Mehr Platz für Natur in Nordschleswig

Sauerbek schlängelt sich nach 63 Jahren wieder ganz natürlich

Sauerbek schlängelt sich nach 63 Jahren wieder naturgemäß

Sauerbek schlängelt sich nach 63 Jahren wieder naturgemäß

Hellewatt/Hellevad
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Mit dem Bagger wurde ein kleiner Kiesdamm geöffnet, damit der Sauerbek wieder ganz natürlich vor sich hinplätschern kann. Foto: Volker Heesch

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Die Kommune Apenrade hat zwei Millionen Kronen in das Projekt östlich von Hellewatt investiert: In dem Richtung Wiedau und Nordsee strömenden Wasserlauf können sich jetzt wieder Forellen und Kleintiere tummeln. Die Wasserqualität wird sich weiter verbessern.

Zahlreiche Grundeigentümer, Hobbyangler und Mitwirkende am Renaturierungsprojekt versammelten sich am Mittwoch am Ufer des Sauerbeks (Surbæk) östlich der Landstraße bei Hellewatt, um an der Einweihung der Maßnahme zum Gewässer- und Naturschutz teilzunehmen.

Wasserlauf verlängert

Der Bach schlängelt sich wieder durch die 1959 im Zuge der Kanalisierung des Wasserlaufs entwässerte Niederung. Der Vorsitzende des Nachhaltigkeitsausschusses des Kommunalparlaments, Erik Uldall Hansen (Sozialdemokratie), pries das Projekt als einen wertvollen Beitrag an, um der heimischen Natur einen Dienst zu erweisen.

Erik Uldall Hansen (Soz. l.), Vorsitzender des Apenrader Nachhaltigkeitsausschusses, lobte im Zuge seiner Eröffnungsrede die Unterstützung der Renaturierung des Sauerbeks durch Grundbesitzer und Anwohner. In der Bildmitte Lone Andersen, die während der Arbeiten archäologische Untersuchungen in der Niederung durchführen konnte. Foto: Volker Heesch

 

„Es ist ein Projekt, auf das wir stolz sein können“, so Uldall Hansen und berichtete, dass die 700 Meter kanalisierter Bach nun zu einem 3.700 Meter langem natürlichen Lauf verlängert worden sind.

 

Der Bach strömt bereits durch das neue Bett, das mit Steinen und Kiesbänken ausgestattet worden ist, die bei der Kanalisierung 1959 verschwanden. Foto: Volker Heesch

„Die zwei Millionen Kronen, die investiert wurden, können nicht besser angelegt werden“, sagte er und erinnerte daran, dass es die gleiche Summe ist, die für die Wiederaufstellung des Ziegelkunstwerks „Telemauer“ aufgebracht werden. Immerhin könnten jetzt wieder Forellen zum Laichen in diesen Bachabschnitt schwimmen.

Laichplätze für Fische geschaffen

„Besonders erfreulich ist die lokale Unterstützung für das Vorhaben“, meinte er an die versammelten Grundeigentümer gerichtet. Neben der Ausbaggerung des wie früher gewundenen Bachlaufes gehören zur Umweltmaßnahme die Ausbringung von 1.600 Kubikmeter Steinen, mit der Lebensraum für Larven von Libellen und Steinfliegen geschaffen wird, die wiederum den Fischen als Nahrung dienen.

„An 19 Stellen haben wir Kiesbänke als Laichplätze für Fische angelegt“, so Erik Uldall Hansen, der in Begleitung der leitenden Mitarbeiterin aus der kommunalen Umweltverwaltung, Tine Fricke, und Projektleiter Søren Byskov Wasserbauer Peter Dixen von der Tiefbaufirma Green das Signal gab, mit der Baggerschaufel einen Damm zu öffnen, um dem Sauerbek wieder freie Fahrt zu geben.

Dieses preußische Messtischblatt aus dem Jahre 1917 zeigt den Lauf des Sauerbeks östlich von Hellewatt vor der Kanalisierung. Der Hellevad-Bovvej, der den Bach östlich von Hellewatt überquert, wurde erst nach der Abtretung Nordschleswigs an Dänemark 1920 gebaut. Erkennbar sind auf der Karte auch Moore und Heiden, die in späteren Jahrzehnten verschwanden. Foto: hkpn.gst.dk

Lone Andersen vom Museumverbund „Museum Sønderjylland“ ergriff ebenfalls das Wort, um zu berichten, dass im Rahmen der Renaturierung Archäologen den Arbeitsbereich auf Siedlungsspuren zu untersuchen. „Rune Dixen hat uns einzelne Funde gebracht“, berichtete sie. Leider sei man aber nicht auf Besonderheiten wie Opferstätten gestoßen. „Wir hätten ja Moorleichen oder goldene Hörner finden können“, meinte sie augenzwinkernd. Søren Byskov berichete, dass der Sauerbek, der sein Wasser teilweise direkt aus dem Grundwasser der angrenzenden Hügel bezieht, schon jetzt eine ausgezeichnete Wasserqualität aufweist.

Kubikmeterweise ist Kies im Bett des Sauerbek ausgebreitet worden, um der Tierwelt im Wasser bessere Bedingungen zu verschaffen. Foto: Volker Heesch

Im gewundenen Bachlauf mit reicher Pflanzenwelt dürfte sie sich weiter verbessern, da weniger Nährstoffe ins Meer abgeschwemmt werden. Auch trage die Renaturierung dazu bei, dass bei Starkregen das Wasser aus dem Einzugsbereich des Sauerbeks langsamer abfließt, was auch die Überschwemmungsgefahr im Bereich der Arnau (Arnå) vermindert, zu der sich der Bach mit der Rotau (Rødå) bei Green vereinigt. Die Arnau vereinigt sich mit der Wirlau (Virlå) bei Jeising (Jejsing) zur Wiedau, die durch Tondern fließend bei Hoyer (Højer) ins Wattenmeer mündet. 

 

Peter J. Petersen hat 1959 die Kanalisierung des Sauerbeks miterlebt, die seinerzeit mehr nutzbares Agrarland brachte, aber auch Verlust an Natur. Foto: Volker Heesch

„Die Niederung war bis 1959 völlig versumpft. Wir konnten die Flächen gar nicht bewirtschaften“, berichtet Peter J. Petersen aus Öbening (Øbening), der als Landwirt die Kanalisierung des Baches miterlebt hat. „Nach einigen Jahren war das Land aber nicht mehr so gut nutzbar wie in den ersten Jahren“, so Petersen, der sich danach erkundigte, ob die Ufer des neuen Bachlaufs nach Entfernen der bisherigen Faschinen nicht absacken werden. Die Natur werde sich künftig selbst anpassen, hieß es vonseiten der Fachleute. 

 

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