Geschichte

Filmemacher zeigt Werk über verschleppten dänischen Grenzgendarm

Filmemacher zeigt Werk über verschleppten Grenzgendarm

Filmemacher zeigt Werk über verschleppten Grenzgendarm

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Im Film von Lars Rasmussen ist auch dieses nachkolorierte Foto einer Gruppe von Grenzgendarmen zu sehen, die am 19. September 1944 von Polizeieinheiten der deutschen Besatzungsmacht festgenommen und zunächst ins Polizeigefangenenlager Fröslee verschleppt wurden. Die Grenzgendarmen ahnten zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht, was ihnen bevorstand. 141 von ihnen wurde ins KZ Neuengamme bei Hamburg gebracht. 36 von diesen starben angesichts des dort herrschenden Terrors und der mörderischen Arbeitsbedingungen. Foto: Vibe Film Lars Rasmussen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Lars Rasmussen aus Apenrade stellt am 24. September 2022, 14 Uhr, im Apenrader Folkehjem anhand des Schicksals des Grenzgendarmen Hans Peter Sørensen die Geschichte der am 19. September 1944 zunächst im Frösleelager internierten 291 Mitglieder des dänischen Grenzwachdienstes vor, von denen 141 ins KZ Neuengamme verschleppt wurden und 36 umkamen.

Am Sonnabend, 24. September, lädt der Apenrader Filmemacher Lars Rasmussen in der Zeit von 14 bis 16 Uhr zusammen mit Angehörigen des einstigen dänischen Grenzgendarms Hans Peter Sørensen (1912-2003) zu einer Aufführung seines Dokumentarfilms „Grænsegendarm – Krig og forsoning“ ins Apenrader Folkehjem ein.

Einstündiger Dokumentarfilm wird aufgeführt

Bei Teilnahme an der Veranstaltung wird eine Anmeldung über die Homepage des Produzenten, vibefilm.dk, erbeten. Hans Peter Sørensen zählte zu den 291 dänischen Grenzgendarmen im Bereich der deutsch-dänischen Grenze in Nordschleswig, die im Zuge einer Aktion der deutschen Besatzungsmacht am 19. September 1944 festgenommen und anschließend im Polizeigefangenenlager Frösleelager interniert wurden.

Im hohen Alter besuchte Hans Peter Sørensen 1995 die KZ-Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg. Foto: Privat/Vibefilm

 

Im Rahmen des zunehmenden Terrors der Nazi-Besatzer im seit dem 9. April 1940 okkupierten Dänemark wurden 141 der Gendarmen, unter ihnen Hans Peter Sørensen, ins Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg verschleppt.

Aufenthalt im Konzentrationslager überlebt

Im Gegensatz zu 36 Mitgefangenen, die in Neungamme oder in Außenlagern des KZ durch Hunger, Zwangsarbeit oder Misshandlungen ihr Leben verloren, kam Sørensen mit dem Leben davon. Der Grenzgendarm, der wie viele der Mitgefangenen vom Aufenthalt im KZ schwer gezeichnet war, wechselte nach der Befreiung 1947 in die Dienste des dänischen Zolls und zog von der Flensburger Förde nach Apenrade (Aabenraa).

 

Hans Peter Sørensen gelang es durch die künstlerische Aufarbeitung seines Aufenthaltes in Neuengamme, ins Leben zurückzufinden. Das Erinnerungsbuch aus dem Jahre 1946 zeugt davon. Foto: Vibefilm
Auch eine Hinrichtungsszene mit einer Gefangenenkapelle ist im Erinnerungswerk Sørensens enthalten. Foto: Vibefilm

 

Er fand den Weg zurück ins Leben unter anderem durch sein künstlerisches Schaffen, das er während seiner Zeit im Lager so gut es ging fortgeführt hatte. Im Film werden die Stationen im Leben Sørensens dargestellt.

Tochter des Gendarmen berichtet

Mitwirkende im Film und während der Veranstaltung am 24. September im Folkehjem ist die Tochter des einstigen Gefangenen der Nazi-Besatzungsmacht, Ingrid Nørholm. Die Gendarmen, die gar nicht an dänischen Widerstandsaktionen beteiligt gewesen waren, gerieten völlig ahnungslos im Rahmen der „Operation Möwe“, so der Titel der Aktion, in die Hände der deutschen Besatzer.

 

Aus Hans Peter Sørensen Erinnerungsbuch aus dem Jahre 1946: Aufenthalt im Lager. Foto: Vibefilm

 

In der einstündigen Filmproduktion des 70-jährigen Apenraders stehen nicht nur die Leiden der Gendarmen und deren Familien im Mittelpunkt. Im Film wird auch gezeigt, wie Hans Peter Sørensen nach dem Krieg die traumatischen Erlebnisse verarbeitet hat, unter anderem in seinem künstlerischen Schaffen, das sich in seinem 1946 veröffentlichten Heft mit 20 Zeichnungen aus Neuengamme niederschlug. Die Zeichnungen werden auch während der Veranstaltung im Folkehjem zu sehen sein.

Filmvorführungen können gebucht werden

Die künstlerische Tätigkeit habe für Sørensen eine heilende Wirkung gehabt. Er sei auch zur Versöhnung mit den Deutschen bereit gewesen, heißt es im Begleitmaterial zum Film, der auch mithilfe des dänischen Nationalmuseums und des Museums Oldemorstoft in Pattburg (Padborg) durch drei Stiftungen zustande gekommen ist.

 

Auch Skulpturen zählen zum künstlerischen Schaffen des einstigen KZ-Gefangenen Hans Peter Sørensen. Diese Kinderfiguren sind in Feldstedt (Felsted) an der Bibiothek zu sehen. Foto: Vibefilm

 

Im Film werden Szenen aus dem Frösleelager, der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, aber auch private Fotos der Familie Sørensen zu sehen sein. Die Teilnahme an der Veranstaltung am 24. September kostet 150 Kronen. Der Preis schließt Kaffee und Kuchen ein. Der Film ist im Rahmen eines nicht kommerziellen Projektes entstanden. Interessierte können sich telefonisch an Lars Rasmussen (40 74 14 33) wenden, falls Interesse an einer Filmvorführung in Vereinen oder Institutionen besteht.   

 

Mehr lesen