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Folk-Baltica 2023 mit Walfangliedern und Poesie von Theodor Storm

Folk-Baltica 2023 mit Walfangliedern und Poesie von Theodor Storm

Folk-Baltica mit Walfangliedern und Poesie von Theodor Storm

Apenrade/Aabenraa
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Das Insel-Ensemble nimmt die Besucherinnen und Besucher des Folk-Baltica-Festivals auf Röm (Rømø) mit auf eine musikalische Walfangreise. Foto: Still Words/Folk-Baltica

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Folk-Baltica steht für grenzüberschreitende Musikereignisse. In diesem Jahr läuft das Festival unter dem Motto „Mut & Hoffnung“. Die Veranstaltenden wollen damit auch ein Signal im Lichte aktueller Entwicklungen wie dem Krieg in der Ukraine und Künstlicher Intelligenz setzen.

„Wir setzen auf Humane Intelligenz statt auf Künstliche Intelligenz. Und wollen mit unserem Festival gegen die geistige Trägheit kämpfen. Dass man nicht immer das Gleiche macht, sondern auch etwas Neues, Herausforderndes und Experimentelles“, sagt Harald Haugaard, der künstlerische Leiter des Folk-Baltica-Festivals.

Dementsprechend geht das Festival in diesem Jahr unter dem Motto „Mut & Hoffnung – Mod & Håb“ an den Start. Und Mut zu Neuem haben die Festivalmacher bei ihrer Programmplanung in jedem Fall bewiesen.

Musikalische Walfangreise auf Föhr und Röm

Dazu zählt das Komandöör Konzert mit dem Insel-Ensemble am Sonntag, 7. Mai, ab 20 Uhr in der Sct. Clemens Kirche auf Röm (Rømø), das in Zusammenarbeit mit dem Bund Deutscher Nordschleswiger stattfindet. Hier treten zwei deutsche und drei dänische Musikerinnen und Musiker an, um die Anwesenden auf eine musikalische Walfangreise mitzunehmen. Der Komandöör war seinerzeit der Kapitän eines Walfangschiffes, das neben Reichtum und Geschichten auch Musik von den Fahrten ins Eismeer um Grönland herum mitbrachte.

Wir setzen auf Humane Intelligenz statt auf Künstliche Intelligenz. Und wollen mit unserem Festival gegen die geistige Trägheit kämpfen.

Harald Haugaard, musikalischer Leiter

„Wir haben unseren Fokus auf der musikalischen Tradition hier in der Region, in der es zahlreiche Seemannslieder auf den Wattenmeerinseln gibt. Unsere Aufgabe als Festival ist es, diese Lieder neu zu interpretieren. Das geschieht auf Deutsch, Dänisch, Platt und Friesisch“, sagt Harald Haugaard.

Er hat das Inselensemble im vergangenen Jahr ins Leben gerufen und somit eine weitere musikalische Begegnung zwischen beiden Ländern geschaffen. Der grenzüberschreitende deutsch-dänische Aspekt kommt an diesem Tag auch dadurch zum Ausdruck, dass das Ensemble nur wenige Stunden zuvor auf Föhr seine musikalische Umsetzung maritimer Musik und Geschichten darbietet.

Vertonung der Poesie Theodor Storms

Mit Synje Norland und Vedersø wird es wieder eine gemeinsame deutsch-dänische Kooperation geben. Beide hatten im vergangenen Jahr eigens für das Folk-Baltica-Festival ein gemeinsames deutsch-dänisches Lied komponiert. In diesem Jahr werden die Sängerin aus Niebüll und der ursprünglich aus Odense stammende Liedermacher Frederik Vedersø, der heute in Berlin lebt, am Freitag, 12. Mai, ab 19.30 Uhr im Nygadehus in Apenrade (Aabenraa) auftreten und zunächst eigene Kompositionen darbieten.

Es ist etwas sehr Exklusives. Man kann es nicht streamen, das gibt es nur live zu erleben.

Gerri Christiansen, Festivalleiter

Synje Norland nimmt dabei die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine poetische Klangreise, wenn sie die poetischen Wort-Landschaften des Husumer Schriftstellers Theodor Storm musikalisch interpretiert. Storms Lyrik stellt sie in den Kontext der Gegenwart. Frederik Vedersø bietet in seinen Liedern Klänge aus Pop, Rock, Folk, Jazz und Weltmusik, mit Texten auf Dänisch und Englisch. Am Ende vereinen sich die beiden zum großen musikalischen Finale. „Es ist etwas Besonderes. Man kann es nicht streamen, das gibt es nur live zu erleben“, sagt Festivalleiter Gerri Christiansen.

