Wiedereröffnung

Die Gäste kommen: „Das Schlimmste war die Ungewissheit“

Die Gäste kommen: „Das Schlimmste war die Ungewissheit“

Die Gäste kommen: „Das Schlimmste war die Ungewissheit“

Nordschleswig
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Ricco Jensen vom Café Ras in Hadersleben und seine Kollegen in der Branche haben lange auf die Wiedereröffnung warten müssen. Foto: Dorthe Rasmussen, JydskeVestkysten

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Freude bei den Restaurants und Cafés in Nordschleswig, darüber, dass die Gäste zurückkehren – auch wenn die Kunden erst ab 6. Mai drinnen essen dürfen.

Darauf haben sie lange gewartet: Betreiber von Hotels, Restaurants und Cafés erblicken seit Montagabend das Ende des Corona-Tunnels. Ab 21. April dürfen sie Gäste im Freien bedienen, und ab 6. Mai darf endlich drinnen gegessen werden.

Die Betreiber hätten zwar gerne nach Ostern losgelegt, doch die Freude darüber, dass die Gäste wiederkommen, überwiegt.

„Das Schlimmste an dem Shutdown ist die Ungewissheit gewesen. In der Wirtschaft brauchen wir Planungssicherheit, doch das haben wir nie bekommen. Jetzt wissen wir endlich, woran wir sind“, sagt Ricco Jensen vom Café und Restaurant Ras Gastro & Malt in Hadersleben (Haderslev).

Er hofft jetzt auf Sommer und Sonne, damit er die Gäste draußen vor dem Restaurant bedienen kann. Die Wartezeit hat er in den vergangenen Monaten damit verbracht, die Küche umzubauen. 

„Wenn wir tatsächlich gleich nach Ostern hätten öffnen dürfen, hätte ich noch Stress bekommen. Wir sind eigentlich die ganze Zeit davon ausgegangen, dass es erst Ende des Monats etwas wird“, so Jensen.

 

Pia und Christian Bind vom Restaurant Bind in Süderhaff (Sønderhav) freuen sich auf die Rückkehr der Gäste ab 6. Mai. Foto: Karin Riggelsen (Archiv)

Warten auf den 6. Mai

Auch im Restaurant Bind in Süderhaff (Sønderhav) an der Flensburger Förde hat das Warten ein Ende.

„Natürlich freuen wir uns wieder auf die Gäste. Ich habe seit Mitte Dezember ständig neue Menüs gemacht, in der Hoffnung, dass wir wieder aufmachen würden, doch ich habe alle wegwerfen müssen“, sagt Chefkoch und Inhaber Christian Bind.

Seine Frau Pia hat seit Dienstag jede Menge damit zu tun, all die Buchungen für den April zu stornieren und neue Termine nach dem 6. Mai zu finden.

„Wir hätten gern schon nach Ostern geöffnet. April ist ein wichtiger Monat für das Geschäft“, sagt sie.

Essen im Freien geht nicht

Take-away-Menüs waren für Bind während des Shutdowns keine Option, und auch die Möglichkeit, ab 21. April im Freien Essen zu servieren, kann das Restaurant nicht nutzen.

„Es gibt ja keine Ausweichmöglichkeit, wenn es regnen sollte, und wir machen alles von Grund auf mit frischen Zutaten. Da kann man nicht einfach das Essen für den nächsten Tag aufheben“, erklärt Pia Bind.

Das Restaurant Bind hat stattdessen Geschenk-Gutscheine für die Zeit nach Corona verkauft, und hofft auch, dass die Grenze bald wieder öffnet, denn viele Kunden kommen aus Deutschland zu den Binds.

Steffen Snitgaard (rechts) und Marcel Rodriguez betreiben gemeinsam das Hostrups Hotel und das Gourmetrestaurant Ros in Tondern (Tønder) Foto: Jacob Schutz, JydskeVestkysten

Ros-Inhaber: Endlich gibt es einen Plan

„Viele Kunden haben uns gefragt, ob wir Näheres wissen, doch wir haben die ganze Zeit dieselben Informationen erhalten wie alle anderen. Jetzt gibt es aber endlich einen Plan“, freut sich Steffen Snitgaard, der in Tondern (Tønder) gemeinsam mit Marcel Rodriguez das Hostrups Hotel und das Restaurant Ros betreibt.

