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Apenrader Sozialpolitiker: Wohnraum ist ein Menschenrecht

Apenrader Sozialpolitiker: Wohnraum ist ein Menschenrecht

Apenrader Sozialpolitiker: Wohnraum ist ein Menschenrecht

Apenrade/Aabenraa
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Obdachlose schlafen nicht gezwungenermaßen unter Brücken und auf Parkbänken. In der westlichen Welt sind rund 80 Prozent der Obdachlosen männlich (Symbolfoto). Foto: Dimi Katsavaris/Unsplash

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Die Kommune Apenrade ist auf der Suche nach einer geeigneten Platzierung für Wohncontainer für Obdachlose und andere soziale Randgruppen.

Michael Christensen (SF), ist Vorsitzender des Ausschusses für Soziales und Senioren.

Michael Christensen (Sozialistische Volkspartei, SF) ärgert sich. Die Kommune Apenrade war sich eigentlich schon mit einem Grundbesitzer einig, dass auf dessen Flächen Wohncontainer für Obdachlose aufgestellt werden dürften, als dieser dann seine Genehmigung urplötzlich zurücknahm.

Seitdem sucht der Ausschuss für Soziales und Senioren unter dem Vorsitz von Michael Christensen nach einem anderen Standort für diese „schrägen Wohnungen“, wie sie auf Dänisch genannt werden. „Skæve boliger“ sind für Obdachlose und andere Personen gedacht, die sich nur schwer in ein traditionelles Wohnangebot einfinden können.

Ein Dach über dem Kopf ist für Michael Christensen ein Menschenrecht.

Zentrale Lage erforderlich

Es ergibt keinen Sinn, diesen Wohnraum auf einer Wiese weitab der Stadt zu schaffen. „Wir suchen nach einer zentralen Platzierung in Apenrade, möglichst nah an dem Treffpunkt des Blauen Kreuzes am Sønderport, der Blauen Oase. Außerdem müssen die Suchthilfe (dän. misbrugscenter) und das Jobcenter am besten fußläufig erreichbar sein – alternativ mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Natürlich sind Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe auch erforderlich. Die Menschen, für die wir ein Wohnraumangebot schaffen wollen, haben in den seltensten Fällen ein Auto. Darüber hinaus müssen auch Haustiere erlaubt sein. Und es muss in diesen Wohnungen auch mal etwas lauter werden dürfen, ohne dass es die Nachbarn stört“, erläutert Michael Christensen die komplexe Problemstellung.

Eigene vier Wände hinter einer verschließbaren Tür ist für viele Menschen, die länger ohne Wohnung waren, ein wichtiger Schritt zurück in die Gesellschaft. Foto: Maria Ziegler/Unsplash

Keine schnelle Lösung in Sicht

Es gibt nicht viele Standorte in Apenrade, die diese Bedingungen erfüllen. „Hinzu kommt, dass die Standorte, die infrage kommen, dann auch eine Änderung im Bebauungsplan erfordern – auch wenn wir uns bei unserer Suche ausschließlich auf kommunale Flächen konzentriert haben. Diese Planungsarbeit ist zeitaufwändig. Wir werden deshalb diesen Wohnraum wohl kaum noch in diesem Jahr schaffen können“, lautet die realistische Einschätzung des Ausschussvorsitzenden. Michael Christensen rechnet damit, dass acht Wohnungen für eine Kommune wie Apenrade zumindest ein Anfang wären.

Den Weg zurück in die Gesellschaft finden

Wer länger wohnungslos war, hat viele Fähigkeiten verlernt oder war schon von vornherein überfordert. Das fängt bei der Körperhygiene an und hört bei Behördengängen auch längst nicht auf. Psychische Probleme, Drogen und/oder Alkohol kommen nicht selten dazu.

Für das Selbstwertgefühl der betroffenen Personen ist eine eigene Wohnung jedoch von unschätzbarem Wert und ein erster Schritt auf dem Weg zurück in die Gesellschaft.

„Wir haben vor zwei, drei Jahren 52 Obdachlose in der Kommune Apenrade gezählt. Gerade eben ist erneut eine Erhebung vorgenommen worden. Das Ergebnis liegt uns noch nicht vor. Allerdings ist das Zählen auch schwierig. Wer sich heute in der Kommune Apenrade aufhält, kann morgen ja schon woanders sein. Und nicht jeder Obdachlose schläft auf einer Parkbank. Viele schlafen auch bei Freunden und Bekannten auf dem Sofa“, sagt Michael Christensen.

 

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