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Verlust von Ausbildung wegen schrumpfender Jahrgänge

Verlust von Ausbildungen wegen schrumpfender Jahrgänge

Verlust von Ausbildung wegen schrumpfender Jahrgänge

Tondern/Tønder
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Zahlreiche Ausbildungsgänge an den beruflichen Schulen Nordschleswigs sind in Gefahr, weil es angesichts schrumpfender Jahrgänge in vielen Sparten zu wenige Bewerber gibt, um ein Angebot zu bewahren. Foto: EUC Syd

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Tonderns Bürgermeister Henrik Frandsen warnt vor Abschluss eines Pilotprojektes zur „Ausbildungslandschaft“ Nordschleswigs vor drohender Schließung weiterer Ausbildungsrichtungen.

Zum Abschluss des Pilotprojektes „Ausbildungslandschaft in Nordschleswig“ haben die Region und die Kommunen in Nordschleswig Warnsignale gegeben, dass aufgrund schrumpfender Nachwuchsjahrgänge weitere berufsorientierte Ausbildungsangebote geschlossen werden könnten. Der Bericht zum Pilotprojekt mit dem dänischen Titel „uddannelseslandskabet i Sønderjylland“, der sich mit der Lage in den vier nordschleswigschen Landesteilen befasst, stellt fest, dass der Trend zu immer kleineren Jahrgängen, der bereits seit zehn Jahren das Bild prägt, bis 2021 anhalten dürfte.

Zu wenige Bewerbungen für soziale Berufe

Es wird in dem Bericht, den die vier Kommunen und der Ausschuss für Ausbildung und Arbeitskraft in Auftrag gegeben haben, darauf hingewiesen, dass die niedrigen Bewerberzahlen in den Sparten Nahrungsmittel, Landwirtschaft und Erlebnisbranche an den Standorten Hadersleben (Haderslev), Sonderburg (Sønderborg) und Tondern des Berufsbildungszentrums EUC Syd sowie in den Sparten Fürsorge, Pflege und Pädagogik in der Ausbildungsstätte SOSU Syd in Tondern keine Einrichtung entsprechender Kurse zulassen.

Zugleich wurde ermittelt, dass weniger junge Menschen in Nordschleswig 15 Monate nach dem Abschluss der 9. Klasse eine Jugendausbildung in Angriff genommen haben als in anderen Teilen der Region Süddänemark.

Regionsausschuss alarmiert

Der Vorsitzende des Ausschusses für Ausbildung und Arbeitskraft des Regionsrates, Tage Petersen (Venstre), hält es angesichts der Situation für erforderlich, dass die Ausbildungseinrichtungen stärker zusammenarbeiten, um sich stabilisieren zu können. „Dabei sind gemeinsame Nutzungen von Gebäuden, Austausch von Lehrkräften und Unterrichtsräumen sowie gemeinsame Angebote in Nebenfächern oder auch vollständige Fusionen gefragt“, so Tage Petersen.

Erforderlich sei, dass wirtschaftliche Anreize und die gesetzlichen Vorgaben die Zusammenarbeit oder Fusionen ermöglichen. Die Institutionen sollten nicht nur den eigenen Betrieb im Blick haben. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die beruflichen Ausbildungsgänge und berufsorientierten gymnasialen Angebote ganz anderen Vorschriften unterliegen als die allgemeinen gymnasialen Ausbildungsangebote. Das sorge für Probleme sowohl im pädagogischen Bereich als auch bei den finanziellen Fördermitteln.

Fördersystem fördert Abbau von Angeboten

Es hemme die Zusammenarbeit, dass bei Fusionen Kürzungen bei den Fördermitteln der öffentlichen Hand folgen, selbst wenn solche Schritte die einzige Möglichkeit zum Erhalt des Angebotes darstellen. Tage Petersen berichtet, dass die Region Süddänemark die Lage bereits mit Folketingsmitgliedern aus der Region diskutiert habe.

Gerade in Bauberufen fehlt es in Nordschleswig heute schon an Nachwuchs, was sich bei Schließung von Ausbildungsstätten verstärken könnte. Foto: Volker Heesch

 

Kontakt zum Folketing

So sei bereits ein Brief an das zuständige Kinder- und Unterrichtsministerium geschickt worden, mit der Aufforderung, die im Bericht zur nordschleswigschen Ausbildungslandschaft gezogenen Schlüsse in die bevorstehenden politischen Verhandlungen über eine Reform der Gymnasien einfließen zu lassen. Der Tonderner Bürgermeister Henrik Frandsen (Tønder Listen) hat sich bei dem Thema zu Wort gemeldet, da seine Kommune am stärksten vom Schrumpfen der Nachwuchsjahrgänge betroffen ist. Seit 2010 ist die Zahl der Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren in der Kommune Tondern um 25 Prozent gesunken.

Es erfordert Handlung vonseiten Christiansborgs, wenn es weiterhin möglich sein soll, in allen Teilen des Landes eine angemessene Ausbildung durchlaufen zu können.

Tonderns Bürgermeister Henrik Frandsen (Tønder Listen)

 

„Wir können feststellen, dass die schrumpfenden Jugendjahrgänge unsere Ausbildungsstätten unter Druck setzen. Es erfordert Handlung vonseiten Christiansborgs, wenn es weiterhin möglich sein soll, in allen Teilen des Landes eine angemessene Ausbildung durchlaufen zu können“, so Henrik Frandsen, der ein Ende des heutigen Systems fordert.

Hohe Zahl von Lehrlingen in Tondern

Trotz der schrumpfenden Jahrgänge kann Tondern damit auftrumpfen, dass sie die Kommune in Nordschleswig ist, in der die meisten Jugendlichen sich für eine berufliche Ausbildung entscheiden. Es waren nicht weniger als 28 Prozent der Jugendlichen, die den grundlegenden Schulgang absolviert hatten. Landesweit wird eine Quote von 25 Prozent angestrebt. Den gesamten Bericht kann man unter https://rsyd.dk/dwn781833 nachlesen. 

 

 

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