Deutsche Minderheit

Das DGN war für Jürgen Schultze als Arbeitsplatz ein Glücksfall

DGN war für Jürgen Schultze als Arbeitsplatz Glücksfall

DGN war für Jürgen Schultze als Arbeitsplatz Glücksfall

Loit/Løjt
Zuletzt aktualisiert um:
Jürgen Schultze will sich nach dem Ende seiner Tätigkeit am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig mehr Zeit für eine seiner Lieblingsbeschäftigungen nehmen: mit dem Rennrad Nordschleswig zu durchqueren. Foto: Volker Heesch

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Nach 33 Jahren am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig ist für den Schultheaterleiter und Naturfreund der Vorhang gefallen: Der gebürtige Hademarscher freut sich auf Zeit zum Musizieren in der Apenrader Bigband und auf mehr Fahrradtouren in Nordschleswig. Susanne Kirste übernimmt die Schauspiel AG.

„Das DGN war für mich als Arbeitsplatz ein Glücksfall“, berichtet Jürgen Schultze, der zum Ende des Schuljahres nach 33 Jahren aus dem Kollegium des Gymnasiums der deutschen Minderheit in Nordschleswig in den Ruhestand gewechselt ist.

Erfolgreich mit dem Schultheater

Bekannt ist der 63-Jährige in der Bildungslandschaft der deutschen Nordschleswiger vor allem als langjähriger Leiter der Theater AG des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig.

 

Zu den eindrucksvollsten Aufführungen der DGN-Theater AG gehörte „Amphibien“, das „Abstimmungs-Schauspiel“ nach der literarischen Vorlage „Riss durch Festland“ von Uwe Pörksen, das die Zerrissenheit des deutsch-dänischen Grenzlandes vor 100 Jahren thematisierte. Die Premiere fand im Schleswig-Holsteinischen Landtag in Kiel statt. Die Produktion entstand in Kooperation mit der Europa-Universität Flensburg. Foto: Katja Elsberger

 

„1997 haben wir mit dem ersten Stück begonnen. Es war Georg Büchners ,Woyzek‘, 1998 haben wir es aufgeführt“, erinnert sich Jürgen Schultze. Seitdem hat die Theater AG jedes Jahr Stücke präsentiert. „Weniger Klassiker, in den letzten Jahren vor allem Werke moderner deutscher Autoren“, berichtet Schultze und nennt die Aufführung des Werkes „Amphibien“ anlässlich des Grenzjubiläums 2020 als eines der schönsten Erlebnisse während seiner Tätigkeit als Leiter der Theater AG.

Jedes Stück ein Herzensprojekt

„Aber jedes Stück ist für alle Beteiligten immer ein Herzensprojekt. Alle Schülerinnen und Schüler habe ich dabei superengagiert erlebt. Viele Beteiligte wachsen bis zur Premiere über sich hinaus.

 

Viel Beifall gab es nach der Premiere des Stücks „Bilder deiner großen Liebe“ nach einem Romanfragment von Wolfgang Herrndorf im DGN. Gefeiert wurden Jürgen Schultze und Susanne Kirste, die die Aufführung gemeinsam inszeniert hatten. Susanne Kirste leitet ab dem neuen Schuljahr die Theater AG. Foto: Karin Riggelsen

 

Das gilt nicht nur für die Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne, sondern auch für die Schulband und die Technik, die ebenfalls eine wichtige Rolle bei den Produktionen spielen“, so der seit einigen Tagen Studienrat im Ruhestand, der auch nicht verhehlt, dass ihm der Abschied aus dem Schulbetrieb nicht ganz leichtfällt. „Ich bin aber froh, dass mit meiner Kollegin Susanne Kirste als Leiterin die Theater AG weitergeführt wird. „Mit ihr habe ich in den vergangenen zwei Jahren sehr gut zusammengearbeitet“, so Jürgen Schultze über die Musik- und Englisch-Lehrerin des DGN, die aus früheren Lehrtätigkeiten beste Voraussetzungen für die Theaterarbeit mitgebracht hat.

 

Jürgen Schultze im vollen Einsatz während der Probenarbeit der Theater AG. Foto: Volker Heesch

 

Der nun ehemalige DGN-Lehrer ist auch ein wenig stolz, dass seine Theater AG bei zahlreichen Schultheatertreffen Preise einheimsen konnte.

 

Jürgen Schultze war stets engagiert als Theatermacher des DGN. Bei den Aufführungen haben nicht nur die Bühnendarsteller eine wichtige Rolle zu spielen. Auch Technik und Musik haben an den Erfolgen stets großen Anteil. Foto: Volker Heesch

 

Und ganz besonders freut ihn, dass einige frühere Mitglieder der Theater AG eine Laufbahn als professionelle Theaterschauspielerinnen oder -schauspieler eingeschlagen haben.

