Freizeitsport für Ältere

Ein ganz besonderer Neuzugang beim SV Tingleff

Ein ganz besonderer Neuzugang beim SV Tingleff

Ein ganz besonderer Neuzugang beim SV Tingleff

Tingleff/Tinglev
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Birthe Krogh schaut konzentriert auf ihren neuen Spielpartner, den Tischtennisroboter HP-07. Er spielt die Bälle mit der immer gleichen Präzision zu, sodass die Spieltechnik auf leichte Art und Weise verbessert werden kann. Ihre Mitspielerin Marianne Christensen sammelt derweil die Bälle auf. Foto: Nils Baum

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Einfach ein klein wenig besser werden, lautet der Wunsch der Ü-60-Tischtennissparte des SV Tingleff. Als sie sich am Montag dieser Woche turnusgemäß zum gemeinsamen Spielen und Schnacken in der Deutschen Sporthalle trafen, konnten sie erstmals einen Mitspieler begrüßen, der ihnen genau dabei helfen soll.

„Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich so etwas probiere“, sagt Birthe Krogh mit einem Lachen. Seit Januar vergangenen Jahres ist sie Mitglied beim Tischtennisangebot des SV Tingleff für Sportlerinnen und Sportler ab 60 Jahren. Doch in dieser Woche hat sie einen neuen, etwas anderen Mitspieler bekommen. Der hört auf den Namen „HP-07“ und spielt mit einer Ausdauer, die ihresgleichen sucht.

Roboter-Initiator Bent Holt verfolgt das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine gebannt mit. Foto: Nils Baum

Roboter am Montag in Betrieb genommen

HP-07 ist nämlich das geheimnisvolle Namenskürzel des neuen Tischtennisroboters, den sich Initiator Bent Holt in die Deutsche Sporthalle geholt hat. Vergangene Woche ist die kleine Maschine ausgepackt, zusammengebaut und eingestellt worden. Das ging einigermaßen unkompliziert vonstatten.

„Männer gucken ja normalerweise nie in die Gebrauchsanweisung, aber das mussten wir dann doch tun, weil wir nicht wussten, wo der USB-Stick hinsollte“, schmunzelt Bent Holt. Der schwarze Stick sitzt inzwischen an der richtigen Stelle, sodass die Maschine beim Training am Montag dieser Woche erstmals richtig in Betrieb genommen werden konnte.

HP-07 bietet in seinem Korb Platz für genügend Tischtennisbälle, die er anschließend auf Knopfdruck wieder ausspuckt. Foto: Nils Baum

Von zart bis hart

Und damit er niemandem den Atem verschlägt, hat Bent Holt den Roboter auf die sanfteste Stufe eingestellt, sodass zwischen den einzelnen Ballauswürfen stets etwas mehr als eine Sekunde vergeht. Für Birthe Krogh gerade genügend Zeit, um sich auf den nächsten Schlag vorzubereiten.

Und schon kommt der nächste Ball aus der runden Öffnung der Maschine geschossen, lautlos, bis er die Tischtennisplatte berührt und schließlich energisch von Birthe Krogh zurückgeschlagen wird.

Die Art und Weise, wie der Tischtennisball aus der Maschine kommt, kann genau eingestellt werden. In der Fachsprache geht es um Rotation, Anschneiden und Spin. Foto: Nils Baum

Zusammenspiel von Mensch und Maschine

Birthe Krogh kommt eigentlich nur hierher, um ein wenig Bewegung zu bekommen und sich mit anderen auszutauschen. Von ihrem neuen stoischen Gegenüber erhofft sie sich, ihre Technik verbessern zu können. Ganz ohne menschliche Anleitung klappt das allerdings nicht. Bent Holt stellt sich neben die Spielerin, umfasst ihr Handgelenk und schlägt die in konstantem Abstand kommenden Bälle gemeinsam mit ihr zurück.

„Es geht darum, dass man ein Gefühl dafür bekommt, wie man den Schläger richtig hält und den Ball so trifft, dass er rüberkommt“, sagt er. Mit der Kombination aus Mensch und Roboter hofft er, dass die Spielerinnen und Spieler so die Qualität ihrer Technik steigern und Schläge und Aufschläge verbessern können.

