Geschäftswelt

Gemischte Gefühle bei Apenrader Einzelhändlern

Gemischte Gefühle bei Apenrader Einzelhändlern

Gemischte Gefühle bei Apenrader Einzelhändlern

Apenrade/Aabenraa
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Die meisten Apenrader Geschäfte haben inzwischen wieder geöffnet. Foto: Jan Peters

Die Apenrader Innenstadt erwacht nach ihrem „Corona-Schlaf“ langsam wieder zum Leben. Die Stimmung unter den Geschäftsleuten ist unterschiedlich – doch in einem stimmen alle überein.

Die dänische Regierung hat mit vorsichtigen Öffnungsmaßnahmen begonnen. Auf den Schulhöfen und in den Kindergärten sind wieder Kinder zu hören. Und auch die Apenrader Innenstadt erwacht nach dem positiven Signal aus Kopenhagen wieder aus dem „Corona-Schlaf“. Die Geschäfte haben seit Dienstag zum großen Teil wieder geöffnet, und Menschen schlendern durch die Einkaufsstraße.

Doch wie ist die Stimmung unter Geschäftsleuten vor Ort? „Der Nordschleswiger“ hat einige von ihnen befragt.

Die Antworten sind dabei sehr unterschiedlich. Doch in einem sind sich die Befragten einig: Sie hoffen alle, dass die Apenrader sich auch weiterhin nach der Corona-Krise daran erinnern, an den lokalen Handel zu denken, wenn sie ihre Einkäufe tätigen wollen.

Miriam Norsk ist Inhaberin des Mode- und Accessoiregeschäfts „Norsk“. Foto: Jan Peters

Miriam Norsk hatte sich entschlossen, ihr Geschäft zu schließen, zur Sicherheit der Kunden, erklärte sie. Nun hat sie seit Dienstag nach Ostern die Türen wieder geöffnet und freut sich auf ihre Kunden, „die ich sehr vermisse“, wie sie sagte. Sie bietet Damenmode, zum Teil auch selbst genäht, sowie Wohnaccessoires an.

Sie hat sich in den vergangenen Wochen viel damit auseinandergesetzt, wie sie den Verkauf ihrer Waren am Laufen halten kann, ohne dass die Kunden in den Laden kommen müssen. „Der Web-Shop, den ich schon vorher betrieben habe, war dabei eine große Hilfe. Darüber konnte ich einige Umsätze machen. Außerdem habe ich Instagram genutzt, um Kunden über meine Angebote zu informieren. Beide Bereiche habe ich in den vergangenen Wochen ausgebaut“, erzählt sie. Die Käufe wurden den Kunden dann geliefert. Dabei habe sie viel Neues ausprobiert. „Das muss man in dieser Situation“, findet die kreative Ladeninhaberin. So wird sie am Sonnabend zum ersten Mal einen Livestream machen, bei dem sie den Kunden ihre Waren präsentiert. Die Kunden können die Sachen dann direkt kaufen – die Bezahlung erfolgt per Mobilepay – und bekommen sie dann zugeschickt oder können sie im Laden abholen.

Treue Stammkunden

Sie kann – glücklicherweise, wie sie findet – auf eine gute Stammkundschaft schauen, die ihr auch in der Corona-Krise die Treue gehalten hat und Waren bei ihr kaufte. Deshalb gehe es ihr „finanziell noch recht gut“. Doch trotzdem ist sie auf den Hilfstopf der Regierung angewiesen, ohne den sie „wohl arg in Bedrängnis kommen würde“. Und auch die Hilfe der Lieferanten, die ihr derzeit Zahlungsaufschub gewähren, nimmt sie gerne an.

Sie versucht, positiv in die Zukunft zu schauen, probiert Neues aus. Froh ist sie auch über die Hilfe, die sie aus dem Freundeskreis bekommt. „Es gibt schon Tage, da ist es schwer, den Kopf hoch zu halten. Dann ist es gut, wenn jemand da ist, der einem aufhilft.“

Jacob Carstensen hatte sich entschieden, das Geschäft geöffnet zu lassen, um „ein wenig Normalität für alle zu bewahren“. Foto: Jan Peters

Jacob Carstensen von „Carstensens Tehandel“ hat sein Geschäft für den Kundenverkehr geöffnet gehalten. „Ich finde, es ist das falsche Zeichen zu schließen“, erklärte er. „Wenn auf die Einhaltung der Vorschriften geachtet wird, unter anderem die Desinfektion der Hände und den Abstand zu einander, dann sollte es kein Problem sein – weder für die Mitarbeiter noch für die Kunden“, begründet er die Entscheidung. Außerdem: „Wenn wir geöffnet haben, ist das ein Zeichen für die Menschen, dass der ,Alltag' weitergeht“, fügt er hinzu.

Die Unsicherheit der Kunden sei zu bemerken. „Es sind  weniger Kunden gekommen, als wir sonst in dieser Zeit verzeichnen können“, berichtete er. Das ändere sich jedoch nun, wo auch die anderen Geschäfte ihre Türen für den Publikumsverkehr wieder öffnen.

Mit Web-Shop der Krise getrotzt

In den vergangenen Wochen hat sich der Teehändler auch mit seinem Web-Shop über Wasser gehalten, der „noch besser angenommen wurde“, wie der Ladenbesitzer sagte. Finanzielle Einbrüche musste jedoch auch Jacob Carstensen verbuchen.

Er wünscht sich, dass die Zusammenarbeit der Apenrader Einzelhändler in der Fußgängerzone besser funktioniert. „Erst jetzt haben wir begonnen, gemeinsame Projekte zu starten. Das hätte schon viel früher in Angriff genommen werden sollen“, findet Carstensen. Eines der neu initiierten Projekte ist ein gemeinsamer Gutschein, der für den Teehandel, den Apenrader Kunsthandel sowie den Strickladen „Knit happens“ gilt.

Hanne Bucka Mattesen ist Inhaberin des Bekleidungsgeschäftes „New York“. Sie musste leider Mitarbeiter nach Hause schicken, wie sie berichtete. Foto: Jan Peters

Hanne Bucke Mattesen ist Inhaberin des Damen- und Herrenbekleidungsgeschäftes „New York“. Ihr sind die vergangenen Wochen, in denen sie ihren Laden teilweise geschlossen hatte, anzumerken. „Ich musste meine Mitarbeiter nach Hause schicken“, berichtet sie traurig. Die Umsätze sind bei ihr um 50 Prozent eingebrochen und das, obwohl sie ihren Web-Shop weiterhin betreibt und auch auf Instagram viel Werbung gemacht hatte. Das habe viel Zeit und Kraft gekostet, berichtete sie.

Das Geschäft hatte sie erst geschlossen, dann jedoch für einige Stunden geöffnet. „Das hat die Kunden verwirrt“, weiß sie heute. Deshalb ist sie nun wieder dazu übergegangen, zu den regulären Zeiten geöffnet zu haben.

Positives in der Krise

Positives kann sie der Situation dennoch abgewinnen. „Ich habe mehr Zeit für die Kunden, und die Kunden bringen in dieser Krisenzeit eine außergewöhnliche Ruhe mit in den Laden“, erklärte sie.

Sie hofft nun, dass sich die Lage weiter entspannt und vor allem, dass sie ihre Mitarbeiter wieder im Laden begrüßen kann.

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