Digitales Mobbing

Das glücklichste Volk der Welt und seine bloßgestellten Kinder

Das glücklichste Volk der Welt und seine bloßgestellten Kinder

Das glücklichste Volk der Welt und seine bloßgestellten Kinder

Gesche Picolin
Gesche Picolin Journalistin
Apenrader/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Gleichstellungsministerin Eva Kjer Hansen badet in der Menge - in der Aula der Apenrader Kongehøjskole. Foto: Gesche Picolin

Zum Thema digitales Mobbing hat am Montag Ministerin Eva Kjer Hansen (Venstre) die Apenrader Kongehøjskole besucht. Sie kam mit den Schülern ins Gespräch.

Gleichstellungsministerin Eva Kjer Hansen (Venstre) war am Montag zu Besuch in der Mittelstufe der Apenrader Kongehøjskole. Anlass des Besuchs war der sogenannte „Umbrella-Fall“, wo um die 1.000 Menschen angeklagt sind, ein Sex-Video von Minderjährigen über Facebook geteilt zu haben.

Der Besuch geschah in Zusammenarbeit mit der Kinderhilfsorganisation Red Barnet, dessen Partnerschule die Apenrader Schule ist. Die Ministerin wollte mit den Schülern ins Gespräch kommen und von den Erfahrungen der Schüler hören. Denn laut Schulleiterin Vibeke Domar Fischer habe es auch hier einzelne Fälle gegeben, bei denen deren Persönlichkeitsrechte verletzt worden waren. „Allerdings sind das Dinge, für die sich die Schüler schämen, und wenn überhaupt, dann erfährt die Schulleitung davon als letztes.“

Schulleiterin Vibeke Domar Fischer, im Hintergrund die Ministerin Foto: Gesche Picolin

Die Ministerin konnte sich in einer achten Klasse umschauen, wo am Vormittag neues Aufklärungsmaterial der Organisation Red Barnet durchgegangen wurde. Anschließend traf sich die Schulgemeinschaft mit der Ministerin in der Aula. Schulleiterin Domar Fischer leitete ein mit den Worten: „Ich habe Glück, dass ich so alt bin, damals gab es die Problematik noch nicht.“

In ihrer Rede ging Kjer Hansen dann auf das Thema Einvernehmen ein: „Es ist absolut in Ordnung, dass man sich selbst nackt fotografiert. Und dass man das Nacktfoto an seinen Freund schickt, wenn der das möchte.“ 

Bei der digitalen Bloßstellung dagegen geht es vielfach um das Überschreiten von Grenzen, indem man etwas öffentlich macht, ohne die Erlaubnis dazu zu haben. Sie ging auch auf das Strafmaß beim Teilen von bloßstellenden Videos, Bildern oder Mitteilungen ein: Es drohen nämlich Bußgeld oder bis zu drei Jahren Haft.

„Wir Dänen sind wieder und wieder unter den Glücklichsten auf der Welt. Dänischen Kindern stehen alle Möglichkeiten offen. Trotzdem gibt es eben auch Jugendliche, die gemobbt werden. Denen geht es schlecht. Das verursacht Stress, und so werden sie schließlich schlecht in der Schule“, erklärte die Ministerin den Apenrader Schülern.

Von Nacktheit zu nackten Zahlen

Kjer Hansen kam auf die Statistik zu sprechen. In der Altersgruppe der 16- bis 24- jährigen Mädchen gibt es in Dänemark demnach 27, 2 Prozent, die schon mal durch anzügliche Mails oder Anrufe gemobbt wurden, oder die anderweitig auf den sozialen Medien bloßgestellt wurden. Ganze 11,4 Prozent der Gruppe geben an, innerhalb des vergangenen Jahres einem sexuellen Übergriff ausgesetzt gewesen zu sein. 

Auch seien die Jugendlichen in der Region Süddänemark und Nordschleswig besonders belastet. 42 Prozent der jungen Frauen und 23 Prozent der jungen Männer klagen über Stress. 

Die Ministerin machte auf die Kampagne Stop dig selv! (Stoppe dich selbst) aufmerksam. Hier können diejenigen, die Kränkendes gepostet haben, und das wieder rückgängig machen möchten, Hilfe bekommen. Doch auch Opfer sexueller Verletzung erfahren Unterstützung: Wer nämlich erlebt, dass ein Bild von sich online auftaucht, ohne dazu klares Einverständnis gegeben zu haben, kann sich somit an www.redbarnet.dk/sletdet wenden.

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