Leitartikel

„Wunden lecken bei der SP“

Wunden lecken bei der SP

Wunden lecken bei der SP

Nordschleswig
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Die Schleswigsche Partei hat keine Nachfolge für Carsten Leth Schmidt finden können. Anderen Verbänden in der Minderheit könnte es bald ähnlich ergehen, befürchtet Chefredakteur Gwyn Nissen. Es fehlt an vielen Stellen an kritischer Masse.

In der Schleswigschen Partei werden in diesen Tagen die Wunden geleckt, nachdem die Partei der deutschen Minderheit in Nordschleswig auf ihrer Generalversammlung nur einen von insgesamt drei Posten im Führungsteam besetzen konnte.

Carstens Leth Schmidts Posten als Vorsitzender bleib ebenso unbesetzt wie eine neu geschaffene zweite Stelle als Stellvertreter oder Stellvertreterin. Blieb am Ende Rainer Naujeck, der als stellvertretender Vorsitzender die Verantwortung auf sich nahm und nun provisorisch an der Spitze steht, obwohl er sich eigentlich in der zweiten Reihe am wohlsten fühlt. Auf ihn ist Verlass.

Es ist immer ein schlechtes Signal, wenn in einem Verein, Verband oder wie in diesem Fall in einer Partei keine Nachfolge gefunden werden kann. Die Kritik dafür fällt auf den alten Vorstand zurück, der es versäumt hat, rechtzeitig einen Kronprinzen oder eine Kronprinzessin zu finden – und das nicht in den vergangenen drei Monaten, sondern eher in den vergangenen drei Jahren. Die Thronfolge war nicht einmal in Vorbereitung. 

Dabei müssten die Kandidatinnen und Kandidaten für den Posten doch eigentlich Schlange stehen, um den Vorsitz der SP zu übernehmen. Noch nie hatte die Partei so großen politischen Einfluss in allen vier Kommunen Nordschleswigs wie heute: Bürgermeister, Ausschussvorsitzende und Posten in den machtvollen Ökonomieausschüssen.

Außerdem sind die Bezirksvorstände überall wieder gut besetzt, und in Parteisekretärin Ruth Candussi hat die Schleswigsche Partei einen hochleistungsfähigen Motor. Der Laden läuft also – warum aber findet die SP keine neue Vorsitzende oder Vorsitzenden?

Zur Geschichte gehört auch, dass die Schleswigsche Partei sich darum bemüht hat, eine höhere Aufwandsentschädigung für den SP-Vorsitz zu bekommen. Der Antrag einer Erhöhung von 68.000 auf 180.000 Kronen wurde jedoch vom Hauptvorstand des Bundes Deutscher Nordschleswiger abgewiesen. Andere Vorsitzende – zum Beispiel vom Deutschen Schul- und Sprachverein, hätten dann zu Recht eine ähnlich hohe Entschädigung verlangen können.  

Hintergrund des Antrags war unter anderem, dass die aktiven Politikerinnen und Politiker in der Kommunalpolitik bereits einen großen Arbeitseinsatz leisten. Um jemanden aus der Politik für eine so große Aufgabe wie den SP-Vorsitz zu überzeugen, müsste man den Spitzenposten in der Partei daher mit einem ähnlich hohen Betrag wie bei einem kommunalen Ausschussvorsitz entschädigen.

Aber der Posten als Vorsitzende oder Vorsitzender der SP ist auch, was man daraus macht. Carsten Leth Schmidt hat viel Arbeit in den Posten gesteckt und hat eine große Außenwirkung erzielt. Aber man muss vielleicht nicht 180.000 Kronen wert sein. Die Arbeit kann – und muss – auch auf andere Personen in der Partei verteilt werden, die das spezifische Wissen zu verschiedenen Themen haben. Und auch die SP muss ihre Arbeit priorisieren – was ist wirklich wichtig?

Wenn es gelingt, die neue Struktur mit zwei Stellvertreterinnen oder Stellvertretern zu besetzen, wird die Arbeit auf mehreren Schultern verteilt. Die Weichen sind also eigentlich gestellt für eine zukünftige Vorsitzende oder einen Vorsitzenden.

Aber es zeigt eben auch, dass die deutsche Minderheit eine kleine Minderheit ist, die mit wenigen Leuten viele Posten besetzen muss: Büchereiverband, BDN-Orts- und Bezirksvereine, Sozialdienst, Jugendverband, Schulverband lokal und regional – und vieles mehr.

Die Minderheit hat zum Teil alte, gewachsene Strukturen, die von damals stammen, als es mehr deutsche Nordschleswiger gab. Doch es können nicht ohne weiteres neue Strukturen geschaffen werden. Es fehlen einfach die menschlichen Ressourcen – auch deswegen muss man bei der Nachfolge zeitig unterwegs sein.

Das gilt nicht nur für die Schleswigsche Partei – es gibt andere Verbände, die bei einem Wechsel ähnliche Probleme bekommen könnten. Daher ist die Aufgabe, eine neue Vorsitzende oder einen Vorsitzenden für die SP zu finden, nicht nur eine interne Parteiangelegenheit, sondern eine Aufgabe für die gesamte Minderheit.

 

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