Agrarwirtschaft

Ernte im Endspurt: Nur beim Mais enttäuschendes Ergebnis

Ernte im Endspurt: Nur beim Mais enttäuschendes Ergebnis

Ernte im Endspurt: Nur beim Mais enttäuschendes Ergebnis

Tingleff/Tinglev
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Die Ernte beim Mais wird bald beendet. Die Landwirte konnten sich in diesem Jahr über nicht zu nasse Böden freuen. Foto: Volker Heesch

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Pflanzenbauberater Hans Henrik Post vom Landwirtschaftlichen Hauptverein für Nordschleswig (LHN) berichtet über sehr gute Bedingen auf den Feldern auch bei Aussaat des Wintergetreides. Sorgen bereitet den Bauern die Preisexplosion bei Treibstoffen und Düngemitteln, der Anbau von Schmetterlingsblütlern entlastet.

Auf den Anbauflächen in Nordschleswig werden die letzten Maisfelder in diesen Tagen abgeerntet.

Mais als Sorgenkind

Auf Hochtouren läuft noch die Kartoffelernte. Pflanzenbauberater und Kundenchef Hans Henrik Post berichtet, dass inzwischen fast alle Feldfrüchte eingebracht worden sind. Es ist nur noch etwas Mais auf den Feldern und die Kartoffelernte läuft noch auf vollen Touren“, so der leitende Mitarbeiter des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig.

Hans Henrik Post berichtet über Vorkehrungen gegen steigende Industriedüngerpreise wie den Anbau stickstofffixierender Pflanzen. Foto: Volker Heesch

 

Gerade der Mais war das Sorgenkind der Landwirte in Nordschleswig. „Es gab ungefähr 20 Prozent Trockenschäden“, erläutert der Pflanzenbauspezialist. Er verweist aber darauf, dass mit Blick auf die übrigen Feldfrüchte trotz der anhaltenden Dürrewochen eine Ernte mit Erträgen etwas unter dem Durchschnitt verzeichnet wurde. Sehr gut sieht es bei der noch laufenden Kartoffelernte aus.

Aussaat des Wintergetreides begünstigt

„Einige Betriebe werden gezwungen sein, Futtermittel zuzukaufen“, erläutert Post und verweist auf Einbußen von Höfen auch bei der Grassilage. Begünstigt von der Witterung mit gut befahrbaren Feldern ist auch die Aussaat des Wintergetreides und anderer Feldfrüchte gut verlaufen. „Da hatten wir auch eine leichte Arbeit auf den Feldern“, berichtet der LHN-Pflanzenbaufachmann.

Krieg Russlands gegen die Ukraine spürbar

Allerdings bereitet die Düngung der Felder einigen Landwirten Kummer. „Einige Sorten Industriedünger sind ausverkauft. Insgesamt gibt es einen rasanten Preisanstieg“, berichtet Post. Ursache ist dabei teilweise auch der Krieg Russlands gegen die Ukraine und damit verbundene Handelssanktionen. „Wir wollen ja möglichst nichts bei Putin kaufen, aber Russland ist bei verschiedenen Düngersorten Großlieferant“, erläutert der Berater das Dilemma. Bei Kali fällt Putins Bündnispartner Weißrussland als Großlieferant auf dem Weltmarkt aus. „Da kann aber die Düngergabe auch einmal übersprungen werden“, so der Fachmann.

Erbsen und Ackerbohnen im Trend

Als Ausweg in Zeiten der extremen Verteuerung des Industriedüngers haben viele Landwirte hierzulande Schmetterlingsblütler wie Erbsen und Ackerbohnen angebaut. „Diese Pflanzengruppe kann Luftstickstoff binden und düngt den Boden, während zugleich hochwertige Proteine in den Früchten heranreifen“, so Hans Henrik Post, der berichtet, dass es ab dem neuen Jahr für diese Feldfrüchte auch zusätzliche Zuschüsse der Agrarbehörden gibt. Neben der umweltschonenden Düngung des Bodens ermöglichen die proteinreichen Schmetterlingsblütler eine Verminderung der Importe proteinreichen Futters aus Übersee.

Preise steigen

Aktuell profitieren die heimischen Landwirte, die natürlich auch extrem verteuerten Diesel und höhere Kosten bei vielen anderen Betriebsmitteln wie Strom verkraften müssen, von gestiegenen Weltmarktpreisen. „Momentan verteuert sich der Weizen, weil Putin noch offenlässt, ob er weiter den Export von Weizen aus der Ukraine durch das Schwarze Meer zulässt“, so Post.

Deutlich gestiegen sind die Preise auch beim Mais, dessen Erträge aber auch in Nordschleswig 2022 niedriger als im Vorjahr ausgefallen sind. Kostspielig war auch die Beregnung der Felder in den Dürrewochen, der teure Strom der Pumpen schlug negativ zu Buche. Auch Transporte und Agrarmaschinen sind teurer geworden. Foto: Volker Heesch

 

Auch die Dürre im vergangenen Sommer in Mitteleuropa macht sich bei der Preisentwicklung bemerkbar, so der LHN-Berater: „In Deutschland gibt es in diesem Jahr viel zu wenig Hafer, der ist besonders empfindlich gegen Trockenheit. Deshalb herrscht große Nachfrage nach Hafer aus Dänemark.“ In Dänemark war der Haferanbau zuletzt deutlich ausgeweitet worden, denn er wird auch mehr als Tierfutter genutzt – nicht nur für morgendliche Haferflockenportionen.     

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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