Namen und Nachrichten

Künstlerin schenkt sich eine Ausstellung zum 60. Geburtstag

Künstlerin schenkt sich eine Ausstellung zum 60. Geburtstag

Künstlerin schenkt sich eine Ausstellung zum 60. Geburtstag

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Anne Lildholdt Jensen in ihrer Haustür in der Apenrader Slotsgade Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Anne Lildholdt Jensen hat aufgrund anderer Aufgaben in den vergangenen Jahren ihre eigene Kreativität etwas hintenangestellt. Deshalb wandte sie sich mit einem ungewöhnlichen Geburtstagswunsch an eine Künstlerkollegin mit eigener Galerie.

Anne Lildholdt Jensen kennen die Apenraderinnen und Apenrader nicht nur als aktive Künstlerin, sondern auch als Mitveranstalterin der Artweek, als Mitinhaberin des Apenrader Kunsthandels und natürlich als Kunstlehrerin am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN).
 

„Über das Verschwinden“

Atelier „ANKAundANDERS“
Bellig 4a, Bellig
D-24891 Struxdorf

Ausstellungszeitraum: 4. Juni-27. August

Ein Besuch ist in diesem Zeitraum jederzeit nach Anmeldung unter 0176 48737746 oder info@anka-und-anders.de möglich. Darüber hinaus ist die Ausstellung am Wochenende 10. und 11. Juni im Rahmen der Ateliertage des Bundesverbandes Bildender Künstler Schleswig-Holstein e.V. (BBK) von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Vernissage: Sonntag, 4. Juni, 12 Uhr. Es spricht Dr. Peter Buhrmann, Geschäftsführer des Verbandes der Bildungszentren im ländlichen Raum e.V., Berlin.

Am Dienstag, 30. Mai, vollendet sie ihr 60. Lebensjahr, und da ihre eigene Kreativität in den vergangenen Jahren wegen der vielen anderen Interessen und Aufgaben etwas im Hintergrund blieb, trat sie mit einem – wie sie selbst sagt „etwas egoistischen“ – Wunsch an ihre Künstlerkollegin Anka Landtau heran, die in Bellig in Mittelangeln (Midtangel) – zwischen Böklund (Bøglund) und Struxdorf (Strukstrup) gelegen – ein großes Atelier mit Galerie hat.

Anne Lildholdt Jensen wünschte sich eine eigene Ausstellung zum 60. Geburtstag. Sie hatte auch schon eine Idee, unter welchem Motto die Schau stehen soll.

Anne Lildholdt war in den vergangenen Wochen so kreativ, dass es einige ihrer Arbeiten gar nicht in die Ausstellung in Bellig schaffen. Foto: Karin Riggelsen

Thema: „Über das Verschwinden“

„Das deutsch-dänische Grenzland ist nicht gerade die Hochburg der Kunst. Hier gibt es keine wirkliche Kunstszene. Auch das geneigte Kunstpublikum ist nicht gerade zahlreich. Und doch gibt es nicht wenige Künstlerinnen und Künstler wie mich, die hier leben und arbeiten. Warum eigentlich? Wie schaffen wir es, gesehen und gehört zu werden und nicht in der Versenkung zu verschwinden?“, fragte sich Anne Lildholdt Jensen.

Zu ihrer Verwunderung fand die Freundin und Kollegin ihren Wunsch und auch ihr Thema gar nicht abwegig. „Im Gegenteil. Sie hatte ganz ähnliche Gedanken gehabt. – Und daraus ist jetzt eine Doppelausstellung geworden, die am Sonntag, 4. Juni, im Atelier ANKAundANDERS in Bellig eröffnet wird“, erzählt Anne Lildholdt Jensen. Der Titel der Ausstellung lautet dann auch: „Über das Verschwinden“.

„Wir haben unsere Kunstwerke nicht aufeinander abgestimmt. Sie korrespondieren daher nicht miteinander. Vielleicht kann man eher sagen, dass sie sich komplementieren“, sagt Anne Lildholdt. Das Publikum darf sich auf zwei unterschiedliche Ausstellungen freuen, bei denen zwei Künstlerinnen an ein gemeinsames Thema völlig unterschiedlich herangegangen sind und es unterschiedlich bearbeitet haben. „Das ist vielleicht gerade das Interessante“, findet Anne Lildholdt Jensen schmunzelnd.

