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Nach Hiobsbotschaft: Neustart in Renzer Fischzucht ausgebremst

Nach Hiobsbotschaft: Neustart in Fischzucht ausgebremst

Nach Hiobsbotschaft: Neustart in Fischzucht ausgebremst

Renz/Rens
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Olaf Schmidt Meyer (r.) und Sohn Henk warten noch mit einem Neubeginn in der Renzer Fischzucht, die von einem Virusbefall betroffen war. Foto: kjt

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Becken leeren, Fische raus, alles desinfizieren und dann neu beginnen. So war der Plan in der Renzer Fischzucht, die nach einer Virusinfektion im vergangenen Jahr alles dichtmachen musste. Wegen erneuter Infektionen in Dänemark haben die Betreiber in Renz den Wiederbeginn nun erst einmal verschoben.

Es ist wie verhext!

In der Renzer Fischzucht „Rens Forellen ApS“ mit Papa Olaf Schmidt Meyer und Sohn Henk Muus Meyer als treibende Kräfte hatte man gehofft, die Fischkrankheit IHN (infektiöse hämatopoetische Nekrose) nach restriktiven Maßnahmen hinter sich lassen zu können und mit neuem Fischbestand im Auftrag eines anderen Züchters wieder loszulegen.

Das Ziel war eigentlich schon vor Augen. Die Behörden hatten alle betroffenen Zuchtbetrieben für dieses Frühjahr die Frist gesetzt, die Becken zu leeren und einen sechswöchigen Reinigungs- und Desinfektionsprozess einzuleiten, um dann wieder mit einer IHN-freien Zucht zu beginnen.

Diesen Prozess hatten auch die Renzer Teichwirte begonnen. Der angrenzende Angelsee steht ebenfalls kurz vor der Leerung.

Neue Fälle gemeldet

Dann erreichte die Renzer aber die Meldung, dass das Virus nach Proben im April und Mai erneut in Betrieben festgestellt worden ist. Bislang hat die Nahrungsmittelbehörde „Fødevarestyrelsen“ fünf neue Fälle bekannt gegeben.

Das Prekäre: „Es ist unter anderem auch einer der Betriebe darunter, der, wie wir, als Erster betroffen war, und der nach aufwendigem Reinigungsprozess gerade wieder mit dem Züchten in den Becken angefangen hat. Die Behörden haben dort alles wieder gestoppt und unter Quarantäne gestellt“, berichtet Olaf Schmidt Meyer bei einem Rundgang auf der Renzer Farm, die nun weiterhin ohne Fische auskommen muss.

„Es besteht die Gefahr, dass uns dasselbe passiert. Solange nicht klar ist, ob und wie es im Falle eines Virusbefundes weitergehen kann, warten wir mit dem Befüllen der Becken ab“, so Schmidt-Meyer.

Es ist eine Entscheidung, mit der Junior Henk voll und ganz konform geht.

Unerklärlich bleibt, wie das Virus in einem akribisch gereinigten und desinfizierten Betrieb wieder auftreten kann.

Status „IHN-frei" noch realistisch?

Die Renzer Teichwirte bezweifeln, dass Dänemark in absehbarer Zeit überhaupt IHN-frei werden kann. „IHN gibt es doch auch überall in den umliegenden wilden Gewässern, wogegen man kaum etwas tun kann“, ist sich Olaf Schmidt Meyer sicher.

Der Status „IHN-frei“ hätte für den Export Bedeutung, weil der Fisch bessere Preise erzielen würde.

Dänemark hatte diesen Status im Dezember vergangenen Jahres teilweise aufgehoben, als die Fischkrankheit immer größere Kreise zog. Das Virus ist für Menschen aber nicht gefährlich und der Verzehr infektiöser Fische unbedenklich. Der Handel könnte, wie in vielen anderen Ländern, auch ohne IHN-freien Status laufen.

Henk (l.) und Olaf Schmidt Meyer müssen gezwungenermaßen mit dem Neubeginn in der Renzer Fischzucht warten. Foto: kjt

Die Behörden in Dänemark und auch die Politik müssen deutlich machen, wie mit dem Virus künftig umgegangen wird – ob strenge Restriktionen bestehen bleiben oder das Züchten trotz Virusexistenz in irgendeiner Form fortgesetzt werden kann. Das ist der entscheidende Ansatz von Olaf Schmidt Meyer.

„Solange das nicht ganz klar kommuniziert ist, werden wir keine neue Zucht beginnen und auch den Desinfektionsprozess erst einmal nicht fortsetzen“, erwähnt der Teichwirt mit Hinweis darauf, dass allein dieser Prozess mehrere Hunderttausend Kronen verschlingen würde.

Auch noch höhere Kosten

Als wenn die Situation mit dem Virus nicht schon schlimm genug ist, gehen Henk und Olaf Schmidt Meyer im Kielwasser des Ukraine-Krieges von erheblich steigenden Betriebskosten aus.

„Der Strom für die Anlagen kostet doppelt so viel, und auch das Futter wird teurer. Pro Kilogramm Fisch müssen wir mit Mehrausgaben von 7 bis 8 Kronen rechnen“, so Olaf Schmidt Meyer.

Das ist kein Pappenstiel, wie Sohn Henk verdeutlicht: „Bei den Produktionsmengen hier in der Anlage geht das in die Millionen.“ Aufzufangen wäre das nur mit höheren Preisen für den produzierten Fisch.

Für Vater und Sohn heißt es aber erst einmal „abwarten und Tee trinken“.

Solange das nicht ganz klar kommuniziert ist, werden wir keine neue Zucht beginnen und auch den Desinfektionsprozess erst einmal nicht fortsetzen.

Olaf Schmidt Meyer

Untätig sind die Renzer Unternehmenr allerdings nicht. Zurzeit wird die Fischschlachterei wieder zurückgebaut und verkleinert, die eigens wegen der Viruskrise eingerichtet worden war, um Fische vor der auferlegten Leerung noch rechtzeitig verarbeiten und verkaufen zu können.

Räucherei entsteht

Parallel zum Rückbau entsteht eine kleine Räucherei, und vorgesehen ist zudem, auf dem angrenzenden Gelände ein Areal mit Bänken und Tischen zum Verweilen und Verzehren herzurichten.

Dafür hat Henk Muus Meyer, der südlich der Grenze einige Angelseen betreibt, vor geraumer Zeit LAG-Mittel (Landdistriktfördermittel) zugesagt bekommen.

Die momentane Lage mit restriktiver Schließung infizierter Betriebe lässt Erinnerungen aufkommen an das Ende aller Nerzfarmen. Wegen Corona-Infektionen hatte der dänische Staat die Tötung sämtlicher Bestände angeordnet.

„So weit wird es für die Fischbranche doch wohl nicht kommen“, sagt Olaf Schmidt Meyer, der den Optimismus nicht verloren hat und auf bessere Zeiten in der Branche und im Renzer Familienbetrieb hofft.

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