Schulwahl

Die Jugend wählt das Parlament

Die Jugend wählt das Parlament

Die Jugend wählt das Parlament

Meike Riewerts
Apenrade/Aabenraa
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Sie dürfen wählen: Cille Bruhn, Finn Oriwohl und Anika Hinrichsen. Foto: Meike Riewerts

Wie würde das dänische Parlament aussehen, wenn Schüler das Recht hätten, das zu bestimmen? Am Donnerstag gibt es dank der landesweiten Schülerwahl die Antwort.

Am Donnerstag wird in Schulen in ganz Dänemark gewählt. Bei der sogenannten Schulwahl (skolevalg) imitieren Schüler aus den Klassenstufen acht bis zehn die Folketingswahl – nach gründlicher Vorbereitung. Drei Wochen lang stand das Thema Wahl auf dem Stundenplan – auch an der Deutschen Privatschule Apenrade (DPA).

Im Fach Gesellschaftskunde konnten sich die Schüler der 8. und 9. Klasse an der DPA von insgesamt 24 Schlüsselthemen drei aussuchen, mit denen sie sich näher beschäftigen wollten. „Eines meiner Themen war ökologische Landwirtschaft. Ich bin auf dem Land aufgewachsen und bin für diesen Umstieg, weil es einfach besser fürs Klima ist“, erklärt die 14-jährige Anika Hinrichsen. Ihre Mitschülerin Cille Bruhn hat sich mit der Verkürzung der Schultage für Grundschüler auseinandergesetzt: „Es wurden längere Schultage eingeführt, damit Hausaufgaben schon in der Schule erledigt werden können. Das hat nicht geklappt, und jetzt haben die Kinder weniger Freizeit“, so die 15-Jährige. Finn Oriwohl, ebenfalls aus der 9. Klasse, hat sich mit der aktiven Sterbehilfe beschäftigt: „Ich finde, wenn man sterben möchte, dann sollte man das auch dürfen.“ Auch für eine zweite Ausbildung habe er sich eingesetzt, „weil man so viele Möglichkeiten haben sollte wie möglich“, so der 15-Jährige. Zu den ausgewählten Themen erarbeiteten die Schüler Kampagnen und entwickelten Wahlplakate.

„„Vorher habe ich gar nicht über Politik nachgedacht"

In den drei Wochen wurden den Schülern die verschiedenen Parteien vorgestellt, wie diese im Folketing verteilt sind, und es wurden die Ideologien besprochen, für die die unterschiedlichen Parteien stehen. „Vorher habe ich gar nicht über Politik nachgedacht. Jetzt wüsste ich, wen ich wählen würde“, stellt Anika Hinrichsen fest. „Ich habe gelernt, wie eine Wahl überhaupt abläuft“, bemerkt Cille Bruhn. Auch Finn Oriwohl ist der Meinung, dass er durch das Programm gut in die Politik eingeführt wurde, „außerdem haben die eine sehr gute Homepage, und man bekommt mit, was andere Schüler interessiert.“ 

Damit sind die Schüler gut vorbereitet auf die Podiumsdiskussion mit sechs Jugendpolitikern der Jugendorganisationen von Sozialdemokraten, Dänischer Volkspartei, Venstre, Liberaler Allianz, Radikaler Venstre und der Konservativen. Diskussionsthemen sind kürzere Schultage in den Volksschulen, die Abschaffung der Notenpflicht in den weiterführenden Schulen sowie die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe. „Ich werde fragen, wie die Verkürzung der Schultage genau ablaufen wird, ob die Pausen kürzer werden oder die Unterrichtsstunden, und ob wir dann mehr Hausaufgaben bekommen“, verrät Finn Oriwohl.

Im Februar zum Sekretariat der deutschen Minderheit

Die Schulwahl wird genauso durchgeführt wie die Folketingswahl für Erwachsene. Die lokalen Resultate werden dann an das Bildungsministerium weitergegeben. Nach Erhalt aller Stimmen wird das landesweite Ergebnis bekannt gegeben. Organisiert werden die Schulwahlen vom dänischen Parlament (Folketinget) und dem Bildungsministerium in Zusammenarbeit mit Dansk Ungdoms Fællesråd (DUF).

Und mit der Wahl ist das Programm noch nicht vorbei: Anfang Februar fahren die 9. Klassen der DPA nach Kopenhagen und besuchen das Sekretariat der deutschen Minderheit und das Folketing, wo sie die Möglichkeit haben werden, ein eigenes Parlament aufzustellen. Danach geht es dann in die wohlverdienten Winterferien.

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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