Deutsche Minderheit

Der musikalische Tausendsassa, der auf den Hund gekommen ist

Der Tausendsassa, der auf den Hund gekommen ist

Der Tausendsassa, der auf den Hund gekommen ist

Tingleff/Tinglev
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Dieter Søndergaard hat Musik im Blut und feiert am 5. März runden Geburtstag. Foto: Karin Riggelsen

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Dieter Søndergaard ist in der deutschen Volksgruppe in vielerlei Hinsicht bekannt – nicht nur in musikalischer. In Husby südlich der Grenze aufgewachsen, ist er nach dem Umzug zu einem Nordschleswiger geworden, der „Sønderjysk“ spricht. Am 5. März steht bei ihm der 50. Geburtstag an. Ein vierbeiniger Freund hilft ihm, den Kopf mal freizubekommen.

Vorstellen muss man ihn anlässlich seines Geburtstags eigentlich nicht. Zumindest nicht in der deutschen Minderheit.

Fast jede oder jeder in der Volksgruppe kennt ihn oder hat ihn bei Anlässen schon mal gesehen. Die Rede ist von Dieter Søndergaard. Am 5. März vollendet der „Multitasking-Mann" sein 50. Lebensjahr.

Orchesterleiter, Entertainer, Musiklehrer, Leiter der Schulfreizeitordnung (SFO), Satiriker und Conférencier: An Vielseitigkeit mangelt es dem dreifachen Familienvater mit Wohnsitz in Klipleff (Kliplev) nicht.

Er ist in Nordschleswig bekannt wie ein bunter Hund, obwohl er nicht von hier kommt. Dieter Søndergaard ist in Husby aufgewachsen und gewissermaßen „auch“ ein Zuzügler.

Seiner Leidenschaft für Musik und Orchesterarbeit ist es geschuldet, dass er in Nordschleswig landete. Beim musikalischen Austausch zwischen dem Blasorchester der Deutschen Schule Tingleff und dem Jugendorchester in Husby (beide leitete damals Hans Jensen) lernte Dieter seine heutige Frau Karin Søndergaard aus Tingleff kennen. Anfang der 90er-Jahre wurden sie ein Paar.

Umzug nach Klipleff

„1999 haben wir das Haus in Klipleff gekauft, wo wir seither wohnen“, erzählt Dieter Søndergaard in der Deutschen Schule Tingleff im Büro der SFO, die er seit einigen Jahren leitet. Davor war er Leiter des Freizeitklubs auf der anderen Seite des Grønnevej.

Seine pädagogische Laufbahn hatte er südlich der Grenze als Jugendpfleger begonnen.

Wie und wo ist er denn eigentlich verortet, welche Identität hat er als Deutscher, der in Dänemark lebt und mit einer Deutschnordschleswigerin verheiratet ist?

„Ich würde mich als Nordschleswiger bezeichnen. Ich habe mich hier schon immer wohlgefühlt, auch bevor ich hierhergezogen bin. Ich mische gern bei Dingen und in Organisationen mit, und dazu hat es in der Volksgruppe ausreichend Möglichkeiten gegeben“, so der bald 50-Jährige.

„Die Wurzeln habe ich aber in Husby, auch wenn ich nicht mehr so oft da bin. Ich spiele nach wie vor im dortigen Feuerwehrorchester mit“, sagt der musikalisch bewanderte Pädagoge.

Dieter Søndergaard Foto: Karin Riggelsen

In Nordschleswig hat Søndergaard nicht seine Wurzeln, hier ist er aber zu Hause, wie er sagt. Er beherrscht den Dialekt „Sønderjysk“, als sei er immer schon im Landesteil gewesen.

Sprache lernen

„Es war mir wichtig, als ich 1998/99 herzog, dass ich die dänische Sprache lerne und mich in der Landessprache mit Leuten verständigen kann“, so der Jubilar. „Sønderjysk“ kam dann ganz von allein dazu.

Die sprachliche und kulturelle Vielfalt, die er als Bürger Nordschleswigs und als Mitglied der Minderheit erlebe, empfinde er als etwas Besonderes. „Wenn ich meine Kinder anschaue, dann denke ich immer, was es doch für ein Geschenk ist, dass sie mehrere Sprachen sprechen. Sie beherrschen Deutsch, Dänisch, Sønderjysk und auch ganz gut Englisch“, so Søndergaard.

Mit dem Umzug nach Dänemark schloss sich Dieter dem Blasorchester der Tingleffer Schule an und wurde nach der Pensionierung von Musiklehrer und Orchesterleiter Helmut Fahl neuer Leiter. Auch mit der Leitung des eng verwobenen Jugendverbandsorchesters wurde Søndergaard betraut. Leitungserfahrungen dazu hatte er bereits in Husby gesammelt.

Nachwuchsförderung im Blick

Beim Musikunterricht in der Schule und bei den Orchesterproben am Abend ist der 49-Jährige bemüht, allen das Musizieren näherzubringen und dabei primär den Nachwuchs an das Instrumentenspielen und das Orchesterleben heranzuführen.