Zusammenspiel von Mensch und Maschine: Roboter-Initiator Bent Holt leitet die Spielerinnen an, wie sie die Bälle am besten zurück übers Netz spielen. Foto: Nils Baum

Ü-60-Tischtennissparte seit Anfang 2022

Die Tischtennisbälle fliegen bereits seit Anfang 2022 durch die Deutsche Sporthalle in Tingleff, als Bent Holt die Initiative für ein neues Tischtennisangebot für alle über 60 Jahre ergriff. Von Anfang an waren gleich 30 Sportbegeisterte dabei, einige haben seitdem wieder aufgehört, andere sind neu hinzugekommen. Auf diese Weise ist die Mitgliederzahl auf hohem Niveau stabil geblieben.

Roboter hin oder her, das Spiel gegen- und miteinander bereitet Hans-Jürgen Nicolaisen (links) nach wie vor am meisten Freude. Foto: Nils Baum

Die Haare stehen zu Berge

„Es war von Anfang an überwältigend, da stehen einem die Haare zu Berge“, sagt Bent Holt über das große Interesse.

Insgesamt stehen dem Verein neun Tischtennisplatten zur Verfügung, eine davon wurde jetzt abgezwackt und in der hinteren Ecke der Halle positioniert. An einem ihrer beiden Enden ist der Tischtennisroboter montiert, dahinter ein schwarzes Netz aufgespannt, wodurch die zurückgespielten Bälle leichter einzusammeln sind. Ein Kescher, mit dem die Bälle einfacher wieder vom Fußboden aufgesammelt werden können, gehört auch dazu.


Gemütlichkeit wichtiger als Turniere

„Wir spielen noch keine Turniere, sondern nur der Gemütlichkeit wegen. Aber einige Spielerinnen und Spieler sind sehr ehrgeizig“, so der engagierte Tischtennisspieler, der den jüngsten Spielzugang im Internet gefunden hat. „Ich kannte den Anbieter, und wir haben einen guten Preis bekommen, weil es sich um ein etwas älteres Gerät handelt“, erklärt er. So belaufen sich die Anschaffungskosten mit Netz und Bällen auf rund 4.000 Kronen.

„Bent ist so engagiert, das ist so schön“, meint Michelle Møller Andresen, seit einigen Wochen Vorsitzende des SV Tingleff. „Ich sehe so eine Maschine zum ersten Mal. Aber es ist ja toll, wenn sie einigen hier helfen kann. Wir möchten schließlich unsere Mitglieder darin unterstützen, aktiv zu bleiben“, sagt die Vereinsvorsitzende.

Schichtwechsel: Jetzt versucht sich Marianne Christensen am jüngsten Spielpartner des SV Tingleff, während ihre Mitspielerin Birthe Krogh als Ballsammlerin fungiert. Foto: Nils Baum

Zumindest in eine Richtung klappt’s immer

Der große Vorteil des Tischtennisroboters ist, dass die Spielerinnen und Spieler ihre Schläge gleichbleibend üben können. Denn der Ball kommt zumindest in die eine Richtung immer rüber, was hingegen nicht zwingend der Fall ist, wenn man mit einer Partnerin oder einem Partner spielt. Auf diese Weise ermöglicht der Roboter intensiveres Üben.

Wie intensiv das ausfallen soll, kann Bent Holt an einigen Drehreglern einstellen. Das wirkt sich dann auf die Bewegung des Tischtennisballs aus und beeinflusst unter anderem die Art und Weise, wie er durch die Luft rotiert. Auf diese Weise wird es dem Gegenüber gegebenenfalls erschwert oder erleichtert, den Ball anzunehmen.

Hat den Dreh raus: Bent Holt. Foto: Nils Baum

HP-07 bringt die Spielenden ins Schwitzen

„Das fordert einen konditionell, denn man kommt richtig ins Schwitzen. Außerdem kann man an seiner Technik feilen, wenn der Roboter die Bälle unterschiedlich zuspielt“, sagt Hans-Jürgen Nicolaisen. Zwar könne auch ein Mensch zuspielen, aber eben nie so präzise, wie es bei HP-07 der Fall ist.

„Da muss man sich erstmal dran gewöhnen“, meint Marianne Christensen. Sie erhofft sich ebenfalls, mithilfe des Roboters ihre Technik zu verbessern. Auf eine Teilnahme an Turnieren spekuliert sie deswegen allerdings nicht. „Wir wollen keine Weltmeister werden, sondern einfach nur ein bisschen besser spielen können. Und der Roboter hilft uns, dafür die richtigen Tricks zu lernen“, sagt sie und holt konzentriert lächelnd zum nächsten Schlag aus. 

Marianne Christensen hofft, ihre Technik mithilfe des Tischtennisroboters verbessern zu können. Foto: Nils Baum
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