Befreiung von Putins Gas

So klappt lokale Unterstützung für Sonne und Wind

So klappt lokale Unterstützung für Sonne und Wind

So klappt lokale Unterstützung für Sonne und Wind

Kopenhagen/Nordschleswig
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Die SP-Politiker Carsten Leth Schmidt (rechts) und Hans Fedder Kley haben eine Vision von einem massiven Ausbau von Sonne- und Windkraft in Hadersleben. Gelingt es, die Lokalbevölkerung einzubeziehen, hat die Vision gute Chancen. Foto: Ute Levisen

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Solar- und Windkraftanlagen stoßen häufig bei den Nachbarn auf Proteste. Lokales Engagement kann jedoch den Widerstand in aktive Unterstützung umwandeln.

Die meisten sind für Sonne und Wind, nur nicht unbedingt gleich nebenan. Die regenerativen Energieanlagen sind häufig bei den Nachbarn unbeliebt, und das kann den Ausbau behindern. Wie ein „Grünbuch“ für den Aufbau eines nachhaltigen Energiesystems beschreibt, muss das nicht so sein. Erfahrungen zeigen, dass es möglich ist, die Lokalbevölkerung für Solar- und Windparks zu begeistern.

Dies ist auch notwendig, denn es bedarf eines raschen Ausbaus der Energieanlagen, um von Putins Erdgas loszukommen.

„Wir haben nur drei Jahre Zeit, um die Entwicklung mit steigenden Emissionen umzukehren. Sowohl aus klimamäßigen als auch aus sicherheitspolitischen Gründen müssen sowohl Dänemark als auch die EU beim grünen Umbau gehörig aufs Gaspedal drücken“, sagt Bjarke Møller. Er ist Direktor des Rates für Grüne Umstellung (Rådet for Grøn Omstilling) und Hauptautor des „Grünbuches“, das die Denkfabrik „Mandagmorgen“ herausgegeben hat.

Anlagen an Land notwendig

Soll das gelingen, reicht es nicht, dass Dänemark die Offshore-Anlagen ausbaut. Die werden nämlich benötigt, um die Nachbarländer, nicht zuletzt Deutschland, mit ausreichend regenerativer Energie zu versorgen. Die Autoren des „Grünbuches“ schlagen vor, dass der Windstrom aus der Nordsee für den Export reserviert wird.

So kann sich unter den Bürgerinnen und Bürgern ein Stolz darüber entwickeln, dass die lokale Gemeinschaft mit Lösungen auf die ernsten Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht, beitragen kann. 

Bjarke Møller, Direktor des Rates für Grüne Umstellung

Daher müssen die Solar- und Windkraftanlagen an Land und in Küstennähe massiv ausgebaut werden, um den Inlands-Bedarf abzudecken. Laut der Studie muss die Produktion an Land bis 2030 auf das Siebenfache hochgefahren werden.

Bevölkerung früh einbeziehen

Doch gerade diese Anlagen sind häufig unpopulär. So kritisieren die noch verbliebenen Bewohner in Jolderup (Hjolderup) bei Bollersleben (Bolderslev) scharf, dass Nordeuropas größte Solaranlage die Ortschaft fast umzingeln wird.

Auch der Kommunalratsabgeordnete der Schleswigschen Partei (SP), Carsten Leth Schmidt, erlebte, dass sein Vorschlag während des Wahlkampfes, in der Nähe von Gramm einen großen Windpark zu bauen, nicht nur auf Gegenliebe stieß. Das muss jedoch nicht so sein.

„Der Schlüssel ist, dass man die Bürgerinnen und Bürger gleich von Anfang an mit einbezieht. Eine lokale Verankerung, zum Beispiel durch einen Klimabürgerrat, ist ganz entscheidend“, erläutert Møller.

Stolz in der Lokalbevölkerung

Auch sollen Bürgerinnen und Bürger sich in Form von Anteilen an den Investitionen beteiligen können. Beteiligung am Überschuss und billiger Strom für die lokalen Haushalte oder zum Auftanken der E-Autos sind andere Möglichkeiten, die Energieanlagen attraktiv zu machen. Auch Investitionen in die lokale Gemeinschaft, zum Beispiel in Form von Sportanlagen, können sinnvoll sein.

„So kann sich unter den Bürgerinnen und Bürgern ein Stolz darüber entwickeln, dass die lokale Gemeinschaft mit Lösungen auf die ernsten Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht, beitragen kann.“

Bürgerbeteiligung an lokalen Energieanlagen sei einer der wichtigen Schlüssel, um so schnell wie möglich von Putins Gas loszukommen, meint Bjarke Møller. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

Unterstützung für lokale Anlagen steigt

Auch für Leth Schmidt sind Bürgerbeteiligung und -dialog Schlüsselwörter bei der Umsetzung seiner Vision. Der Windpark müsse verankert sein und die Bürgerinnen und Bürger der Kommune in Form von Anteilen an der Investition beteiligt werden: „Nicht zuletzt vor dem Hintergrund steigender Energiepreise wären Energieparks eine äußerst attraktive Form der Investition“, meint der SP-Politiker.

Eine Umfrage von YouGov für Trygfonden zeigt, dass der Krieg in der Ukraine bereits einen Umschwung in der Einstellung zu Windrädern vor der eigenen Haustür bewirkt hat. Je nach Kommune treten 67 bis 83 Prozent der Bürgerinnen und Bürger dafür ein, dass in der eigenen Kommune mehr Windkraftanlagen aufgestellt werden. Møller verweist auch auf die Erfahrungen der Kommune Ringkjøbing-Skjern, die das Ziel, sich ausschließlich mit regenerativer Energie zu versorgen, nach eigenen Informationen mit 83,3 Prozent fast geschafft hat.

„In etlichen Ortschaften ist es durch Einbeziehen der Bevölkerung geglückt, anfänglichen Widerstand in Unterstützung umzuwandeln. Jetzt ziehen die Menschen wieder in diese Dörfer zurück, weil diese sich positiv entwickeln“, berichtet der grüne Umstellungsexperte.

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