Wirtschaft

Weiterbildung und Import von Arbeitskräften nötig

Weiterbildung und Import von Arbeitskräften nötig

Weiterbildung und Import von Arbeitskräften nötig

Apenrade/Aabenraa
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Die Bauwirtschaft hat einen großen Arbeitskräftebedarf in Nordschleswig. Die Initiative Tonderner Marsch sorgt in Hoyer (Højer) für einen Großeinsatz von Maschinen und Personal bei der Verlegung neuer Kanalisationsleitungen, die den Ort fit für den Klimawandel machen sollen. In Hoyer kommen auch Beschäftigte von Leiharbeitsfirmen zum Einsatz. Foto: Volker Heesch

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Bei Arbeitsmarktdaten mit Arbeitslosenquoten von teilweise unter 2 Prozent in Nordschleswig und Südjütland fordert der regionale Arbeitsmarktrat mehr Einsatz gegen Arbeitskräftemangel. Tondern meldet mit 1,9 Prozent die niedrigste Arbeitslosigkeit im Landesteil.

Der regionale Arbeitsmarktrat für Nordschleswig und Südjütland, „RAR Sydjylland“, informiert in seinem neuen Bericht über ein weiteres Minus bei der Arbeitslosenquote in den vier Kommunen Nordschleswigs und dem benachbarten Zuständigkeitsbereich.

In allen Kommunen weniger Beschäftigungslose

Im November 2021, aus diesem Monat stammen die neuesten Zahlen, rutschte die Arbeitslosenquote in der Kommune Tondern (Tønder) im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 1,9 Prozent, in der Kommune Sonderburg (Sønderborg) um 0,4 Prozentpunkte auf 2 Prozent, in Apenrade von 2,4 auf 2,2 Prozent und in Hadersleben (Haderslev) von 2,5 auf 2,4 Prozent.

 

Die Karte der Arbeitsmarktregion „RAR Sydjylland" zeigt die November-Arbeitslosenquoten in den Kommunen, für die das Gremium zuständig ist. Foto: RAR Sydjylland

Die Corona-Krise hatte nur kurzzeitig die Arbeitslosigkeit erhöht. In den kommenden Monaten wird es voraussichtlich viele freie Stellen in Serviceberufen geben. Beispielsweise im Tourismus werden Saionjobs angeboten, die vielen Einheimischen nicht attraktiv genug sind.   

Neue „Rekrutierungsanalyse"

„Bei der andauernd niedrigen und sinkenden Arbeitslosigkeit ist es entscheidend, dass die Unternehmen weiterhin ihren Arbeitskräftebedarf decken können. Weiterbildung von Arbeitslosen, Flexibilität bei den Einstellungen und Flexibilität bei der Rekrutierung ausländischer Fachkräfte sind die Mittel, um den Mangel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu mindern“, so der Vorsitzende des Arbeitsmarktrates, Jens Gaarde Gad.

Jens Gaarde Gad ist leitender Mitarbeiter im Danfoss-Konzern, der viele Arbeitsplätze in Nordschleswig bietet. Foto: jv.dk

 

Der Direktor im Danfoss-Konzern leitet das Gremium mit Vertreterinnen und Vertretern der Arbeitgeber, Gewerkschaften und Kommunen, das unter anderem Fördermaßnahmen und Umschulungen zur Stärkung des Arbeitsmarktes finanziert. Gaarde Gad berichtet über Erkenntnisse aus der jüngsten „Rekrutierungsanalyse“ des „RAR Sydjylland“ aus dem Dezember 2021, die zeigt, dass nur 67 Prozent der Rekrutierungsversuche per Stellungsanzeigen und Arbeitsvermittlungen zur Einstellung der gesuchten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geführt haben.

 

Etliche Stellen bleiben unbesetzt

„17 Prozent der Stellen sind mit Bewerberinnen und Bewerbern besetzt worden, die nicht alle erstrebten Anforderungen erfüllen konnten, während 6 Prozent der Stellen weiter unbesetzt sind“, so der Arbeitsmarktratsvorsitzende. Er nennt es positiv, dass in der Hälfte der Fälle, wo eine Besetzung einer freien Stelle zunächst nicht möglich war, schließlich doch neues Personal eingestellt werden konnte, indem man das Anforderungsprofil verändert hat.

„Um alle Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt einzubeziehen, ist es erforderlich, dass weiter auf Fortbildung und Umschulung gesetzt wird“, so Jens Gaarde Gad. „Aber es ist auch erforderlich, dass bei der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften auch außerhalb der Landesgrenzen Ausschau gehalten wird“, so der Vorsitzende des Gremiums.

In Tondern viele nicht erwerbstätig

In Nordschleswig ist Tondern schon längere Zeit die Kommune mit der niedrigsten Arbeitslosenquote. Allerdings ist hier seit Jahren bekannt, dass innerhalb der schrumpfenden Einwohnerschaft der Kommune ein auffallend hoher Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung steht.

Die neue Vertreterin der Schleswigschen Partei (SP) im kommunalen Arbeitsmarktausschuss, Stadtratsmitglied Randi Damstedt, berichtete bei der jüngsten SP-Fraktionssitzung in Tondern, dass fast ein Drittel des Potenzials ausfalle. Zum Vorteil auch für den Kreis der Betroffenen, die oft aufgrund von Diagnosen nicht arbeiten könnten, arbeite die Kommune daran, Menschen für den Arbeitsmarkt fit zu machen und damit auch den Mangel an Arbeitskräften zu mildern.

In allen nordschleswigschen grenznahen Kommunen sind vermehrt Grenzpendler zu finden, die den Arbeitskräftemangel mildern. In den vergangenen Monaten ist es nach Angaben des Arbeitsmarktrates auch gelungen, zahlreiche Akademiker ohne Job in Beschäftigung zu bringen. Rasant gesunken ist die Arbeitslosigkeit in den Bereichen Industrie- und Baubeschäftigte.  

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