Medizinische Versorgung
Weiter offene Fragen bei Thema Nahhospitäler
Weiter offene Fragen bei Thema Nahhospitäler
Weiter offene Fragen bei Thema Nahhospitäler
Diesen Artikel vorlesen lassen.
In den neuen Vorschlägen zur Gesundheitsreform unterstreicht Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz.) den Wunsch nach mehr Behandlungen in der Nähe der Patientinnen und Patienten. Einzelheiten zu Aufgaben der Nahhospitäler wie in Tondern legt die Gesundheitsbehörde fest.
Im Oktober 2021 hat Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz.) ein neues Konzept für das dänische Gesundheitswesen vorgestellt. Es sieht vor, nach Jahren mit einem Trend zur Zentralisierung von Krankenhausfunktionen, Nahhospitäler einzurichten, damit Patientinnen und Patienten unnötig lange Anfahrten zu großen Kliniken erspart bleiben.
Tondern einziger Nahhospitals-Standort in Nordschleswig
Der Minister nannte seinerzeit Tondern (Tønder) als einzigen Nahhospitals-Standort in Nordschleswig. In der Region Süddänemark daneben auch Fredericia und Nyborg. Am Dienstag hat Heunicke bei der Präsentation der von der Regierung angekündigten umfangreichen Gesundheitsreform auch die Nahhospitäler wieder als einen Baustein der Neuerungen aufgeführt. Für die drei Nahhospitäler in Tondern, Fredericia und Nyborg werden 1,2 Milliarden Kronen bereitgestellt. Die Regionsratsvorsitzende in Süddänemark, Stephanie Lose (Venstre), hatte bereits im Oktober die Trendwende in der Kopenhagener Politik begrüßt.
Sie hatte darauf verwiesen, dass der Regionsrat mit der Stärkung des Standortes Tondern in Zusammenarbeit mit der Kommune Tondern, die jahrelang für den Erhalt ihres Krankenhauses eingetreten war, die wohnortnahe medizinische Versorgung der Bevölkerung auf der Tagesordnung habe.
Keine konkreten Angaben
In den Materialien zu den Vorschlägen zur Gesundheitsreform hat das Gesundheitsministerium als Beispiel für Aufgaben der Nahkrankenhäuser „Behandlungsverläufe bei Menschen mit chronischen Erkrankungen und unkomplizierte Diagnostik wie bei Röntgenuntersuchungen oder Blutprobenentnahmen“ aufgeführt.
Wie bereits seit Jahren in Tondern praktiziert, können in den Nahhospitälern auch niedergelassene Ärzte, Fachärzte, Physiotherapeuten und kommunale Gesundheitsangebote untergebracht werden. Begründet wird die Standortwahl, bei der Tondern berücksichtigt wurde, mit Umständen wie der Bevölkerungszahl, Abstand zum nächsten Akutkrankenhaus – in Nordschleswig liegt dieses in Apenrade – und dem „Krankheitsbild“ in dem Gebiet. Konkretere Angaben, was möglicherweise neu in Tondern an medizinischen Angeboten angesiedelt werden könnte, enthält das Material des Ministeriums nicht.
Es heißt nur: „Die staatliche Gesundheitsbehörde ,Sundhedsstyrelsen’ wird ein Konzept erarbeiten, welche Patientengruppen und Funktionen vorteilhaft in den Nahhospitälern behandelt werden können.“ Weiter heißt es dazu, dass in den kommenden vier bis sechs Monaten ein Konzept vorliegen werde. Dabei sollen die Regionen, die Kommunen, Patientenorganisationen, fachliche Milieus und der Praxisbereich einbezogen werden.
Anträge auf Fördermittel ab Anfang 2023
Die Fördermittel könnten voraussichtlich Anfang des Jahres 2023 beantragt werden. Zur Finanzierung heißt es, dass bis zu 4 Milliarden Kronen für Gebäude, Material und IT-Investitionen bereitgestellt werden. Viele der neuen Nahhospitäler würden in bestehende „Gesundheitshäuser“ einziehen. Eine landesweite Struktur werde entstehen, teilweise seien Neu- und Umbauten erforderlich.
Wissenschaftler reagiert positiv
Der Professor für Gesundheitsökonomie an der Süddänischen Universität (SDU), Jes Søgaard, begrüßt es, dass die Reform das Gesundheitsangebot im wohnortnahen Bereich stärken soll. Er nannte es ein Problem, dass viel zu viele Patientinnen und Patienten in die großen Superkrankenhäuser strömten, was oft völlig unnötig sei. Besonders in den Kommunen, die weit entfernt von den großen Städten liegen, seien Verbesserungen erforderlich.
Auch Kritik
Der Verband „Gigtforeningen“, der sich besonders um Belange von Menschen mit chronischen rheumatischen Erkrankungen kümmert, kritisiert, dass in der neuen Gesundheitsreform zu wenig die Interessen der Patienten im Fokus stehen. Diese hätten oft unter dem Problem zu leiden, dass niemand im Gesundheitswesen einen Überblick habe, was insgesamt an Behandlung des einzelnen Menschen vorgenommen wird. Vor allem gebe es nach Entlassung von Patientinnen und Patienten aus Krankenhäusern zu wenig Zusammenarbeit mit den dann zuständigen kommunalen Einrichtungen. Statt in teure IT-Lösungen sollte mehr in die Wahrung der Patientenrechte investiert werden.