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Grußworte vier Tage nach der verlorenen Wahl

Grußworte vier Tage nach der verlorenen Wahl

Grußworte vier Tage nach der verlorenen Wahl

Tingleff/Tinglev
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Stephanie Lohse bei ihrer Rede auf dem Deutschen Tag in Tingleff am 5. November 2022 Foto: Karin Riggelsen

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Die Regionsratsvorsitzende Stephanie Lohse (Venstre) betonte in ihrer Rede auf dem Deutschen Tag in Tingleff die Wichtigkeit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und wies auf die Bedeutung der Entwicklung und den Einsatz intelligenter Energiesysteme hin. Ellen Trane Nørby versprach, sich auch künftig für die Belange der Minderheit einzusetzen.

Bevor Stephanie Lohse beim Deutschen Tag in Tingleff in ihrer Funktion als Regionsratsvorsitzende der Region Süddänemark als Gastrednerin ans Rednerpult trat, bezog sie im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ Stellung zum schlechten Abschneiden ihrer Partei bei der Folketingswahl am Dienstag dieser Woche.

„Es war ein langer Abend, an dem wir lange auf die Mandatsverteilung gewartet haben. Für uns bei Venstre war es keine große Überraschung, dass wir einen markanten Rückgang zu verzeichnen hatten. Aber wir hatten dennoch gehofft, dass wir etwas mehr Stimmen erzielen können. Wir hätten uns natürlich eine bessere Wahl gewünscht“, sagt Stephanie Lohse (Venstre).

Abschaffung der Regionen nicht hilfreich

Im Wahlkampf hatte ihr ehemaliger Parteikollege Lars Løkke Rasmussen eine Abschaffung der Regionen ins Spiel gebracht, um das Gesundheitswesen auf diese Weise effizienter gestalten zu können. Lohse sagte, dass sich ihre Position dazu jedoch nicht geändert habe.

„Ich bin der Meinung, dass wir uns auf die tatsächlichen Probleme im Gesundheitswesen konzentrieren sollten. Mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten haben Behandlungsverläufe, die sich über mehrere Bereiche hinweg strecken. Anstatt die Struktur der Regionen zu diskutieren, bin ich der Auffassung, dass wir lieber darüber sprechen sollten, wie wir eine bessere Integration im Gesundheitswesen sicherstellen, damit es mit den notwendigen Ressourcen ausgestattet ist, um den Patientinnen und Patienten, die Hilfe benötigen, eine gute Behandlung zu gewährleisten“, so Lohse.

Sollte es zu einer Abschaffung der Regionen kommen, müsste man neue Lösungen finden, damit es auch in Zukunft eine enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit gibt.

Stephanie Lohse, Regionsratsvorsitzende der Region Süddänemark

Region wichtig für deutsch-dänische Zusammenarbeit

Sie glaube deswegen nicht daran, dass eine Abschaffung der Regionen zu besseren Verhältnissen im Gesundheitswesen führen würde. Außerdem erfülle die Region Süddänemark mit einer Reihe an Aufgaben einen wichtigen Beitrag in der grenzüberschreitenden dänisch-deutschen Zusammenarbeit.

„Wir tragen auch dazu bei, die Zusammenarbeit der Region Süddänemark-Schleswig und mit dem Land Schleswig-Holstein zu stärken. Sollte es zu einer Abschaffung der Regionen kommen, müsste man neue Lösungen finden, damit es auch in Zukunft eine enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit gibt“, sagt Stephanie Lohse.

Traditionen im Grenzland am Leben halten

In ihrer anschließenden Rede betonte sie die Traditionen im Grenzland, die mit gemeinsamen Erlebnissen am Leben erhalten werden. Die Minderheiten müssten auch weiterhin besonders geschützt werden. Sie verstehen die dänischen und deutschen Herausforderungen und trügen damit zum interkulturellen Verständnis zwischen Dänemark und Deutschland bei.

Stephanie Lohse (Venstre) wünscht sich, dass die Regionen auch in Zukunft weiterexistieren. Foto: Nils Baum

„Die besonderen Kompetenzen der Minderheiten haben eine große Bedeutung für die Zusammenarbeit über die dänisch-deutsche Grenze hinweg. Diese Zusammenarbeit hat bei uns in der Region Süddänemark stets hohe Priorität“, so die Regionsratsvorsitzende.

In dem Zusammenhang verwies sie auf einen im Januar dieses Jahres gebildeten beratenden Ausschuss, der sich mit Fragen und Initiativen der dänisch-deutschen Zusammenarbeit beschäftigt. Sie ist selbst Mitglied im Ausschuss und nannte insbesondere zwei Aspekte, die sie mit besonderem Interesse verfolge.

Dänisch-deutsche Entwicklungsallianz

Dazu gehöre die dänische-deutsche Entwicklungsallianz. „Der Zweck dieser Allianz ist eine Verknüpfung der Akteure über die süddänische und norddeutsche Geografie hinweg, um so Konkurrenzfähigkeit und Positionierung zu stärken“, so Lohse.

Sowohl der dänische Regionsrat als auch die Landesregierung in Schleswig-Holstein setzten sich für eine Stärkung der Verbindungen ein. Ein wichtiger Schritt sei die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung mit Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), die die Zusammenarbeit erneuert hat und in die die Initiative der Entwicklungsallianz einfließt.

Zusammenarbeit im Bereich der Robotertechnik und künstlicher Intelligenz

Als ein konkretes Beispiel nannte Lohse die Zusammenarbeit im Bereich der Robotertechnik in Odense und die auf schleswig-holsteinischer Seite vorangetriebene Entwicklung künstlicher Intelligenz. Die neue Entwicklungsallianz sei auch Teil der Regierungsgrundlage in Kiel und könne so dazu beitragen, dass die Zusammenarbeit zu neuen Verbindungen zwischen Süddänemark und Schleswig-Holstein weiter gestärkt werde.

