Wirtschaft

Unternehmen: Fachkräftemangel in Nordschleswig schwächt sich ab

Unternehmen: Fachkräftemangel in Nordschleswig schwächt sich ab

Fachkräftemangel in Nordschleswig schwächt sich ab

Scherrebek/Nordschleswig
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250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft, öffentlichem Dienst und Politik nahmen in Scherrebek an einem nordschleswigschen Netzwerktreffen teil. Foto: Gwyn Nissen

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Netzwerke: Gemeinsam können Nordschleswigs Unternehmen ihre Position stärken. Beim zweiten Business-Treffen wurden Möglichkeiten und Herausforderungen der Wirtschaft besprochen.

Genug Fachkräfte anzulocken, das ist in diesen Jahren eine der größten Herausforderungen für die Wirtschaft in Nordschleswig. Gewesen, denn in den vergangenen Monaten scheint sich die Situation in einigen Branchen geändert zu haben.

Das sagten Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft dem „Nordschleswiger“ beim Business Power-Event am Donnerstag in Scherrebek (Skærbæk).

Aber vor welchen besonderen Herausforderungen steht die Wirtschaft in Nordschleswig und welche Chancen gilt es zu nutzen?

Charlotte Hylleberg von Business Aabenraa setzt bei der Wirtschaftsentwicklung auf Netzwerke. Foto: Gwyn Nissen

Charlotte Hylleberg, Direktorin, Business Aabenraa:

„Diese Veranstaltung ist ein Zeichen dafür, was wir in Nordschleswig machen müssen: Netzwerke schaffen, gemeinsame Geschäfte machen und einander helfen, sich gegenseitig weiterzuentwickeln.

Ich sehe viele Möglichkeiten für die Wirtschaft in Nordschleswig, wenn wir es verstehen, diese Netzwerke zu nutzen. Wir sind schon weit gekommen, aber es geht noch mehr.

Darüber hinaus müssen wir unsere Erfolge besser vermarkten. Ich habe das letzte halbe Jahr in meinem neuen Job viele neue und spannende Unternehmen und ihre Produkte kennengelernt. Wow. Aber vieles kommt nie an die Öffentlichkeit – und das ist schade. Diese positiven Geschichten müssen erzählt werden, und wir sollten stolz darauf sein, was wir in Nordschleswig alles können.

Die größte Herausforderung der Unternehmen war bisher die Rekrutierung von Fachkräften. Ich sehe aber Zeichen dafür, dass sich die Lage entspannt. Wir haben gerade ein Jobdating in Apenrade durchgeführt, bei dem sich Firmen und Arbeitssuchende gefunden haben. Es waren sehr viel mehr Arbeitssuchende als beim vorigen Jobdating. Das hat uns überrascht und wir verfolgen die Entwicklung genau, denn viele unserer Unternehmen machen sich darüber große Sorgen.“

Unternehmen in Nordschleswig sollen sich trauen, über den eigenen Tellerrand blicken, meint Line Meldgaard. Foto: Gwyn Nissen

Line Meldgaard, Direktorin und Unternehmerin des Familienkonzerns Meldgaard, Apenrade:

„Unsere Nähe zu Deutschland gibt unserer Wirtschaft viele Möglichkeiten. Die sollten wir nutzen. Das gilt auch für die Chancen außerhalb des Landesteils. In Nordschleswig sind wir manchmal etwas zu vorsichtig und trauen uns nicht aus dem Landesteil raus. Außerdem machen wir nicht sonderlich auf uns aufmerksam.

Es ist kein Problem, dass wir von Nordschleswig aus agieren. Wir müssen nur den Blick über den eigenen Tellerrand heben und die Vorsicht ablegen. Wir haben im Landesteil viele große Unternehmen und ich glaube, dass diese auch eine Inspiration für die kleineren Firmen sein können.

Als Unternehmen waren die steigenden Preise für uns eine große Herausforderung, aber dies scheint sich gewendet zu haben. Dasselbe gilt für die Rekrutierung von Fachkräften: Lange Zeit haben wir Probleme gehabt, aber derzeit bekommen wir auf Stellenanzeigen wieder sehr viele Bewerbungen.“

Die Jugendlichen verlassen Nordschleswig und ziehen in die größeren Städte, bedauert Bauunternehmer Bo Kjelkvist. Foto: Gwyn Nissen

Bo Kjelkvist, Bauunternehmer und Firmengründer, Tondern:

„Wir haben in Nordschleswig große Möglichkeiten, weil wir so nah an der Grenze leben. Es gibt noch viel ungenutztes Potenzial – sowohl was den deutschen Markt als auch Arbeitskraft aus Deutschland angeht. Das können wir besser machen.

Die größte Herausforderung an der Westküste ist der Verlust an Wissen und Kapazitäten. Ich habe selbst fünf Kinder, von denen vier in Kopenhagen leben. Weil wir hier keine Ausbildungen haben, verlieren wir die Jugend – und wir bekommen die jungen Menschen nicht zurück, wenn sie erst einmal weg sind. Daher brauchen wir außerhalb der großen Städte neue Ausbildungsstätten.

Was die Rekrutierung angeht, haben wir in unserem Bauunternehmen keine Probleme, deutsche oder osteuropäische Arbeitskraft zu bekommen. Dagegen ist es ein großes Problem, jedes Jahr drei oder vier Lehrlinge aus der Kommune zu bekommen. Das müsste eigentlich möglich sein – ist es aber nicht.“

 

 

 

 

 

 

 

250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Die fünf nordschleswigschen Wirtschaftsförderungsorganisationen, Udviklingsråd Sønderjylland, Aabenraa Erhvervsforening, Haderslev Erhvervsråd, Tønder Erhvervsråd und Sønderborg Vækstråd, hatten zum zweiten Mal zum gemeinsamen Wirtschaftstreffen eingeladen, zu dem 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und dem öffentlichen Dienst teilnahmen.

Sie hörten am Donnerstag unter anderem Vorträge von Nationalmuseumsdirektor Rane Willerslev, Firmengründerin Mia Wagner (Höhle der Löwen), Cepos-Direktor Martin Ågerup und Jens Broch, CEO von Sunset Boulevard.

Im nächsten Jahr findet das Unternehmens-Treffen der nordschleswigschen Wirtschaft in Hadersleben statt.

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