Hochwasser
„Bei Weitem nicht so schlimm“
„Bei Weitem nicht so schlimm“
„Bei Weitem nicht so schlimm“
Imbissbudenbesitzer Walter Jürgensen hat in seiner langen Hafengrill-Karriere schon heftigere Überschwemmungen miterlebt, als die die Sturmtief Alfrida am Mittwoch in Dänemark auslöste. Sein privater Pkw bekam zwar nasse „Füße", „aber das kann er ab", so Jürgensen.
Hochwassertourismus macht offensichtlich hungrig. In der Imbissbude „Havnegrillen“ am Apenrader Sydhavn herrschte gestern Mittag mehr Betrieb als an normalen Werktagen. Das schöne Wetter und die Tatsache, dass man den Wasserpegel beim Steigen beobachten konnte, lockte viele Apenrader an den Hafen.
Höchststand 2019: 1,66 Meter über Normalnull
Imbissbudenbesitzer Walter Jürgensen lächelte indes nur angesichts der Betriebsamkeit der Hafenarbeiter, die riesige Sandhaufen aufschütteten, um die von der Fördeseite drückenden Wassermassen fernzuhalten. Etwas eiliger bekam er es jedoch, als er erfuhr, dass inzwischen das Wasser aus den Gullis hochstieg und den Parkplatz vor seiner Würstchenbude überflutete, auf dem übrigens zu dem Zeitpunkt nur noch ein Auto stand, nämlich der Privat-Pkw von Jürgensen. Als alle vier Reifen im Wasser standen, entschied er sich dennoch, das Fahrzeug ein paar Meter gen Schiffbrücke zu fahren. Hier würde es auch stehen können, wenn das Hochwasser seinen Höhepunkt erreichte, war er sicher. Beim Pegelstand von 1,66 Meter über Normalnull bekam sein BMW zwar nasse Reifen, „aber das kann er ab“, so der Wurstbudenbesitzer.
70 hungrige Mäuler
„Es ist in diesem Jahr bei Weitem nicht so schlimm, wie wir das schon in früheren Jahren erlebt haben“, sagt er. „Vor zwei Jahren aber war es relativ heftig“, erinnert sich Walter Jürgensen. „Damals hatte man mir seitens der Bereitschaftsbehörde geraten, die Imbissbude zu schließen, weil das Wasser schon so hoch stand, dass es an der Eingangstür schwappte“, erzählt Jürgensen. Da es den Bereitschaftsleuten gelang, seine Würstchenbude vor dem Hochwasser durch gezieltes Abpumpen zu retten, revanchierte er sich mit Hotdogs für die ehrenamtlichen Helfer. „70 Leute putzen ganz schön was weg“, so Walter Jürgensen mit einem vielsagenden Lächeln. Nichtsdestotrotz werde er in diesem Jahr den vielen Helfer wieder eine Wurst spendieren, so der Imbissbudenbesitzer.
Kystvej wurde zeitweise gesperrt
Die Polizei sperrte den Kystvej am Mittwochnachmittag zwischen Tøndervej und H. P. Hanssens Gade für den Durchgangsverkehr – und zwar nicht wegen Hochwassers, sondern wegen des Hochwassertourismus. Die Neugier der Apenrader hatte schlicht überhandgenommen. Um den Mitgliedern der Rettungsbereitschaft sichere Arbeitsbedingungen bieten zu können, wurde die Sperrung errichtet.
Die Polizei sah sich zudem gezwungen, die Bürger zu bitten, die betroffenen Bereiche weiträumig zu umfahren. „Es gibt ja sowieso auch nichts anderes zu sehen als Wasser“, versuchte es die Polizei über ihren Twitter mit einer gewissen Portion (Galgen-)Humor. Allerdings hatte der Tweet eine durchaus ernste Botschaft. Ungern würde die Polizei nämlich eine Mannschaft abstellen müssen, um Hochwassertouristen auf Abstand zu halten, zumal in der prekären Situation jede Hand beim Kampf gegen die Wassermassen gebraucht werde.
Unterstützung aus Kropp angefordert
Apenrade/Aabenraa Die Feuer- und Rettungsbereitschaft für Apenrade, Tondern und Hadersleben hatte gestern wegen des Hochwassers Unterstützung von den deutschen Kollegen angefordert. Zwei Fahrzeuge von der Freiwilligen Feuerwehr Kropp wurden am Mittwochnachmittag an der Feuerwache in Apenrade stationiert, um bei Bedarf mit ihrer modernen Hochleistungspumpe aushelfen zu können.
Die Pumpe besitzt zwei Sauganschlüsse, die mittels Adapter auf A-Kupplungen (mit 110 mm Durchmesser der größte Saugschlauch bei der Feuerwehr) reduziert werden können. Auf der Druckseite können bis zu sechs B-Schläuche (75 mm Durchmesser) angeschlossen werden, um das Wasser über eine lange Strecke abzutransportieren.
Je nach eingestellter Dreh- und Barzahl kann die Pumpe zwischen 700 und 5.000 Liter pro Minute bewegen.
Keller und Gärten überflutet
Hochwasser drang auch in etliche Hinterhöfe an der Reeperbahn ein und überschwemmte ungesicherte Kelleretagen. Die Feuerwehr aus Baurup-Warnitz rückte mit zwei Pumpen an, um das Wasser in die Kanalisation zu pumpen.