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Radio Sørensen: Eine Ära in Tingleff ist zu Ende

Radio Sørensen: Eine Ära in Tingleff ist zu Ende

Radio Sørensen: Eine Ära in Tingleff ist zu Ende

Tingleff/Tinglev
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Henry Sørensen schließt seinen Radio- und Elektronikfachbetrieb in Tingleff für immer. Foto: Karin Riggelsen

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Fernseh- und Radiotechniker Henry Sørensen hat das Gebäude in der Hauptstraße verkauft, in der er und sein Vater die Tingleffer Geschäftswelt rund 80 Jahre mitprägten. Eine Immobilienfirma übernimmt das Anwesen.

Geschlossen hatte er aus gesundheitlichen Gründen schon länger, nun beendet er endgültig eine lange Ära nicht nur in der Tingleffer Geschäftswelt: Radio- und TV-Fachmann Henry Sørensen hat die Immobilie an der Tingleffer Hauptstraße, in der einst sein Vater das Geschäft „Radio Sørensen“ aus der Taufe hob, verkauft. In Kürze zieht er aus der Wohnung des Geschäftsgebäudes aus.

„Ich habe mich hier und da auf die Liste setzen lassen und weiß noch nicht, wo ich unterkommen werde. Ich will auf jeden Fall aber in Tingleff bleiben“, sagt der Geschäftsmann, der vielen Generationen von Tinglefferinnen und Tingleffern als Pfeife rauchender Experte für Radio- und Fernsehtechnik ein Begriff ist.

Neuer Besitzer ist das Immobilienunternehmen KLT-Projekter aus Apenrade (Aabenraa). Das Unternehmen besitzt bereits die benachbarte Immobilie zum Centerplatz, das an den Supermarkt „365discount“ vermietet ist.

Strategische Übernahme

Das Gebäude von Radio Sørensen gleich neben dem Supermarkt habe man aus strategischen Gründen übernommen, so KLT-Geschäftsführer Hans Henrik Damgaard auf Anfrage.

In der Discountbranche gebe es generell eine Nachfrage für mehr Fläche. Man könne dieser Nachfrage entsprechen, wenn es gewünscht ist. „Es gibt aber noch keine konkrete Anfrage“, so der Geschäftsführer.

Die Übernahme sei noch ganz frisch. Man wolle sich erst noch einen konkreten Überblick verschaffen, wie und wofür die Immobilie vermietet werden kann – mittel- oder langfristig.

Für Henry Sørensen heißt es unterdessen, allmählich Sachen packen und das alte Zuhause bald verlassen. Das sei natürlich mit Wehmut verbunden, wie der 80-Jährige an alter Wirkungsstätte mit einem Seufzer gesteht.

Henry Sørensen vor dem Geschäft in der Hauptstraße, das er Anfang der 70er-Jahre von seinem Vater übernahm Foto: Karin Riggelsen

Wehmütiger Abschied

„Der Betrieb hat ja eine lange Geschichte“, so Henry Sørensen, dessen Vater mit gleichem Vornamen einst das Familiengeschäft gründete.

„Er fing im Stationsvej gegenüber dem heutigen Möbelgeschäft an. In einem alten Schweinestall begann er, sich mit Radios zu beschäftigen. 1945 eröffnete er dann das Geschäft in der Hauptstraße“, erzählt Henry junior, der sich früh dem örtlichen Gewerbeverein „Tinglev Handels-, Håndværker- og Industriforening" (THHI) anschloss.

Er engagierte sich im THHI-Vorstand und hatte viele Jahre auch den Vorsitz inne. Vergangenes Jahr ernannte ihn der Verein zum Ehrenmitglied.

Zunächst auf einfache Radiotechnik spezialisiert, nahm der Laden eine rasante Entwicklung. Fernsehen kam dazu, und als Henry Junior 1972 das Geschäft und den Reparatur- und Wartungsservice übernahm, waren Farbfernsehen, fernbediente TV-Geräte und Antennentechnik nur eine kleine Zwischenstation.

Redaktioneller Beitrag vergangener Tage über den Fachbetrieb „Radio Sørensen" Foto: DN

 

HiFi-Anlagen, Lautsprechersysteme und später Sat-Fernsehen waren Bereiche, die bei „Radio Sørensen“ ebenfalls Einzug hielten. 

Erste Adresse bei Tonträgern

Das taten auch Tonträger. Als Schallplatten noch die Musikbranche beherrschten, war „Radio Sørensen“ eine ebenso feste Adresse wie bekannte Größe.

Henry Sørensen an alter Wirkungsstätte in der Tingleffer Hauptstraße Foto: Karin Riggelsen

 

„Wir gehörten damals zu den größten Platten-Anbietern in Nordschleswig und teilweise auch darüber hinaus“, erinnert sich der Tingleffer mit Stolz an die turbulenten Zeiten. Natürlich gab es auch Kassetten, Walkmans gehörten zum Angebot und später dann CDs. Die moderne Entwicklung bis zum digitalen Musik- und Fernsehvergnügen machten Henry Sørensen und sein Mitarbeiterstab komplett mit.

Wir gehörten damals zu den größten Platten-Anbietern in Nordschleswig und teilweise auch darüber hinaus.

Henry Sørensen

 

Das Nostalgie-Faible der guten alten Radio- und Fernsehtechnik legte Henry Sørensen nie ab.

Über die vielen Jahrzehnte haben sich im Laden an der Hauptstraße etliche nostalgische Geräte angesammelt.

Fälle fürs Museum

„Schon mein Vater hatte alte Geräte gesammelt, von denen einige bei meiner Übernahme 1972 an Museen abgegeben wurden“, berichtet Henry junior. Er steht dabei vor einem alten Grammofon aus dem 19. Jahrhundert. „Das ist aus der eigenen Familie“, erwähnt der bekannte Geschäftsmann aus Tingleff.

Im Geschäft in der Hauptstraße sind über die Jahre etliche nostalgische Geräte gesammelt und ausgestellt worden, wie dieses Grammofon. Foto: Karin Riggelsen

Nun muss er sich darüber Gedanken machen, wie es mit den alten Geräten weitergeht. „Ich habe Kontakte zu einem Kollegen in Struer, der ein Radiomuseum betreibt. Auch zum Radiomuseum Nordschleswig in Sonderburg habe ich Kontakt. Vielleicht gelingt es, Geräte dort unterzubringen“, sagt der 80-jährige Witwer. Seine Frau ist im September vergangenen Jahres im Pflegeheim „Enggården“ verstorben.

Körperlich sei er nicht mehr so auf der Höhe, „unter der Fläche, an der normalerweise Haar sitzt, ist es aber noch ganz okay“, weist Henry Sørensen mit einem Lachen auf seinen geistigen Zustand hin.

Dass er das Geschäft eines Tages mal wird schließen müssen, zeichnete sich ab. Die beiden Kinder – Sohn und Tochter – wählten früh andere Wege und leben außerhalb Nordschleswigs.

Es falle ihm schwer, einen endgültigen Schlussstrich unter ein langes Dasein in der Radio- und Fernsehbranche zu ziehen, sagt der 80-Jährige.

„Alles hat aber mal ein Ende.“

Henry Sørensen war über fünf Jahrzehnte eine prägende Figur in der Tingleffer Geschäftswelt. Foto: Karin Riggelsen
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