Sydbank

Neuer Aufsichtsratsvorsitzender: In der Sydbank brennt nichts an

Neuer Aufsichtsratsvorsitzender: In der Sydbank brennt nichts an

Aufsichtsratsvorsitzender: In der Sydbank brennt nichts an

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Lars Mikkelgaard-Jensen ist als Aufsichtsratsvorsitzender bei der Sydbank eingesprungen. Foto: Niels Hougaard, RitzauScanpix

Sollte Bankchefin Karen Frøsig gehen? Sollte die Sydbank mit einer anderen Bank fusionieren? Die Fragen häufen sich nach dem Abgang des Aufsichtsratsvorsitzenden und drei weiteren Mitgliedern. „Der Nordschleswiger" sprach mit dem neuen Sydbank-Vorsitzenden Lars Mikkelgaard-Jensen.

In der Finanzwelt und nicht zuletzt in Nordschleswig wird darüber spekuliert, was hinter dem Ausscheiden von vier Mitgliedern aus dem Aufsichtsrat der Sydbank steckt. Der Vorsitzende Torben Nielsen und sein Vize John Lesbo verließen am Dienstagabend wegen interner Uneinigkeit über die zukünftige Strategie die Bank mit Hauptsitz in Apenrade.

Selbst wollen sich die beiden zu ihrem Abgang aus Verschwiegenheitsgründen nicht äußern.

Laut dem Onlinemedium Finanswatch soll es unter anderem Uneinigkeiten über eine mögliche Fusion mit anderen Banken gegeben haben, und die regionale Zeitung „JydskeVestkysten" schreibt außerdem, dass die vier scheidenden Aufsichtsratsmitglieder die Sydbank-Chefin Karen Frøsig infrage gestellt hätten.

Auch Karen Frøsig kommentiert die Situation nicht, doch der neue Vorsitzende Lars Mikkelgaard-Jensen, Chef bei IBM in Dänemark, bringt etwas Licht in die Situation – wenn auch nicht in allen Ecken.

„Der Nordschleswiger“ sprach mit dem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden.

Kannst du etwas zum Hintergrund des Bruchs im Aufsichtsrat sagen?

„Ich kann nicht ins Detail gehen. Wir sind am Anfang eines Strategieprozesses, und da ist es ganz natürlich, dass wir uns in den vergangenen Wochen und Monaten auch über kleinere und größere Themen uneinig gewesen sind. Ich bin allerdings der Meinung, dass, wenn man alles durchdiskutiert hat, dann geht man gemeinsam durch die Tür. So weit sind wir aber gar nicht gekommen."

Es ist darüber spekuliert worden, dass auch von einer möglichen Fusion der Sydbank mit anderen Banken die Rede war und man sich darüber im Aufsichtsrat gestritten hat.

„Ich kann diese Gerüchte – die es immer geben wird – nicht kommentieren. Aber ich kann so viel sagen, dass wir als Bank den Ansatz haben, dass wir selbstständig sind, allerdings offen sind, wie wir in Zukunft wachsen werden – generisch, durch Übernahmen, Allianzen oder Fusionen. Wir schauen uns die relevanten Möglichkeiten an, dazu sind wir gegenüber unseren Aktionären verpflichtet – und die Verpflichtung nehmen wir sehr ernst.

Ist es im Aufsichtsrat diskutiert worden, inwiefern die Sydbank die richtige Führung hat?

„Ich bin in der Kritik der vier Aufsichtsratsmitglieder uneinig, dass es offene Fragen zu den Grundsätzen der Unternehmensführung (Corporate Governance) gibt. Wir folgen einem straffen Plan, und es gibt einen  Nominierungsausschuss, der uns ständig überwacht und einschätzt, ob wir die richtigen Kompetenzen im Aufsichtsrat und in der Unternehmensführung haben. Das läuft alles, wie es sollte.

