Kirchenratswahlen 2024

Annette und Bernd: Vielfältige Aufgaben im Kirchengemeinderat

Annette und Bernd: Vielfältige Aufgaben im Kirchengemeinderat

Annette und Bernd: Vielfältige Aufgaben im Rat

Apenrade/Aabenraa
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Annette und Bernd Lorenzen finden die Arbeit im Kirchengemeinderat spannend. Foto: Karin Riggelsen

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Fokus Kirchenrat: Diese Themenreihe beleuchtet Hintergründe und Bedeutung der Kirchenratswahl, die am 17. September 2024 stattfindet. Die Apenraderin und der Apenrader sind im Jahr 2020 in das Gremium des Kirchengemeinderats ihres Heimatorts gewählt worden. Im Gespräch erzählen sie von der spannenden Arbeit für die Gemeinde und warum es keinen Unterschied machen darf, zu welchem Gemeindeteil man gehört.

Annette und Bernd Lorenzen sind ein Ehepaar. Seit fast 25 Jahren leben sie in Nordschleswig, engagieren sich in der deutschen Minderheit und sind seit vier Jahren Mitglieder des Kirchengemeinderats in Apenrade – gemeinsam mit zwei weiteren Mitgliedern der deutschen Gemeinde: Lisa Tröster und Dieter Klein.

Überraschend die meisten Stimmen bekommen

Bernd kandidierte vor vier Jahren bei den Ratswahlen für die deutsche Gemeinde und erhielt – vollkommen überraschend – die meisten Stimmen. Es war die erste Wahl, die nach dem damals neu eingeführten Wahlsystem des Kirchenministeriums durchgeführt wurde. Dabei stimmten die Wählerinnen und Wähler direkt für die Kandidaten – jeder Wahlberechtigte hatte 8 Stimmen und musste die Kandidaten auf seinem Wahlzettel aufschreiben. 

Annette Lorenzen ist seit drei Jahren im Gemeinderat der Apenrader Kirche. Foto: Karin Riggelsen

Annette erklärt Bernds Erfolg: „Wir sind in der Gemeinde bekannt, singen im Gemeindechor und besuchen regelmäßig die Gottesdienste. Man kennt unsere Gesichter. Das schafft Vertrauen.“ Bernd ergänzt: „Ich könnte mir vorstellen, dass auch nach Sympathie gewählt wird.“

Wegen Wegzugs im Rat gelandet

Neben der deutschen Gemeinde stehen Vertreterinnen und Vertreter der grundtvigschen Liste, der inneren Mission und der Gospel-Liste zur Wahl. Während die innere Mission für einen bibelnahen Glauben steht, ist die grundtvigsche Liste in ihrer Auslegung liberaler.

Auch Annette, die sich als Vertreterin ebenfalls zur Wahl stellte, konnte die meisten Stimmen sammeln. Als ein Gemeinderatsmitglied wegzog, wurde sie schließlich auch Teil des Gremiums.

Bernd Lorenzen baut Brücken zur Mehrheit. Foto: Karin Riggelsen

„Wir waren uns der ungewöhnlichen Gewichtung im Rat bewusst“, sagt Bernd. Das Wahlergebnis – Bernd erhielt einen Großteil der abgegebenen Stimmen – spiegele nämlich nicht die tatsächlichen Mehrheitsverhältnisse in der Gemeinde wider, erklärt er. „Deshalb waren wir von Anfang an zurückhaltend und haben gesagt, dass wir an alle Gruppen denken und nicht nur an uns.“ Die Zusammenarbeit im Rat funktioniere jedoch hervorragend, finden Annette und Bernd.

Ausschüsse machen die Vorarbeit

Der Kirchengemeinderat hat verschiedene Ausschüsse mit spezifischen Aufgaben. „Ich sitze beispielsweise im Sankt-Jürgens-Ausschuss. Dort beschäftigen wir uns mit den Belangen dieser Kirche – ob wir neue Stühle, Bänke oder Kissen benötigen“, erzählt Annette. „Oder ob der Eingang verändert werden soll“, ergänzt Bernd, der im Ausschuss für die Nicolaikirche tätig ist.

Die Ausschüsse erarbeiten Vorschläge, die dann im Gemeinderat diskutiert und entschieden werden. „Wir haben in den vergangenen Jahren wirklich viel auf den Weg gebracht“, sagt Annette. Dazu zählt unter anderem die Entscheidung, die Elektroheizung der Nicolaikirche durch Fernwärme zu ersetzen. Aber das war nur eine von vielen Entscheidungen, die gemeinsam getroffen wurden, wie auch der Bau des neuen Pastorats.

Hier werden die Entscheidungen getroffen

„Selbst wenn man nur ein wenig kirchlich interessiert ist, ist die Wahl genauso wichtig wie die Kommunal- oder die Folketingswahl“, sagt Bernd. „Es werden wichtige Entscheidungen getroffen, die die Kirche, ihre Arbeit und die Gestaltung der Gottesdienste betreffen. Wenn man daran interessiert ist, sollte man zur Wahl gehen – auch wenn man nur einmal im Jahr in die Kirche geht“, fügt er hinzu. Immerhin sind etwa 80 Prozent der Apenraderinnen und Apenrader Mitglieder der Volkskirche.

Knapp 200 Wahlberechtigte gaben bei der Kirchengemeinderatswahl 2020 ihre Stimme ab.

Einblick in den „Maschinenraum“

Für Annette und Bernd ist die Arbeit im Kirchengemeinderat besonders spannend, weil sie Einblicke hinter die Kulissen erhalten. „Es ist wie in anderen Gremien, in denen man sich engagiert. Man erfährt, was wirklich hinter den Kulissen passiert. Das ist schon interessant“, sagt Annette und ermutigt Interessierte, sich zur Wahl zu stellen. „Die Kirche ist eine gute Gemeinschaft für alle“, betont sie.

Die Arbeit im Rat ist vielfältig: „Es geht um Inhalte auf der Internetseite, die Instandhaltung der Gebäude, den Friedhof, Bestattungen und auch die Gottesdienste“, erklärt Annette.

Wieder auf „Stimmenfang“

Bernd entschied sich vor vier Jahren zur Kandidatur, weil „ich die Kirche schon fast 20 Jahre genutzt habe. Da war es an der Zeit, mich auch selbst einzubringen“, erklärt er. Doch diese Entscheidung sei sehr individuell. „Es ist wie im Verein: Es nützt nichts, nur die Angebote wahrzunehmen. Irgendwer muss auch die Arbeit machen. Das ist ein bisschen Pflichtgefühl, aber es ist eine angenehme Pflicht“, fügt er hinzu.

Auch in diesem Jahr werde Bernd wieder kandidieren, verrät er.

15 Kirchengemeinderätinnen und -räte werden bei der Wahl am 17. September gesucht. Einlass ist ab 18.30 Uhr. 

Annette ist beim Schulpädagogischen Dienst des Deutschen Schul- und Sprachvereins Nordschleswig (DSSV) tätig, Bernd als Orgelbauer bei der Apenrader Orgelbauerei „Marcussen & Søn“. Foto: Karin Riggelsen
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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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