Deutsche Minderheit

Aus dem Bett ins Klassenzimmer: Safia und Sergio wohnen im Internat

Aus dem Bett ins Klassenzimmer: Safia und Sergio wohnen im Internat

Safia und Sergio wohnen im Internat

Pauline Severin
Pauline Severin
Apenrade/Aabenraa
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Das Zweibettzimmer von Julika und Mina im Hauptgebäude des Internats Foto: Pauline Severin

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Studierendenwohnheim, Internat oder WG: Das Zusammenleben in der Minderheit sieht ganz unterschiedlich aus. „Der Nordschleswiger“ hat die verschiedenen Einrichtungen besucht und stellt diese in einer kleinen Serie vor. In diesem Teil führen Safia Moursy und Sergio Gonzalez durch das Internat des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig.

Sei es das lange Pendeln oder das Streben nach Gemeinschaftsgefühl, die Gründe, ins Internat des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig (DGN) zu ziehen, sind verschieden. Für Schülerin Safia Moursy und Schüler Sergio Gonzalez waren es die Distanz nach Hause und die Sprache. Insgesamt hat das Internat Platz für 68 Schülerinnen und Schüler, die jeweils in Zweibettzimmern wohnen.

Gründe für die Internat-Wahl

Für Safia war das Pendeln ausschlaggebend, ins Internat zu ziehen: „Ich wohne zu weit weg und komme aus Deutschland. Und als ich hierherkam, konnte ich noch kein Dänisch.“

„Bei mir spielte nicht nur die Distanz – ich komme aus Sonderburg – eine Rolle, sondern ich konnte ebenfalls noch kein Dänisch und wollte das ganze Soziale erleben“, erklärt Sergio seine Beweggründe.

Die Gemeinschaftsräume

Ein Beach-Volleyball-Platz, zwei Fitnessräume, die Sporthalle des DGN, ein Heimkino: Egal ob Indoor oder Outdoor, das Schülerwohnheim bietet den Jugendlichen viele Aufenthaltsmöglichkeiten.

Der Aufenthaltsraum des Internats
Der Aufenthaltsraum dient zum Abhängen, Feiern oder Hausaufgabenmachen. Foto: Pauline Severin

Der Aufenthaltsraum

„Hier sind wir oft zusammen. Es wird gefeiert, wir gucken Filme, machen Hausaufgaben. Oder Leute von der Schule kommen hierher und setzen sich auf das Sofa“, so Sergio, der vor Kurzem sein drittes Jahr im Internat startete.

„Hier wird am Abend einfach gechillt, was getrunken oder es gibt einen Grillabend. Es ist ein sehr vielfältiger Raum“, erzählt Safia, die ebenfalls die dritte Schulstufe besucht.

Fitnessraum

Im Keller des Hauptgebäudes sind zwei Fitnessräume mit Geräten für Kraft- und Konditionstraining.

Kleine Gemeinschaftsküche

Für die Jugendlichen gibt es eine kleine Küche, die am Wochenende oder für das Kochen von Kleinigkeiten genutzt wird. „Im Kühlschrank ist jeder für seine Lebensmittel verantwortlich, und bis auf etwas Chaos und wenig Platz funktioniert das recht gut“, so Sergio.

Das Internat des DGN
Im Hauptgebäude des Schülerwohnheims befinden sich auch die Aufenthaltsräume. Foto: Pauline Severin

Die Zweibettzimmer

Das Schülerwohnheim stellt Schränke und Schreibtische zur Verfügung, der Rest muss eigenständig organisiert werden.

„Im Prinzip sind alle Zimmer gleich aufgebaut, und man kann sie selbst dekorieren. Jeder kann sich das so einrichten, wie er will“, meint Safia.

Im Hauptgebäude des Internats gibt es Gemeinschaftsbäder, die Zimmer im Nebengebäude haben jeweils ihr eigenes Bad. Safia wohnt im Nebenhaus und ist sehr glücklich. „Der große Pluspunkt in meinem Zimmer ist natürlich das Badezimmer“, lacht sie.

 
Zimmer von Safia
Safia liest gerne und hat daher viele Bücher. Foto: Pauline Severin

Wie ist es, zu zweit in einem Zimmer zu leben?

„Bis jetzt ist es sehr schön gewesen. Man findet immer Kompromisse. Wenn etwas nicht passt, sagt man das gleich dem anderen“, so die 19-Jährige.

Sergio findet das Zimmerteilen ebenso gut: „Ich finde es schön, mit meinem Roommate zu wohnen. Wir verstehen uns auch recht gut, deswegen haben wir auch gemeinsam drei Jahre ausgehalten.“

Ich finde es schön, mit meinem Roommate zu wohnen.

Sergio Gonzalez, Bewohner des Internats

„Falls es nicht gut läuft, kann man sich an die Internatsleiterin Nadja Grau wenden – Probleme werden immer gelöst“, so Safia.

Alltag und Freizeit

Frühstück, Mittag- und Abendessen sind in den Internatskosten enthalten. Gegessen wird im Hauptgebäude gemeinsam – außer man zieht Schlaf dem Frühstück vor.

„An einem typischen Tag gehe ich nach der Schule ins Zimmer und erhole mich ein bisschen, manchmal lege mich hin. Dann gehe ich meinen Hobbys nach, spiele etwas oder treffe mich mit anderen“, erzählt Sergio.

Ich bleibe am Wochenende eigentlich immer hier, außer ich gehe meinen Freund besuchen.

Safia Moursy, Bewohnerin des Internats

Am Wochenende

Ob die Jugendlichen sich auch am Wochenende im Internat aufhalten, ist ihnen überlassen.

„Ich bleibe am Wochenende eigentlich immer hier, außer ich gehe meinen Freund besuchen. Es ist auch schön, das Zimmer mal für sich zu haben – sich wieder zu regenerieren“, erklärt die Schülerin der 3g.

Im Gegensatz dazu fährt Sergio jedes Wochenende nach Hause.

Sergio Gonzalez
Sergio kommt aus Sonderburg und begann vor Kurzem sein letztes Schuljahr am DGN. Foto: Sergio Gonzalez

Feste im Internat

„Letztens hatten wir das Introfest. Da werden die 1ger mit einem großen Fest am Strand begrüßt. Dort lernt man sich kennen, redet miteinander und hört Musik. Sonst gibt es jeden Donnerstag eine Feier im Aufenthaltsraum – deswegen sieht der Billardtisch so aus, wie er aussieht“, so der 18-Jährige.

Ich fühle mich hier richtig wohl und habe neue Leute kennengelernt, aber auch mich selbst. Ich bin hier aufgeblüht.

Safia Moursy, Bewohnerin des Internats

Das Fazit

„Mir gefällt es hier super. Ich fühle mich hier richtig wohl und habe neue Leute kennengelernt, aber auch mich selbst. Ich bin hier aufgeblüht“, beschreibt Safia ihren Aufenthalt im Internat.

„Wenn man Hilfe braucht, bekommt man Hilfe. Wenn einem langweilig ist, findet man immer jemanden, der etwas mit einem macht“, versichert Sergio.

Das Schülerwohnheim des DGN

  • Platzanzahl: 68
  • Zimmeranzahl: 34
  • zwei Vertrauenspersonen als Ansprechpartner
  • monatliche Kosten: 2.700 Kronen (365 Euro)
  • Depositum: 5.400 Kronen (730 Euro)
www.deutschesgym.dk/internat
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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Wenn Minderheiten als Gefahr für andere dargestellt werden“