Kindern das Musizieren beizubringen, ist die große Passion von Dieter Søndergaard. Foto: Karin Riggelsen

Um das Jugendverbandsorchester zukunftssicher zu machen und die Begeisterung für das Musizieren allgemein zu fördern, „würde ich mir wünschen, dass der Fokus in Nordschleswig noch mehr auf die Nachwuchsarbeit gelegt wird. Ein Netzwerk mit einigen Leuten, die sich da einbringen können, wäre toll“, so Søndergaard.

Es habe in der Volksgruppe dazu bereits Überlegungen gegeben. „Corona hat uns aber bisher einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Man sei jedoch weiterhin am Ball.

Auch mal durch den Kakao ziehen

Der Gemeinschaft der deutschen Volksgruppe könne er vieles abgewinnen, sagt er. Das hält den umtriebigen Nordschleswiger aber nicht davon ab, als Mitglied der Kabarettgruppe „Heimatmuseum“ das eine oder andere in der Minderheit auf die Schippe zu nehmen. 2012 stieß Dieter Søndergaard dazu.

In Dieter Søndergaard steckt nicht nur ein Musiker, sondern auch ein Schelm und Satiriker. Foto: Karin Riggelsen

„Ich halte mich für einen politisch interessierten Menschen, der mitverfolgt, was allgemein und in der Minderheit so läuft, und der auch gern mal einen kritischen Blick auf etwas wirft“, so Søndergaard, der zugleich ergänzt: „Aber mit einem Augenzwinkern. Manche hätten es bei unseren Darbietungen gern noch bissiger, ich finde aber, man muss den Leuten am nächsten Tag noch in die Augen schauen können“, so Søndergaard zu seiner satirischen Philosophie, die keine Schläge unterhalb der Gürtellinie vorsieht.

Das bedeute aber nicht, dass Verbände oder Personen nicht ihr Fett abbekommen. „Merkwürdiges“, wie es Dieter Søndergaard in seiner diplomatischen Art formuliert, versuche man schon aufzugreifen und durch den Kakao zu ziehen.

Boot und Hund

Die Freizeit, die bei Dieter Søndergaard bei den vielen „Nebenbeschäftigungen“ nicht allzu üppig ausfällt, will gut genutzt sein. „Wir haben uns vor ein paar Jahren ein kleines Motorboot angeschafft, mit dem die ganze Familie gern auf der Apenrader Förde unterwegs ist“, erwähnt Søndergaard.

Vor gar nicht langer Zeit hat die Familie Søndergaard auch vierbeinigen Zuwachs bekommen. „Wir haben seit drei Jahren einen Hund. Einen Golden Retriever. Das war eine gute Entscheidung. Es ist echt cool. Durch den Hund kommt man viel mehr raus und geht bei jedem Wetter spazieren. Es ist eine hervorragende Möglichkeit, in der Natur abzuschalten und den Kopf freizubekommen. Das Handy lasse ich dabei konsequent weg.“

Die große Geburstagsfeier zum 50. wird es nicht geben. Zumindest noch nicht. Ehefrau Karin, die Personalchefin beim Tonderner Unternehmen „Hydro Precision Tubing“ ist, wird im Juni ebenfalls 50. „Wir werden beide Geburtstage im August zusammen feiern. So haben wir es auch beim 40. gemacht“, erzählt der Jubilar.

Dieter Søndergaard beim Trompetenunterricht in der Deutschen Schule Tingleff Foto: Karin Riggelsen

Was bedeuten die Zahl 50 und das entsprechende Alter eigentlich für ihn?

„Eigentlich nicht so viel. Ich bin da ganz entspannt. Es ist nur eine Zahl, wenn auch eine runde“, so Søndergaard, der damit nicht den Beginn eines neuen Lebensabschnittes sieht. Er fühle sich noch jung, auch wenn die Zahl darüber hinwegzutäuschen droht, so der Klipleffer mit seinem markant-fröhlichen Lächeln.

Glückwünsche in Aussicht

Gratulieren werden dem Multikünstler, der nicht nur beim Knivsbergfest seine Fähigkeiten als Conférencier und pointenreicher Entertainer einzubringen weiß, sicherlich viele.

Dazu gehören natürlich auch die drei Kinder. Britt (21) studiert in Kopenhagen (København) Psychologie und wohnt im Kollegium „Hellerup“. Lasse (19) ist am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig Schüler des dritten Jahrganges und steht kurz vor dem Abitur. Lucas (14) ist in der achten Klasse der Deutschen Schule Tingleff und läuft seinem Papa fast täglich über den Weg.

Wie im Hause Søndergaard nicht anders zu erwarten, haben alle drei Kinder Musizieren gelernt. Bei Lasse sei es etwas mehr in den Hintergrund gerückt, was aber okay sei, so der Papa. Jeder könne selbst entscheiden, ob und wie viel Musik gemacht wird.

„Sie haben die Grundlagen und können im Leben jederzeit mit dem Musizieren wieder beginnen. Das finde ich so besonders, und das ist in meiner Orchesterarbeit ein großer Antrieb“, so Søndergaard.

Am 5. März könnte es deshalb im Hause Søndergaard ein Ständchen geben – mit Livemusik!

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