, in der ich mich fassen musste, habe ich die Rote Karte gezeigt“, erzählt sie. Das wiederum war dem Mann in den 30ern noch weniger recht. Er beschimpfte sie. „Møgluder hat er zu mir gesagt und mich bespuckt“, erinnert sie sich.

Sperre und Anzeige

Der Fall wurde dem dänischen Fußballverband DBU und auch dem Schiedsrichterverband gemeldet. Doch nachdem Julie Alsbro Thomsen die Geschichte zu Hause mit ihren Eltern besprochen hatte, hat sie Anzeige bei der Polizei erstattet.

„Ich bin nicht sehr empfindlich, was solche Situationen angeht, aber hier wurde aus meiner Sicht ganz klar eine Grenze überschritten. Ein verbaler Ausrutscher ist eine Sache, aber mehrere davon und dazu noch ein körperlicher Angriff, das ist nicht in Ordnung“, findet sie. „Da wird ehrenamtliche Arbeit mit Füßen getreten. Ich mache das, weil es Spaß macht und ich Spaß am Sport und an sportlichem Verhalten habe“, meint sie.

Verschobener Gerichtstermin

Vom Fußballverband gab es eine schnelle Entscheidung. Der Spieler wurde für sechs Spieltage suspendiert. Der Verein aus Ekensund (Egernsund) hat sich etwa eine Woche nach dem Spiel öffentlich entschuldigt und ein Versöhnungsgespräch mit der Schiedsrichterin angeboten. Das habe sie jedoch abgelehnt, weil ihr davon abgeraten wurde. „Weil die Sache vor Gericht geht“, wie sie erklärt.

Julie Alsbro Thomsen mit weiteren Schiedsrichterinnen Foto: Privat

Der Abschluss verzögert sich jedoch. „Es wäre schön, die Sache endlich hinter mir lassen zu können. So ein Termin vor Gericht ist belastend, auch für mich“, sagt die Apenraderin. Der Termin stand schon fest. Am 9. November sollten sich die Parteien vor dem Richter in Sonderburg (Sønderborg) treffen. Doch daraus wurde nichts. „Eine Stunde, bevor ich losfahren wollte, bekam ich einen Anruf. Der Termin wurde wegen Krankheit abgesagt“, erzählt Julie. Enttäuschend für sie, denn nun muss sie weiterhin auf den Abschluss warten. „Sicher ist das belastend“, findet sie. Die Parteien sollen sich erst im Frühjahr vor dem Richter treffen.

Doch sie wolle trotz allem weiterhin die Schiedsrichterpfeife in die Hand nehmen, um Fußballspiele zu leiten. „Das macht mir Spaß, und den lasse ich mir von dieser Geschichte nicht kaputt machen“, sagt Julie Alsbro Thomsen.

 

 

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