Stephanie Lohse erwähnte noch ein weiteres konkretes Beispiel, das sich auf die Energieversorgung bezieht. So stünden fast 700 Millionen Kronen zur Umsetzung von Projekten auf beiden Seiten der Grenze im Rahmen der grenzüberschreitenden Interreg-Zusammenarbeit zur Verfügung. Auf diese Weise könne die grüne Umstellung weiter vorangetrieben werden.

„Wir benötigen die Entwicklung und den Einsatz intelligenter Energiesysteme, Energienetze und der intelligenten Speicherung von Energie, sodass wir uns in Zukunft darauf verlassen können, dass genügend Energie und Ressourcen für die Industrie und die Entwicklung unserer Gesellschaft zur Verfügung stehen, die bei uns im Westen für friedliche Gesellschaften und Frieden zwischen den Grenzen sorgen“, so Stephanie Lohse.

Wir benötigen die Entwicklung und den Einsatz intelligenter Energiesysteme, Energienetze und der intelligenten Speicherung von Energie.

Stephanie Lohse, Regionsratsvorsitzende der Region Süddänemark

Region von Entwicklungen in der Welt abhängig

Die enge Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg in diesem Teil Europas verdiene deshalb besondere Anerkennung. Dazu passe das Motto des Deutschen Tages „Deutsche Minderheit – regional und weltoffen“ schließlich auch besonders gut.

Dennoch sei auch die Region Süddänemark-Schleswig-Holstein von den Geschehnissen im Rest der Welt abhängig. Dies werde jeden Tag aufs Neue an den Nachrichten aus der Ukraine, der Nordsee, China oder den USA deutlich.

Tempo beibehalten

Lohse sprach sich dafür aus, das Tempo, mit dem in den vergangenen Jahren gemeinsame verpflichtende grenzüberschreitende Vereinbarungen geschlossen wurden, fortzusetzen. Sie hob hervor, dass es sich dabei um einen gemeinschaftlichen Einsatz handele, der auf einer vertrauens- und respektvollen Beziehung beruhe, der sehr viel mehr sei als nur eine Verbindung. Dies komme in der großen Neugierde für die gegenseitige Art und Weise der Zusammenarbeit und dem Einbringen wichtiger Initiativen zum Ausdruck.

Danke dafür, dass ihr den nordschleswigschen Landesteil mit Vielfalt, Verschiedenartigkeit und auch Gemeinsamkeiten bereichert.

Stephanie Lohse, Regionsratsvorsitzende der Region Süddänemark

„Deswegen danke dafür, dass ihr den nordschleswigschen Landesteil mit Vielfalt, Verschiedenartigkeit und auch Gemeinsamkeiten bereichert“, schloss Lohse ihre Rede.

Grußwort auch von Ellen Trane Nørby

Zuvor hatte bereits Ellen Trane Nørby (Venstre), Abgeordnete im Sonderburger Stadtparlament, Grußworte überbracht.

Zwar würde sie nicht mehr als Abgeordnete des Folketings sprechen, aber dennoch sei es eine Ehre, wieder einen Gruß der süddänischen Folketingsabgeordneten zu überbringen, so die Politikerin, die bei der Folketingswahl nicht mehr angetreten war. Stattdessen will sie sich auf die Kommunalarbeit in der Kommune Sonderburg (Sønderborg) konzentrieren.

„Ihr könnt mich einfach anrufen“, so Ellen Trane Nørby auf dem Deutschen Tag in Tingleff. Foto: Karin Riggelsen

Der Kontakt zur Minderheit habe deswegen auch weiterhin Bestand. Vieles sei bereits erreicht worden, doch es gebe auch noch offene Punkte. Dazu gehöre die Klärung eines eigenen Budgets für die Minderheit.

Landesweite Allianzen erforderlich

Eine andere Aufgabe sei die Diskussion um die Gleichberechtigung des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig in Apenrade (Aabenraa). Schließlich sei es nicht gerecht, dass das Deutsche Gymnasium 3,7 Millionen weniger bekomme als das benachbarte staatliche Gymnasium. Und das nur, weil es als Privatgymnasium verstanden werde.

Ihr könnt mich einfach anrufen, wenn ihr im Zweifel seid, ob ihr im Folketing ausreichend Gehör findet.

Ellen Trane Nørby (Venstre)

Ellen Trane Nørby hatte jedoch keinen Zweifel, dass sowohl die neugewählten als auch die wiedergewählten Folketingsabgeordneten für Süddänemark weiter an Lösungen arbeiten werden.

„Dabei ist es egal, welche Partei man repräsentiert, entscheidend ist, dass es eine Verankerung im dänisch-deutschen Grenzland gibt, denn es ist nicht genug, dass wir nur auf die Süddänischen Folketingsmitglieder schauen. Wir benötigen Allianzen im ganzen Land, damit es ein Verständnis dafür gibt, wie wichtig die Zusammenarbeit im Grenzland und zwischen Dänemark und Deutschland ist“, so Trane Nørby.

Minderheit als Brückenbauer

Unter Verweis auf den Slogan der Minderheit sagte sie, dass diese eine wichtige Rolle als Brückenbauer erfülle. „Für mich persönlich seid ihr aber auch Freunde. Ihr könnt mich einfach anrufen, wenn ihr im Zweifel seid, ob ihr im Folketing ausreichend Gehör findet“, so Trane Nørby sozusagen mit einem Lächeln in der Stimme. Denn auch wenn sie nicht länger Mitglied des Folketings sei, so gebe es doch viele, die sich für die Angelegenheiten der deutschen Minderheit einsetzen möchten.

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