Anne Lildholdt hat mit verschiedenen Materialien experimentiert. Foto: Karin Riggelsen

Großskaligeres Arbeiten

Um ihre Kunstwerke erstellen zu können, ist sie in den vergangenen Monaten mehrfach nach Bellig gefahren. „Anka hat riesige Atelierräume. Ich konnte und musste deshalb großskaliger arbeiten. Das ist bei mir zu Hause nicht möglich. Das war eine zusätzliche Herausforderung und sehr spannend“, erzählt Anne Lildholdt. So sind riesige Papierskulpturen entstanden, die sich teilweise zusammenrollen lassen und deshalb ganz einfach verschwinden (können).

„Ich beschäftige mich eigentlich immer mit Kunst. 24/7“, wie sie sagt, und auch wenn es einleitend vielleicht so geklungen hat, als ob sie wegen ihrer vielen anderen „künstlerischen“ Standbeine ihre kreative Ader nicht selbst so ausleben kann, wie sie es gerne würde, so will sie keines missen. Besonders das Unterrichten am Gymnasium macht ihr großen Spaß. „Ich schließe gerade mein achtes Schuljahr am Gymnasium ab. Es bereitet mir Freude, jungen Menschen mein Wissen und meine Leidenschaft weiterzugeben. Ich versuche, ihnen zu vermitteln, dass man nicht alles im Leben bis ins Detail überdenken muss, sondern einfach mal machen“, sagt Anne Lildholdt. Das gelte nicht nur für die Kunst, wie sie betont.

Anne Lildholdt Jensen möchte die Arbeit mit den jungen Menschen am DGN nicht missen. Foto: Karin Riggelsen

Viele Fragen

Dass sie selbst im Grenzland lebt, hat dabei sicherlich familiäre Gründe. Sie ist hier geboren und aufgewachsen. Aber viele ihrer Kolleginnen und Kollegen sind Zugezogene. Was hat sie hierher gebracht? Und warum sind sie geblieben – trotz der oben genannten Gegenargumente? Und wie verhindern sie, dass ihre Kunst nicht verschwindet? Ist es gar eine Verschwendung von Know-how und Kreativität?

Um das herauszufinden, hat sie einige dieser kreativen Köpfe im Grenzland befragt. „Im Deutschen sind die beiden Wörter ,Verschwinden‘ und ,Verschwenden‘ eng miteinander verwandt. Deshalb habe ich die Kolleginnen und Kollegen zu diesem Aspekt befragt“, sagt Anne Lildholdt Jensen. Sie habe ganz spannende und kluge Antworten erhalten, weshalb ihr die Idee kam, das für die Nachwelt zu erhalten, damit diese klugen Gedanken und Meinungen nicht verschwinden. Die Antworten sind Teil ihres Ausstellungsbeitrags.

Plötzlich war da ein Buch

Anne Lildholdt Jensen hat außerdem vor, diese Gespräche mit ihren Kolleginnen und Kollegen in Buchform herauszugeben.

Vom Kulturrat der Kommune Apenrade, Kulturelt Samråd, hat sie gerade die Zusage für eine Ausfallbürgschaft erhalten, und der dänische Künstlerverband, Billedkunstnernes Forbund, sponsert ihr Projekt mit einem Geldbetrag. „Die Druckkosten habe ich auf diese Weise daher schon fast zusammen. Den Rest zahle ich aus eigener Kasse“, sagt sie. Andere gönnen sich eine Reise zum 60. Geburtstag; Anne Lildholdt Jensen macht sich eine Ausstellung und ein Buch zum Geschenk.

Das Buch wird erst zum Ende der Ausstellung fertig, wie die Künstlerin bedauernd feststellt. Der Preis wird bei 150 Kronen pro Exemplar liegen.

Mehr lesen