Portrait

Für Christel ist das Dudelsack spielen mehr als ein Hobby

Für Christel ist das Dudelsack spielen mehr als ein Hobby

Für Christel ist das Dudelsack spielen mehr als ein Hobby

Apenrade/Aabenraa
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Ein Leben ohne Dudelsack – für Christel Tøgesen nicht mehr vorstellbar Foto: Karin Riggelsen

Den Dudelsack spielt Christel Tøgesen seit zehn Jahren. Es ist inzwischen mehr als nur ein Hobby – es ist für sie eine Lebenseinstellung geworden.

Bei einem Schottlandbesuch vor 20 Jahren hat alles begonnen. Damals traf Christel Tøgesen in den „Highlands“ auf einen Dudelsackspieler, der sie sehr in den Bann zog „mit seiner besonderen Musik“, wie sich die Apenraderin erinnert. „So wollte ich auch gern spielen können“, wünschte sie sich. Der Wunsch geriet jedoch schnell in Vergessenheit. „Wo sollte man auch in Dänemark, geschweige denn in Apenrade, Dudelsack spielen“, fragt Christel. Doch gute zehn Jahre später tat sich eine Lösung auf, und seither ist das Dudelsackspielen zur Lebenseinstellung der lebenslustigen Frau geworden. 

Auch in Nordschleswig möglich

In einer Annonce in der Zeitung hat sie entdeckt, dass es in Sonderburg den Verein „Pipes and Drums“ gibt, ein Verein, bei dem das traditionelle Musikinstrument gespielt wird. 

Doch bevor Christel Tøgesen dem Dudelsack die ersten richtigen Töne entlocken konnte, verging etwa ein Jahr, wie sie erzählt. „Es erfordert eine gute Technik, und die bekommt man nur durch Üben, Üben und nochmals Üben – und viel Selbstdisziplin“, so ihre Erfahrung aus der Anfangszeit. „Man braucht Geduld“, erkannte sie bald. „Die Nachbarn fragten, was das denn für ein Lärm sei, den ich da fabrizierte“, erzählt Christel schmunzelnd über ihre Dudelsackanfänge. Doch die Mühe wurde belohnt, denn heute spielt sie mit der Sonderburger Band bei Meisterschaften und Auftritten, national und international. In diesem Jahr ist sie mit „Sønderborg Pipes and Drums“ sogar dänischer Meister in der Sparte „Marsch“ geworden. 

Zusammenhalt im Verein

Außerdem spielt sie in der „Bragi Pipe Band“, einer Band, die sich aus etwa 15 Musikern aus ganz Dänemark zusammensetzt. „Das ist eine reine Wettbewerbsband. Wir treffen uns einmal im Monat, meist in Slagelse“, erklärt die passionierte Musikerin. Der Unterschied zwischen den beiden Bands: „Sønderborg Pipes and Drums“ ist eine Marschkapelle, während „Bragi Pipe Band“ sich auf das Dudelsackspiel mit einem großen Repertoire spezialisiert hat. 

Auf einer speziellen Flöte übt Christel fast jeden Tag. Foto: Karin Riggelsen

 

Doch nicht nur das Spielen des Dudelsacks ist es, was ihr so gefällt. „Der Zusammenhalt im Verein ist besonders. Wir erleben viel gemeinsam, und das schweißt zusammen“, findet sie. 

Als Frau kein Problem

Dass sie eine Frau ist, die das schottische Traditionsinstrument spielt, hat ihr bisher keine Probleme gemacht. Im Gegenteil: „Es gibt zwar nicht viele Frauen, die das Hobby haben, und das weibliche Geschlecht ist klar in der Unterzahl, aber wir sind überall gern gesehen. Und inzwischen erleben wir im Verein und auch international, dass es immer mehr Mädchen und Frauen gibt, die sich dem Dudelsack verschreiben“, berichtet Tøgesen. „Für uns ist es leichter, die zwei Dinge, Marschieren und Spielen, zur selben Zeit zu machen“, sagt sie augenzwinkernd.

Christel Tøgesen war 2017 auch schon auf dem „Tønder Festival“ als Gastspielerin bei einem der Hauptacts, den „Red Hot Chilli Pipers“ auf der Bühne. Das ist eine Band, die Rocksongs auf dem Dudelsack intoniert. „Ein tolles Erlebnis“, wie sie sich erinnert.

Lebenseinstellung

Eine halbe Stunde pro Tag übt Christel. Hinzu kommen die Auftritte und die Übungsstunden mit den Bands. „Das ist schon sehr zeitaufwendig, aber es macht mir einfach Spaß“, sagt sie über ihr Hobby, das inzwischen einen großen Teil ihres Lebens einnimmt und schon fast eine Lebenseinstellung ist, wie sie feststellt. 

Die Familie nimmt es gelassen und unterstützt, wo sie kann. „Mein Mann ist da sehr geduldig und freut sich für mich, und die Familie fährt auch schon mal mit in den Urlaub nach Schottland.“

„Der Dudelsack spielt auch in den Ferien also eine Rolle bei uns“, summiert sie. 

Kurse in Schottland

Christel Tøgesen war kürzlich in ihrem Urlaub in Glasgow zur Dudelsack-Weltmeisterschaft. „Dort kommen etwa 10.000 Dudelsackspieler aus der ganzen Welt und kämpfen in verschiedenen Kategorien um die Titel. Es ist einfach ein umwerfendes Erlebnis. Außerdem hole ich mir dort immer Inspiration für mein eigenes Spiel.“

Doch Glasgow war auch schon zuvor Ziel ihrer Reisen, denn dort gibt es die „Glasgow Piping School“, wo sie schon an Kursen teilnahm, um ihr Spiel zu verbessern. 

Knapp 50 Musikstücke, darunter Lieder von Rasmus Seebach und ABBA oder auch Klassiker wie „Morning has broken“ und „Amazing Grace“ spielt Christel auf ihrem Instrument. „Mit nur neun Tönen, die aus dem Dudelsack kommen, ist es gar nicht so einfach, das zu bewerkstelligen. Die Lieder müssen extra dafür neu geschrieben werden, damit sie gespielt werden können“, erklärt sie.

Original schottisch

Ihren Dudelsack hat Christel Tøgesen in Dänemark gekauft, wo es einen Fachhändler gibt, der die Instrumente aus Schottland bezieht.  „So ein Dudelsack gibt es zu Preisen zwischen 7.000 und 100.000 Kronen, je nach Ausführung und Alter“, berichtet sie

Und auch die Uniform, in der sie auftritt, ist original schottisch – mit Kilt. 3.500 Kronen kostet allein der Kilt. Die Uniform für „Sønderborg Pipes and Drums“ wird allerdings vom Verein gestellt, und auch Dudelsäcke gibt es dort zu leihen, beruhigt Christel mögliche Interessenten.

„Die Muster, sogenannte Tartans, für Kilts und Uniformen stammen von den vielen verschiedenen Clans, die es in Schottland seit Jahrhunderten gibt. Man muss dort um Erlaubnis bittenm, das Tartan nutzen zu dürfen“, so Tøgersen. So war Kronprinzessin Marys Vater nach Sonderburg eingeladen, weil dort das Tartan seines Clans verwendet wird. „Und er war sogar dabei“, erzählt sie stolz. 

Mit ihren Bands ist Christel Tøgersen zu Gast bei vielen Stadtfesten, beim Ringreiten, und auch zu Jubiläen wird der Verein gebucht. 

Der Dudelsack wird gut verstaut. Foto: Karin Riggelsen
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