Energieversorgung

Import aus Flensburg stellt Fernwärmegesellschaft vor Herausforderungen

Import stellt Fernwärmegesellschaft vor Herausforderungen

Import stellt Fernwärmegesellschaft vor Herausforderungen

Pattburg/Padborg
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Fernwärmeversorgung (auf dem Archivfoto Rohrverlegungen bei Krusau) ist zunehmend gefragt. Foto: kjt

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Die Pattburger Fernwärmegesellschaft bezieht seit rund 40 Jahren Wärme von den Stadtwerken Flensburg. Da in Flensburg noch mit einem hohen Anteil fossiler Brennstoffe geheizt wird, hat der Pattburger Betrieb Probleme, die Klimaziele in Dänemark und in der Kommune Apenrade zu erfüllen. In Pattburg setzt man dennoch auf die Versorgung aus Flensburg. Eine Einschätzung des Vorsitzenden von „Padborg Fjernvarme“.

Wie soll mit Projektvorschlägen der Pattburger Fernwärmegesellschaft zur Erweiterung des Versorgungsnetzes umgegangen werden, wo ein Großteil der Wärme doch von den Flensburger Stadtwerken stammt und größtenteils noch mit fossilen Brennstoffen produziert wird?

Mit dieser Frage befasst sich der Ausschuss für nachhaltige Entwicklung in der Kommune Apenrade (Aabenraa). Hintergrund sind die dänischen Ziele für kollektive Wärmeversorgung, wonach die Wärme nach Möglichkeit ohne fossile Brennstoffe produziert werden soll.

Problematische Werte

Laut einer Auflistung der Stadtwerke sind vergangenes Jahr über 90 Prozent der Fernwärme mit Kohle und Gas produziert worden. Anfang 2022 lag der Kohleanteil demnach bei 40,23 Prozent und im Zuge der Ukrainekrise Ende 2022 bei 73,58 Prozent. Gas hatte zunächst einen Anteil von 56,8 Prozent und Ende 2022 dann 19,6 Prozent.

Solche Werte stehen den Klimazielen in der Kommune Apenrade und entsprechend der Pattburger Fernwärmegesellschaft im Weg. Beantragte neue Projekte mit einem fossilen Anteil von über 50 Prozent sollen gar nicht erst in Betracht kommen, hat der Ausschuss beschlossen.

Die Kommune hätte es sich leichtmachen können und hätte die CO₂-Werte der Fernwärme aus Flensburg gar nicht in die eigene Bilanz aufzunehmen brauchen, da es sich um fossile Fernwärmegewinnung aus dem Ausland handelt. Bei der dänischen Energiebehörde „Energistyrelsen“ wird die Fernwärme aus Flensburg nicht mitgerechnet und gilt als „fossilfrei“.

Zuversicht in Pattburg

Im Zuge des eigenen Klimaplans hat die Kommune Apenrade allerdings beschlossen, die Werte aus Flensburg in die Bilanz aufzunehmen, um ein korrektes Bild von den Werten mit fossilen Brennstoffen zu bekommen. Im Gegensatz zu Deutschland zählt in Dänemark auch Gas zu nicht klimafreundlicher Energiegewinnung.

Der Vorsitzende der Pattburger Fernwärmegesellschaft, Michael Justesen, hat gegen das Miteinbeziehen der Werte aus Deutschland nichts auszusetzen.

„Nein, überhaupt nicht. Auch wir sind an der grünen Umstellung interessiert und bestrebt, die Fernwärmegewinnung auf Sicht klimaneutral zu machen.“

Dass die CO₂-Werte der Flensburger Fernwärme den Plänen der Pattburger Gesellschaft einen Riegel vorschieben werden, befürchtet Justesen nicht.

„Die Stadtwerke haben das Augenmerk auch selbst auf die Umstellung auf fossilfreie Energiegewinnung gerichtet und arbeiten an verschiedenen Lösungen, von denen dann auch wir profitieren. Wir sind da ganz zuversichtlich und haben erst kürzlich konstruktive Gespräche mit der Kommune Apenrade zu unseren Plänen geführt“, so der Vorsitzende in Anlehnung an die Umstellungsziele der Stadtwerke

Bei der jüngsten Ausweitung des Fernwärmenetzes im Großraum Krusau/Pattburg  „mit 780 Haushalten haben wir einen Elektro-Kessel installiert und nutzen die Abwärme von der Krusauer Meierei“, so Justesen zu den jüngsten Bestrebungen, den Anteil an Fernwärme zu verringern, der mit fossilen Brennstoffen produziert wird.

Klimafreundliche Solaranlagen

Die Pattburger Gesellschaft hat vor geraumer Zeit auch Solaranlagen für die klimafreundliche Energiegewinnung dazubekommen.

Die klimaneutrale Umstellung werde man zusammen mit den Flensburger Stadtwerken in enger Abstimmung mit der Kommune Apenrade weiterverfolgen, um die gesteckten Klimaziele einhalten zu können, so der Vorsitzende.

Erwin Andresen von der Schleswigschen Partei (SP) ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für nachhaltige Entwicklung. Er ist ebenfalls überzeugt, dass die Pattburger Fernwärmegesellschaft ihr Netz trotz der 50-Prozent-Regel in Sinne der Klimavorgaben weiter wird ausbauen können.

„Sie muss halt darauf achten, dass der Anteil der weitergeleiteten Wärme aus fossiler Gewinnung nicht die Grenzwerte überschreitet. Die Gesellschaft hat jedoch Alternativen, durch die nach wie vor eine Abnahme von Fernwärme aus Flensburg möglich sein wird, und auch in Deutschland tut sich was“, so Andresen nach der Ausschusssitzung.

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