Naturschutz

Kegelrobbenabschüsse in Dänemark ab Neujahr nicht mehr erlaubt

Kegelrobbenabschuss in Dänemark 2022 nicht mehr erlaubt

Kegelrobbenabschuss in Dänemark 2022 nicht mehr erlaubt

Apenrade/Aabenraa
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Auf der Bornholm vorgelagerten Insel Christiansø sind Kegelrobben in größerer Anzahl zu sehen. Die Tiere finden im Bereich der dänischen Ostseeküsten aber kaum ruhige Plätze, um ihre Jungen dort zur Welt zu bringen. Foto: Miljøstyrelsen

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Die nach der FFH-Richtlinie der EU und der Helsinki-Konvention der Ostseestaaten geschützten Robben wurden in Dänemark vor 100 Jahren ausgerottet. Nach Wiederansiedelung im dänischen Wattenmeer und im dänischen Ostseebereich durften bis Ende 2021 jährlich bis zu 40 der Meeressäuger getötet werden.

In den vergangenen Jahren hat das dänische Umweltministerium die Tötung von jährlich 40 Kegelrobben im Bereich der Ostsee genehmigt. Damit reagierte die Behörde auf Klagen der dänischen Fischereilobby.  

Geplünderte Netze

Anlass für die Abschussgenehmigungen waren Klagen vor allem von Fischern im Bereich der Ostsee über die Plünderung von Netzen durch einzelne Kegelrobben, die erst seit rund 30 Jahren wieder in Dänemark heimisch sind, nachdem sie vor gut 100 Jahren im dänischen Küstengebiet als Konkurrenten der Fischer ausgerottet worden waren. Die dänische Umweltbehörde Miljøstyrelsen hatte 2016 eine Ausnahmegenehmigung zur „Regulierung“ des Kegelrobbenbestandes erteilt und für die Abschüsse Seehundjäger engagiert.

EU-Schutz für Kegelrobben

Dabei stehen die Kegelrobben im Rahmen der auch in Dänemark geltenden Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) der Europäischen Union (EU) und zusätzlich im Ostseebereich im Zuge der Helsinki-Konvention (Helcom) der Ostsseeanliegerstaaten unter Naturschutz.

Anlass für die Beendigung der Abschussgenehmigungen für Kegelrobben im Bereich der dänischen Ostsee ist die jüngste Festlegung der Fischerei-Fangquoten durch die EU-Fischereiministerinnen und -minister. Diese sehen eine weitgehende Einstellung des Fangs von Lachsen und Dorschen in den dänischen Ostseegewässern vor.

Der Schaden der Kegelrobben bei den Lachs- und Dorschfängen sei angesichts der Streichung der Fangquoten nicht mehr gegeben, so die dänische Umweltbehörde, weshalb keine Basis mehr für die Ausnahmegenehmigungen erkennbar sei. Laut dänischem Umweltministerium haben vor allem einzelne männliche Kegelrobben Netze geplündert. Das hätten schwedische Untersuchungen ergeben. 

Ostseebestand war fast ausgerottet

Die Keggelrobben waren in der Ostsee weitgehend verschwunden, nicht nur wegen einer intensiven Bejagung. Auch litten die Robben, die als Beutegreifer am Ende der Nahrungskette stehen, unter der starken Belastung von Umweltgiften wie chlorierten Kohlenwasserstoffen, die sich als schwer abbaubare Verbindungen im Körper von Tieren und Menschen anreichern und sich negativ auf die Fortpflanzungsfähigkeit der Robben auswirken. Im dänischen Teil des Wattenmeeres sind erstmals 2007 wieder junge Kegelrobben beobachtet worden.

Geburt der Kegelrobben im Winter

Die Kegelrobben bringen ihre Jungen im Winter Ende Dezember und Anfang Januar an Stränden und auf Sandbänken zur Welt. Deshalb sollten Strandspaziergänger auf den Inseln Röm (Rømø) und Fanø aktuell bei Sichtung von jungen Kegelrobben, die an ihrem weißen Pelz erkennbar und von Seehunden zu unterscheiden sind, einen großen Bogen machen.

 

Die jungen Kegelrobben haben ein weißes Fell, das sie vor Kälte schützt, das aber nicht wasserabweisend ist. Die Tiere bleiben einige Wochen nur an Land. Foto: Danmarks Naturfredningsforening

 

Die Kegelrobben (dän. Gråsæler) haben ihren deutschen Namen aufgrund der kegelförmigen Kopfform erhalten. Strandbesucher sollten sich den Tieren grundsätzlich nicht nähern, denn sie können mit ihrem kräftigen Gebiss auch zuschnappen, wenn sie sich bedroht fühlen. 

 

Kegelrobbenmännchen werden bis zu 320 Kilogramm schwer. Mit einer Länge von 2,50 Metern gelten sie als die größten heimischen Raubtiere.  

Kegelrobben fressen täglich bis zu 6 Kilogramm Nahrung. Vor allem Fische, aber auch Krebse und Tintenfische. Die Robben schwimmen bei der Nahrungssuche viele Kilometer weit. Sie können über 100 Meter tief tauchen, bis zu 20 Minuten lang.  

Die Jungtiere mit ihrem hellen Fell liegen oft stundenlang allein am Strand. Sie werden von den Muttertieren vier bis sechs Wochen gesäugt. Bei Aufnahme der sehr fettreichen Milch nehmen die Kegelrobben-Jungen pro Tag über ein Kilogramm an Gewicht zu. Nach sechs Wochen bekommen sie ein dunkles Fell und werden selbstständig. Die Kegelrobben werden mit fünf Jahren geschlechtsreif. Sie werden bis zu 30 Jahre alt. Der Ostseebestand liegt derzeit bei 30.000 Exemplaren. Er soll einst bei 100.000 gelegen haben.       

 

Deren Männchen werden bis zu 2,5 Meter lang und erreichen ein Gewicht von 320 Kilogramm. Der Kegelrobbenbestand im dänischen Teil der Ostsee und im Kattegat ist nach wie vor nicht besonders groß. Er liegt bei einigen Hundert Exemplaren. Für Geburten der Kegelrobben geeignete Strandbereiche sind beispielsweise im Bereich der dänischen Insel Lolland als Schutzzonen deklariert worden.

Naturschützer fordern besseren Schutz

Der dänische Naturschutzverband „Danmarks Naturfredningsforening“ (DN) fordert mehr Schutzmaßnahmen für die Kegelrobben in Dänemark. „Dänemark ist verpflichtet, für Kegelrobben besondere Schutzgebiete einzurichten“, so der Biologe bei DN, Bo Håkansson. Dem Bestand gehe es in Dänemark insgesamt nicht gut. Es werden laut Umweltbehörde jährlich nur ein Dutzend Kegelrobben in Dänemark geboren. Im dänischen Teil des Wattenmeeres leben ständig jährlich auch nur einige Hundert Kegelrobben-Exemplare. Allerdings haben sich auf den deutschen Inseln Amrum und auf der Helgoländer Düne größere Kolonien gebildet.

In Schleswig-Holstein Strände gesperrt

Das schleswig-holsteinische Nationalparkamt und mit der Betreuung beauftragte Naturschutzverbände sperren während der Wurfzeit der Kegelrobben deren „Kinderstuben“ ab. Die Kegelrobben sind während dieser Phase sehr störungsempfindlich, was auch der Grund für die geringe Anzahl Geburten in Dänemark sein dürfte. 

 

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