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Hatte die Kommune Tingleff beim Immobilienwert geschummelt?

Hatte die Kommune beim Immobilienwert geschummelt?

Hatte die Kommune beim Immobilienwert geschummelt?

Tingleff/Tinglev
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Ein ehemaliger Tingleffer ist davon überzeugt, dass beim Schätzwert einer Immobilie in der Jernbanegade Ende der 80er-Jahre nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Foto: kjt

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Ein früherer Bürger hat Beschwerde gegen die ehemalige Kommune Tingleff eingereicht. Für die Ortserneuerung hatte die Kommune 1990 angeblich wissentlich zu wenig für eine Immobilie bezahlt. Der Schätzwert sei viel zu niedrig angesetzt worden, so der Vorwurf des ehemaligen Tingleffers.

Für 485.000 Kronen hatte die Familie Beyer 1990 das Anwesen Jernbanegade 12 in Tingleff an die Kommune verkauft, die das Grundstück wegen der Ortserneuerung (byfornyelse) benötigte.

Da die Familie Beyer den damaligen Schätzwert als Richtlinie für den Verkauf heranzog, waren sie von einem angemessenen Preis ausgegangen.

Lars Beyer, der mit seinem Bruder Claus und der Mutter Aase das Anwesen von der Großmutter geerbt hatte, sieht das seit vielen Jahren mittlerweile anders.

„Die Kommune hat viel zu wenig bezahlt, weil sie den Immobilienschätzwert bewusst zu niedrig gehalten hat“, so Lars Beyer zum „Nordschleswiger“.

Lars Beyer Foto: kjt

Er lebt seit geraumer Zeit im Kopenhagener Raum, hat das Augenmerk wegen des damaligen „Deals“ aber nach wie vor auf Tingleff gerichtet, mittlerweile als Teil der Kommune Apenrade (Aabenraa).

Die Mutter Aase, Jahrgang 1932, blieb bis zu ihrem Tod 2021 im Raum Tingleff wohnen.

Bewusste Manipulation

Für Lars Beyer liegt es auf der Hand, dass die Kommune unter Federführung des damaligen Kommunaldirektors Morten Knudsen geschummelt hatte. Knudsen starb 2015 im Alter von 72 Jahren.

Ende der 80er-Jahre bis nach der Jahrtausendwende war die Kommune im Rahmens eines Versuchs („frikommuneforsøg") für die Immobilienschätzungen zuständig.

Bei der Ansetzung des Hauses in der Tingleffer Jernbanegade ging dabei nicht alles mit rechten Dingen zu, so die feste Überzeugung von Lars Beyer.

Bei einigen Häusern im Bereich der Jernbanegade habe es noch Jahrzehnte später eine nicht zu erklärende Diskrepanz beim Immobilien- und Grundstückswert gegeben.

Die heutige Jernbanegade in Tingleff Foto: kjt

„Wir haben die Immobilie für 485.000 Kronen statt für 1,6 Millionen Kronen verkauft. Die Nachbaranwesen haben 1,4 Millionen und ungefähr 1 Million Kronen bekommen, obwohl deren Grundstücke kleiner waren“, so Beyer in einer Beschwerde an die Klageinstanz „Ankestyrelsen“.

Zuvor hatte er die Sache der Steuerbehörde vorgelegt, kam dort aber nicht weiter. Die Behörde verwies auf „Ankestyrelsen“, wo die Angelegenheit nun liegt.

Beyer-Dokumente an Behörden zur angeblichen Immobilienschummelei in der Jernbanegade Foto: DN

Vorangegangen waren vergebliche Versuche, die damalige Kommune Tingleff auf den Sachverhalt hinzuweisen und darauf festzunageln.

Weil er sich ignoriert fühlte, wandte sich Lars Beyer an die übergeordneten Instanzen, mit der Hoffnung, dass da noch etwas geht.

Einen Anwalt habe er sich nicht leisten wollen oder können, wie er sagt.

Daten liegen nicht mehr bei der Kommune

An die heutige Kommune Apenrade hat er sich gar nicht mehr gewandt, weil die Erfassung von Immobilien- und Grundstückswerten vor geraumer Zeit in staatliche Hände übergegangen ist.

Die Planabteilung in Apenrade bestätigt dem „Nordschleswiger“, dass Unterlagen vor mehr als zehn Jahren an die übergeordneten Stellen weitergeleitet worden sind und man daher keine Einblicke in den damaligen Sachverhalt geben könne.

Im Internet einsehbare Schätzwerte der Behörde „Vurderingsstyrelsen“ gehen nur zurück bis 1993. Der Bitte, Daten zum Beyer-Anwesen und zu angrenzenden Immobilien von vor 1993 zukommen zu lassen, hat die Behörde noch nicht entsprochen.

Lars Beyer vor der Kirche in Tingleff, wo er früher lebte. Mit dem Ort verbindet ihn in erster Linie noch eine Immobiliensache von vor mehr als 30 Jahren. Foto: kjt

Dass die Kommune beim Kauf auch ein Baurecht nicht berücksichtigte, das laut Berechnung von Lars Beyer zusätzlich 40.000 Kronen hätte einbringen müssen, sei von der Summe her weniger dramatisch.

Es sei aber ein zusätzliches Indiz dafür, „dass beim Handel nicht korrekt vorgegangen wurde“, so der ehemalige Tingleffer, der gespannt ist, was „Ankestyrelsen“ auf seine Beschwerde antworten wird.

 

 

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