„Auf jedem Folk-Baltica-Konzert gibt es etwas Exklusives. Das kann ein gemeinsames Finale verschiedener Künstlerinnen und Künstler sein oder ein selbst geschriebener Song, den sie mitgebracht haben; etwas, das es nur live an diesem einen Abend gibt“, ergänzt Harald Haugaard.

Harald Haugaard (links) ist trotz der zwölf Jahre, die er sich bereits um das Folk-Baltica-Festival kümmert, jedes Mal wieder aufgeregt, wenn es losgeht. Gerri Christiansen ist in diesem Jahr erstmals dabei, arbeitet jedoch bereits seit über 20 Jahren im Kulturbereich. Foto: Nils Baum

Jugendensemble wird zehn Jahre alt

Außerdem gibt es in diesem Jahr ein Jubiläum zu feiern. 2013 hatte Harald Haugaard das Folk-Baltica-Jugendensemble mit dem Ziel gegründet, einen Beitrag zur Talententwicklung in der deutsch-dänischen Grenzregion zu leisten und die traditionelle Musik des Grenzlandes fortbestehen zu lassen. Das Nachwuchsensemble besteht gegenwärtig aus 45 Mitgliedern im Alter zwischen 15 und 25 Jahren, die an Musikhochschulen in Kopenhagen und Lübeck studieren oder an den Musikschulen in Nord- und Südschleswig musizieren.

Mut braucht man in dieser Zeit. Durch die Musik schafft Mut auch Hoffnung auf Gemeinsamkeit und das Leben im Allgemeinen.

Harald Haugaard, musikalischer Leiter

Das Ensemble trifft sich fünf- bis sechsmal im Jahr und hat auch für das diesjährige Festival neue Stücke einstudiert. Zudem gibt es eine frisch gepresste CD, auf der fünf auf Fünen (Fyn) und in der Musikschule Sonderburg (Sønderborg) aufgenommene Lieder das Motto „Mut & Hoffnung“ widerspiegeln.

„Denn Mut braucht man in dieser Zeit. Durch die Musik schafft Mut auch Hoffnung, insbesondere wenn man mit jungen Talenten arbeitet. Hoffnung auf Gemeinsamkeit und das Leben im Allgemeinen“, sagt Harald Haugaard. Erleben kann das Jugendensemble in Nordschleswig, wer am Sonnabend, 6. Mai, ab 20 Uhr zum Eröffnungskonzert ins Alsion nach Sonderburg kommt.

Festivallied „De Mot vil bære os“

An diesem Abend wird auch die diesjährige Hauskünstlerin des Festivals, die junge Akkordeonistin und Sängerin Justine Boesen aus Fünen, auf der Bühne stehen. Sie hat das diesjährige Festivallied, das im Alsion uraufgeführt wird, zusammen mit Gerri Christiansen geschrieben. Es lehnt sich ebenfalls an das diesjährige Motto des Festivals an und trägt den plattdeutsch-dänischen Titel „De Mot vil bære os“.

Insgesamt warten bei einem der größten gemeinsamen deutsch-dänischen Kulturevents 27 Konzerte an 23 Spielstätten von Kiel bis Apenrade und von Föhr bis Alsen (Als) auf Fans folkloristischer Musik. Bislang haben die Veranstaltenden für ihr 19. Festival rund 3.000 Tickets verkauft, für die meisten Konzerte gibt es noch einige Karten. Sie können direkt über die Internetseite von Folk-Baltica erworben werden.

Der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) ist einer der Träger des deutsch-dänischen Grenzlandfestivals. Der BDN hat in diesem Jahr als Partner und Vereinsmitglied das Komandöör Konzert des Insel Ensembles in der Sankt Clemens Kirche auf Röm (Rømø) am Sonntag, 7. Mai, das Schulfestival für die 1.-3. Klassen in der Schweizer Halle Tondern (Tønder) am Dienstag, 9. Mai sowie das Konzert von Synje Norland & Vedersø im Nygadehuset in Apenrade (Aabenraa) am Freitag, 12. Mai unterstützt.

Der Artikel wurde am 16. Mai 2023 um 8.16 Uhr um den letzten Absatz ergänzt.

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