Aufgrund der niedrigen Inzidenzzahlen in Tondern hätte Snitgaard gerne früher die Gäste empfangen wollen, doch nun müssen er und die Gäste noch sechs Wochen warten. Alles in allem hat der Shutdown zu dem Zeitpunkt fünf Monate gedauert.

„Ich habe das Gefühl, dass wir die ganze Zeit nach hinten gestellt worden sind. Das hat bei uns und den Mitarbeitern zu viel Ungewissheit geführt“, sagt der Hotel-Betreiber.

An den Wochenenden hat das Restaurant Take-away-Angebote gemacht, um über die Runden zu kommen. Ob das Restaurant schon am 21. April geöffnet wird, weiß Steffen Snitgaard aber noch nicht.

„April kann auch ganz schön kalt sein, und wir haben meist Abend-Gäste, was im April eigentlich gar nicht geht. Und wie ist es, wenn man draußen Essen serviert, es regnet und die Gäste dann wegbleiben? Sind wir dann immer noch von den Hilfspaketen umfasst, oder schießen wir uns dann ins eigene Knie? Es gibt noch viele offene Fragen“, meint Snitgaard.

Freude in Gravenstein

Bei Wael Majed vom Restaurant Feodora an der Gravensteiner Hafenfront ist die Freude ebenfalls groß. Er glaubt fest daran, dass er sein Restaurant am 21. April öffnen kann – vorher wäre auch gar nicht möglich, weil er derzeit gerade die Küche und die Terrasse für die neue Saison umbaut.

„Ich bin immer optimistisch, dass es klappt. Wir freuen uns, dass wir öffnen können – und die Kunden auch. Die haben schon die ganze Zeit angerufen, wann es wieder losgeht“, sagt Majed, der dankbar ist, dass ihm während der Pandemie finanziell geholfen worden ist.

„Ich war elf Jahre lang im Krieg in Libanon – ohne Strom, ohne Arbeit, ohne Hilfe, ohne irgend etwas. Das ist ein Problem. Wir haben während der Corona-Pandemie viel Verlust gemacht, den wir nicht einholen können. Aber ich habe von Dänemark Hilfe bekommen“, sagt Wael Majed, der bereits zehn Jahre lang sein Restaurant betreibt.

Michael Kisling freut sich über das Eröffnungsdatum – ist aber bedenklich. Foto: Karin Riggelsen

Start mit vielen Fragen

Michael Kisling vom Sonderburger Café Kislings freut sich über das Eröffnungsdatum, macht sich aber Sorgen darüber, wie die neue Wirklichkeit umgesetzt werden kann.

„Essen im Freien ist vom Wetter abhängig. Wie besetzten wir dann unser Café? Wieviel Personal hole ich zurück? Wieviel Essen soll ich vorbereiten? Und welche Restriktionen gelten für uns?“, fragt sich Michael Kislings.

Den Corona-Pass, bitte

Zu den offenen Fragen gehört noch der Corona-Pass, der für Restaurant- und Café-Besucher ab April oder Mai obligatorisch wird. Ob auch für draußen? Wael Majed und seine Kollegen warten gespannt.

„Wir wollen gerne Gäste empfangen und für sie da sein – und nicht Corona-Polizei spielen müssen. Wenn es aber ein Teil der Auflagen ist, um zu öffnen, dann ist es eben so. Aber ich bin gespannt auf die Reaktionen. Hoffentlich können die Gäste unterscheiden, dass wir es nicht sind, die diese Regeln erfunden haben“, sagt Steffen Snitgaard.

Er hat jedoch auch Verständnis für die Maßnahme. „Wir wollen ja auch keine dritte Welle.“

Pia Bind sieht im Corona-Pass den Vorteil, dass die Mitarbeiter besser geschützt sind, und das begrüßt auch Ricco Jensen: „Es ist gut für unsere Mitarbeiter, dass sie sich bei der Arbeit sicher fühlen können – damit kann ich gut leben.“

Gespannt sind alle fünf, wie die Regeln und der Corona-Pass genau gehandhabt werden müssen. Doch am meisten überwiegt die Freude: Die Gäste sind bald wieder da.

 

 

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