 

DGN Flaggschiff der Bildungslandschaft Nordschleswigs

Das DGN betrachtet Jürgen Schultze als ein Flaggschiff der Bildungslandschaft in Nordschleswig. „Die Mischung und die besondere Atmosphäre haben mir immer gefallen“, berichtet er unter Hinweis auf „eingeborene deutsche Nordschleswiger“, Inselkinder, Zuzüglerinnen und Zuzügler  aus Schleswig-Holstein und auch fernen  Ländern, Schülerinnen und Schüler aus rein dänischen Familien, die sich während ihrer Ausbildungszeit am Gymnasium zusammenfinden.

Am DGN hat Jürgen Schultze die besondere Mischung der Schülerschaft gefallen, die gerade auch in der Theaterarbeit unter Beweis stellt, wie Jugendliche über sich hinauswachsen können, wenn sie sich für eine Aufgabe wie eine Theateraufführung begeistern. Foto: Karin Riggelsen

 

Der gebürtige Hademarscher, der in der Nähe von Nord-Ostsee-Kanal und Eider aufgewachsen ist, kennt Nordschleswig bereits von Besuchen seit seiner Schulzeit. Während der Studienzeit, er hat an der Universität Hamburg Deutsch und Biologie studiert, haben ihn mehrere Touren vor allem entlang der Wattenmeerküste geführt.

Einblick in Nordschleswigs Innenleben

Seit seinem Eintritt ins Kollegium des DGN, er hatte während seines Referendariats in Hamburg auch ein Praktikum beim „Nordschleswiger“ absolviert, hatte Schultze zunächst hauptsächlich Biologie unterrichtet. Dabei kam ihm stets sein Interesse an Botanik und Vogelkunde zugute.

 

Naturbeobachtungen stehen für Jürgen Schultze stets auf dem Programm. Dazu zählten die Bienenfresser, die zu seinem Bedauern ihr Brutrevier am Schliefsee aufgegeben haben. Foto: DOF Klaus Dichmann

 

„Einblick in das Innenleben der deutschen Nordschleswiger habe ich während meines ersten Jahres am DGN bekommen“, verrät er. Damals hatte er vorübergehend in Hoyer gewohnt und war oft mit dem DGN-Schulbus nach Apenrade gefahren. „Da hat mich der damalige Fahrer Lewe Martensen in viele Geheimnisse Nordschleswigs eingeweiht“, verrät er augenzwinkernd.

 

Mit einer Studentenmütze, auf der seine Dienstzeit am DGN vermerkt ist, wurde Jürgen Schultze von seiner Schule verabschiedet. Er war stets ein besonderer Farbtupfer an der Schule. Foto: Volker Heesch

 

Seit 1993 lebt er mit seiner Frau Uta in Loitkirkeby (Lojt Kirkeby). In der Familie sind die Kinder Hilde und Bruno aufgewachsen, die inzwischen auch ihr Studium abgeschlossen haben. Jürgen Schultze hat während seiner Zeit am Gymnasium in Apenrade auf Anregung seines früheren Kollegen Peter von der Osten das Saxofonspielen intensiviert. Er gehört schon seit vielen Jahren der Jomfru Fanny Bigband in Apenrade an.

 

Seit vielen Jahren spielt Jürgen Schultze Saxofon in der Apenrader Jomfru Fanny Band. Der Apenrader Bigband wird er weiterhin angehören. Foto: Jomfru Fanny Band

 

Er ist aber auch in anderen Formationen aufgetreten. Der Musik wird sich der Neu-Ruheständler jetzt mehr widmen. „Ich freue mich auch auf mehr Zeit für Fahrradtouren in Nordschleswig“, berichtet Schultze, dessen Lieblingsgebiet am Schliefsee liegt, wo er unter anderem die wohl bunteste heimische Vogelart,  Bienenfresser, beobachtet hat. „Leider sind sie seit einem eisigen Frühjahr seit einigen Jahren wieder verschwunden“, so der Naturfreund, der mit Sorge die fortschreitende Zersiedelung der schönen Hügellandschaft der Halbinsel Loit mit ihren Wäldern, Hecken und Kleinbiotopen betrachtet.

 

Mehr lesen
Amelie Petry, Wencke Andresen

„Mojn Nordschleswig“

Jetzt im Podcast: Mit 18 nach Brüssel und die Trophäe aus Barcelona

Apenrade/Aabenraa Cornelius von Tiedemann begrüßt die Politik-Juniorinnen Amelie Petry und Wencke Andresen, die ihm von ihrer Reise nach Brüssel berichten – und Chefredakteur Gwyn Nissen, der aus Katalonien eine Überraschung mitgebracht hat. Walter Turnowsky befragt die Glaskugel nach dem Termin für die nächste Folketingswahl, und Helge Möller fordert Hannah Dobiaschowski in „Wer hat’s gesagt?“ heraus.