EU-Wettbewerbsrecht

Jordkircher Stahlkonstruktionswerk hat die Konkurrenz aus China im Nacken

Jordkircher Stahlkonstruktionswerk hat die Konkurrenz aus China im Nacken

Valmont SM hat die Konkurrenz aus China im Nacken

Jordkirch/Hjordkær
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Europaparlamentarierin Christel Schaldemose (Mitte) besuchte kürzlich auf Einladung der Metallergewerkschaft das Jordkircher Stahlkonstruktionsunternehmen Valmont SM. Auf dem Foto (v. l.): Metallarbeiter Daniel Koch, Entwicklungschef Oluf Lauridsen, Christel Schaldemose, Direktor Jens Holk Nielsen und Gewerkschaftler Kim Hauborg Foto: Pressefoto

Die Europaparlamentarierin Christel Schaldemose hat sich vor Ort über die Herausforderungen der dänischen Wirtschaft informiert. Sie will sich für eine Reform des EU-Wettbewerbsrechts einsetzen.

In Jordkirch besteht bei dem großen Stahlkonstruktionsunternehmen Valmont SM die große Sorge, dass das der nordschleswigsche Hersteller von Windmühlenteilen und Konstruktionen für die Offshore-Industrie im Wettbewerb vor allem mit chinesischen Konkurrenten den Kürzeren zieht, wenn das Wettbewerbsrecht der Europäischen Union (EU) nicht bald reformiert wird.

Die dänische, sozialdemokratische Europaparlamentarierin Christel Schaldemose hat versprochen, sich in Brüssel für diese Reform stark zu machen.

Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze

Schaldemose war erst kürzlich auf Einladung der dänischen Metallergewerkschaft in Jordkirch.

Die Tatsache, dass die Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze bangen müssen, weil China unter anderem mit seiner protektionistischen Investitionsstrategie enorme Wettbewerbsvorteile erlangt, ließ die Politikerin nicht unbeeindruckt.

Valmont SM in Jordkirch beschäftigt derzeit 600 Mitarbeiter.

Dass der Wettbewerb zwischen Europa und China „nicht fair verläuft“, hat schon EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, Luxemburg, festgestellt und dennoch ist bislang noch nichts passiert.

Höhere Personalkosten

Es ist kein Geheimnis, dass die Personalkosten in Europa weit höher sind, als in China; erschwerend kommt laut Valmont-Direktor Jens Holk Nielsen jedoch hinzu, dass die EU im Jahr 2016 Zölle auf Rohmaterial aus China einführte, aber nicht auf verarbeitete Komponenten.

Christel Schaldemose lässt sich von Unternehmensdirektor Jens Holk Nielsen die Wettbewerbsnachteile mit der chinesischen Konkurrenz erläutern. Foto: Pressefoto

„Rohmaterial aus China ist mit Zöllen in Höhe von 65 bis 73 Prozent belegt. Wenn die Materialien allerdings zum Beispiel in einem Turm für eine Windkraftanlage verbaut sind, werden indes keine Zölle berechnet. Das hat in der Praxis dazu geführt, dass der europäische Markt unter anderem mit Türmen aus China zu günstigen Preisen überschwemmt wurde“, sagt Holk Nielsen. Eine Reihe europäischer Hersteller hat deshalb schon den Schlüssel umdrehen müssen.

Hinzu kommt die CO2-Zielvorgabe

Für Valmont SM kommt die CO2-Zielvorgabe der dänischen Regierung erschwerend hinzu, so der Unternehmensdirektor. Die dänische Regierung hat beschlossen, dass der CO2-Ausstoß bis 2030 um 70 Prozent reduziert werden muss. Entsprechend hat das Jordkircher Unternehmen in neue Technik investiert.

„Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Entwicklungschef Oluf Lauridsen. Er könne aber nicht verstehen, dass bei öffentlichen Ausschreibungen die CO2-Emission als Parameter gar nicht gefordert wird. Lauridsen hält es zudem für extrem befremdlich, dass die Europäer Arbeiten an dem anderen Ende der Welt durchführen lassen, wo der CO2-Ausstoß fünf- bis siebenmal höher ist als in Europa. „Die Emission beim Transport dabei noch nicht einmal mitberechnet“, stellt der Entwicklungschef fest.

EU-Abgeordnete Christel Schaldemose mit Entwicklungschef Oluf Lauridsen (l.) und Direktor Jens Holk Nielsen Foto: Pressefoto

Klage bei der EU läuft

Zusammen mit anderen europäischen Unternehmen hat Valmont SM eine entsprechende Klage bei der EU eingereicht, die aktuell im System behandelt wird.

„Natürlich müssen wir im EU-Parlament für faire Bedingungen der Unternehmen in unseren Mitgliedsländern sorgen“, stellt die dänische Abgeordnete nach ihrem Besuch in Jordkirch fest. „Selbstverständlich muss auch der CO2-Ausstoß sowie die Ableitung anderer Stoffe berücksichtigt werden. Es muss den Unternehmen, die die geringsten Fußabdrücke hinterlassen, doch zugutekommen“, sagt Christel Schaldemose und verspricht, die Problematik mit ihren Kollegen im EU-Parlament zu besprechen.

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