Klipleffer Markt 2019

Jäger und Sammler

Jäger und Sammler

Jäger und Sammler

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Klipleff/Kliplev
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Ein kleiner Junge freut über seinen Flohmarktkauf.
Es gibt sie auch in ganz junger Ausgabe – die Flohmarktbesucher und Schnäppchenjäger. Foto: Karin Riggelsen

Für passionierte Flohmarktbesucher ist der Klipleffer Markt ein Muss. Hier gibt es vor allem am Sonnabend und Sonntag jede Menge Kuriositäten und vielleicht auch Raritäten zu bewundern und natürlich auch zu kaufen. Büchereidirektorin Claudia Knauer zählt sich selbst zum Kreis der „Schnäppchenjäger".

Der Sommer kommt – vielleicht. Auf jeden Fall erweitert sich das Revier für die Sammler und Jäger unter uns beträchtlich. Wobei hier – anders als im Alltag sonst – das Sammeln und das Jagen untrennbar zusammengehören. Es geht um die Floh-und Kramermärkte, die hierzulande oftmals Ringreiterfeste und andere örtliche Vergnüglichkeiten begleiten.

Die erfahrene Marktgängerin (in der männlichen Version kommt diese Spezies eher selten vor), die im Winter ihren Trieben in den diversen „Genbrugsbutikker“ (für die deutschen Leser: Second-Hand-Läden mit sozialem Hintergrund) nachgehen muss, hat jetzt freies Spiel. Sie weiß nicht, was sie will, aber sie erkennt es mit sicherem Blick, wenn sie es sieht.

Manchmal weiß sie auch, was im Haus noch fehlt oder welche Sammlung noch mit welchem Stück ergänzt werden muss, aber dann liegt daneben etwas anderes und das kommt dann – auch – mit. Beispiel?

In der Reihe der Keramikdosen, die liebevoll mit „Zimt“, „Zucker“, „Reis“ oder „Mehl“ beschriftet sind, fehlt noch der „Pfeffer“.

In Zeiten von Unverpackt-Läden werden solche Behältnisse immer wichtiger, das soll man nicht unterschätzen. Wenn jetzt die ultimative Dose „Pfeffer“ gefunden wird und daneben dann noch „Nelken“ stehen, wird diese Keramikdose natürlich mitgekauft.

In der Wissenschaft des Lesens oder Suchens von Büchern oder Artikeln nennt man das Serendipität – man findet etwas, was man nicht gesucht hat, aber es bereichert das Leben. Worauf würde das besser zutreffen als auf den Fall „Pfeffer“ und „Nelken“? 

Die Dose wird natürlich nicht so einfach gekauft. Es wird gewogen, diskutiert, der Preis in Zweifel gezogen, angeboten, zurückgenommen und schließlich einigt man sich in der Mitte.

Südländische und ägyptische Händler im Suq könnten hier noch was lernen. Als unkundiger Ausländer entlarvt sich, wer sofort und ohne Zögern bezahlt.

Jede/r, der auf den Flohmärkten herumstöbert, kennt dieses Gefühl des Triumphs, wenn das begehrte Objekt in der Tasche landet und dann zu Hause der staunenden (manchmal auch entsetzten) Familie präsentiert wird. Genau diese Lava-Lampe hat immer schon gefehlt, und da stört es auch gar nicht, dass sie quietschrosa ist.

Die Jagdstrecke wird an manchen Sommertagen verblasen und dann beginnt das Sammeln. Denn die Trophäen müssen untergebracht werden. Nur Narren rücken die Beute später wieder raus. Oder diejenigen, die ein Umzug oder der/die Partner/in dazu zwingt.

Ich erinnere mich noch gut an die wunderbaren hohen Kakao- und Kaffeetassen, die, wie ich weiß, sehr viel Geld kosten, und die ich auf dem Flohmarkt erwarb. Aber alles Irdische ist vergänglich, sie sind schon Porzellanstaub geworden. Das hat allerdings den Vorteil, dass ich nach neuen Objekten Ausschau halten kann.

Und wenn der Flohmarkt nichts mehr bietet, kann man auf dem Kramermarkt Socken im 20er-Pack erstehen, die perfekte Wagenpflege kaufen (leider nicht den Wagenpflegenden dazu) oder sich darüber wundern, welche T-Shirts mit welchem Aufdruck die Welt offenbar braucht. 

Jeder Gang über die Märkte bereichert – indem man die Taschen der Verkäufer mit Geld und die eigenen mit Gut füllt oder indem man sich wundert, was man alles nicht braucht.

Sommer – du kannst kommen. 

Schmuckverkäuferin und Interessentin an einem der vielen Stände des Klipleffer Marktes.
Zwei Damen feilschen um den Preis. Das gehört dazu. Foto: Karin Riggelsen
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