Als Aufsichtsrat müssen wir uns immer die Frage stellen, ob wir für die gewählte Strategie die richtigen Führungskräfte haben. Und das meinen wir zu haben. Wir haben 2018 unser Eigenkapital mit sieben Prozent verzinsen können – im Vergleich mit anderen Banken ist das richtig gut. Wenn ich jetzt zugesagt habe, den Vorsitz zu übernehmen, dann, weil wir eine Bank haben, die gut geführt wird und kompetente Mitarbeiter hat. Ich finde es nicht fair, dass die vier Aufsichtsratsmitglieder durch ihr Verlassen der Bank dies infrage stellen.

Was soll nun geschehen?

„Aus einem ruhigen Tag ist für mich ein arbeitsreicher Tag geworden, denn wir müssen jetzt der Umwelt erklären, dass in der Sydbank nichts anbrennt. Wir haben gerade eine Situation, die wir der Bank, den Mitarbeitern und den Kunden nicht zumuten können. Ich hätte es persönlich anders gemacht als die Vier, aber jetzt müssen wir einfach zusehen, dass wir weiterkommen.

In der Mitteilung an die Börse hieß es unter anderem, dass der jetzige Vorstand die Kritik der vier scheidenden Mitglieder gehört habe, und dass die Bank Ende Oktober Maßnahmen veröffentlichen würde, wie die Bank finanziell besser gerüstet wird. Muss die Sydbank sparen?

„Wir hören im Aufsichtsrat immer einander zu – so war es immer. Was unseren Umsatz und die Kosten angeht, ist es noch verfrüht zu sagen, was wir machen werden. Wir müssen sehen, wie sich unser Geschäft in den nächsten Monaten entwickelt, und dann müssen wir auch Weitsicht haben. Wir werden aufgrund des Beschlusses der vier Aufsichtsmitglieder, die Bank zu verlassen, keine Paniklösungen initiieren.

Ist die Sydbank auch in drei Jahren eine selbstständige Bank?

„Das ist eine gute Frage. Ich bin davon überzeugt, dass wir es sind. Wenn ich sage, dass es eine gute Frage ist, dann weil wir in einer Welt leben, in der gerade vieles passiert: Handelskrieg, Brexit, Terror. Aber das sind die makroökonomischen Verhältnisse. Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht weiterhin eine selbstständige Bank sein sollten.

Wir sind eine Landesbank mit Ausgangspunkt in Nordschleswig. Wir respektieren die Kultur und die Werte der Bank, auch wenn ich zum Beispiel aus dem Lokalbereich Kopenhagen komme. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserem Profil von Nordschleswig aus das ganze Land erreichen können.

 

Mehr lesen

Grönland

Zwangsverhütung: Immer mehr Frauen klagen gegen dänischen Staat

Kopenhagen Die dänische Kolonialmacht ließ Grönländerinnen zwischen 1966 und 1975 gegen ihren Willen Spiralen zur Empfängnisverhütung einsetzen. 143 der betroffenen Frauen verklagen Dänemark nun wegen der Verletzung der Menschenrechte. Eine grönländische Arbeitsgruppe, die sich dafür einsetzt, die Übergriffe durch den dänischen Staat aufzudecken, wurde kürzlich vom Rat für Menschenrechte mit dem Menschenrechtspreis 2023 ausgezeichnet.

Ukraine-Krieg

Venstre-Vorsitzender: Ecco-Äußerungen entsprechen nicht unserer Politik

Tondern/Tønder Die jüngsten Äußerungen des Venstre-Politikers Jan E. Jørgensen sorgten für Kontroversen. In einem Interview verglich er Mitarbeitende des Schuhunternehmens Ecco mit Kollaborateuren während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Der Venstre-Vorsitzende, Troels Lund Poulsen, hat nun klargestellt, dass diese Aussagen nicht im Einklang mit der Politik seiner Partei stehen. Jørgensen betont hingegen auf Facebook, missverstanden worden zu sein.