Energiewende

Jolderup spürbar von Landflucht bedroht

Jolderup spürbar von Landflucht bedroht

Jolderup spürbar von Landflucht bedroht

Jolderup/Hjolderup
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Das Dorf Jolderup (Bildmitte) wird förmlich von Fotovoltaik-Feldern (rot gekennzeichnet) eingeschlossen. Foto: Kommune Apenrade

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Familien sind förmlich auf der Flucht vor Nordeuropas größtem Solarpark, stellt ein dänisches Online-Magazin in einem aktuellen Artikel fest.

Jolderup, ein kleines Dorf westlich von Apenrade, ist akut vom Dorfsterben bedroht. Ursache ist die Tatsache, dass quasi um das Dorf herum Nordeuropas größter Solarpark gebaut wird. Zu diesem Fazit kommt das dänische Online-Magazin zu Klimawandel und Energiewende „Klimamonitor“ in einem Artikel.

Jolderup besteht aktuell aus zwölf Haushalten. Sobald das Energieunternehmen European Energy sein Projekt beendet hat, für das es grünes Licht vom Apenrader Kommunalrat erhalten hat, wird der kleine Ort im Abstand von 100 Metern zu 85 Prozent in zweieinhalb Metern Höhe mit Fotovoltaik-Paneelen umkränzt sein – auf 340 Hektar Land, das noch dazu mit doppeltem Stacheldraht eingezäunt ist.

Einige Familien sind umgezogen

Laut „Klimamonitor“ sind derzeit noch elf der zwölf Häuser bewohnt. Sechs Familien haben das Angebot des Unternehmens angenommen, sich ihre Immobilien abkaufen zu lassen. Fünf Familien sind schon weggezogen.

„Jetzt stirbt Jolderup“, wird Niels F. Larsen, einer der Dorfbewohner von „Klimamonitor.dk“ zitiert. Belegt wird die Feststellung durch die Tatsache, dass die Hälfte der aufgekauften Häuser – Stand April 2022 – bereits abgerissen ist.

Jolderup wird zu 85 Prozent von Sonnenkollektoren umkränzt sein. Foto: Anke Haagensen

Größte Anlage Europas

Das dänische Energieunternehmen „European Energy“ baut auf den 340 Hektar eine 300 Megawatt-starke Fotovoltaikanlage. Der hier gewonnene Strom soll dann in einer Elektrolyse-Anlage in E-Methanol umgewandelt werden. Diese sogenannte Power-to-X-Anlage wird noch in unmittelbarer Nachbarschaft des Solarparks entstehen. Mit einer Kapazität von rund 50 Megawatt wird das übrigens die größte Anlage dieser Art in ganz Europa.

Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 2 Milliarden Kronen. Die Sonnenkollektoren um Jolderup herum werden allein zur Produktion für etwa 30.000 Tonnen E-Methanol beitragen. Unter den Abnehmern befindet sich die Reederei Maersk, die ab 2024 ihr erstes Containerschiff mit CO₂-neutralem Treibstoff über die Weltmeere schippern lassen wird.

Groteske Platzierung

Das Projekt in der Kommune Apenrade wird allerdings auch von Forschenden kritisiert, die ansonsten die Energiewende in Dänemark vorantreiben sollen.

„Die Platzierung ist nahezu grotesk“, sagt Kristian Borch gegenüber „Klimamonitor.dk“. Er ist Berater und Seniorforscher im Bereich Energiewende am Ruralis-Institut im norwegischen Trondheim und externer Dozent an der Uni Aalborg in Dänemark.

Borch gilt als erfahrenster Forscher, wenn es um die sozialen Konflikte beim Ausbau von Wind- und Sonnenenergie in der Nähe von bewohnten Gebieten geht. Allerdings ist die Situation von Jolderup gänzlich unbekannt. „Das wirkt brutal und nahezu wild“, sagt Kristian Borch.

Das Solarfeld setzt sich westlich des Hellevad-Bovvejen fort. Foto: Anke Haagensen

Aus Erfahrungen gelernt

Das Projekt in Jolderup wurde vom Apenrader Kommunalrat gutgeheißen. Ein ähnliches Projekt bei Schweilund (Svejlund) wurde indes erst kürzlich verworfen.

„Man wird im Laufe eines solchen Prozesses klüger. Künftig muss ein Dorf zumindest gen Süden oder Westen gänzlich freigehalten sein“, wird die Vorsitzende des Ausschusses für Planung, Technik und Landdistrikte in der Kommune Apenrade, Dorte Soll (Soz.), von „Klimamonitor“ zitiert.

Verständnis beim Energieunternehmen

Diese neue Regel der Kommune Apenrade trifft beim zuständigen Projektleiter des Energieunternehmens European Energy, Søren Hartz, durchaus auf Verständnis. Natürlich ist ihm die Unzufriedenheit und Frustration einiger Jolderuper nicht verborgen geblieben. „Wir zahlen allerdings 12 Millionen Kronen in einen Topf ein, der der betroffenen Lokalbevölkerung zugutekommen soll. Und sicherlich sind einige Einwohnerinnen und Einwohner sicherlich auch ganz froh, dass sie ihre Immobilie verkaufen konnten“, wird Hartz zitiert.

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