Archäologie
Der Palisadenzaun steht
Der Palisadenzaun steht
Der Palisadenzaun steht
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Die offizielle Einweihung der Olmerswall-Rekonstruktion vor den Toren Tingleffs muss allerdings noch warten. Die Erklärung: Erst muss noch Gras über die Sache wachsen.
Das Fach Geschichte ist nicht unbedingt das Steckenpferd von Tingleffs ehemaligem Schulleiter Niels Daubjerg gewesen und doch geht eines der umfassendsten historischen Projekte des Ortes auf seine Initiative zurück: Die teilweise Rekonstruktion der frühgeschichtlichen Sperranlage „Olmerswall“ (dän.: Olgerdiget).
Ein Hinweisschild an der Hauptstraße zwischen Behrendorf (Bjerndrup) und Tingleff, das ins Leere führte, hatte ihn vor Jahren angestachelt, herauszufinden, was es mit dem „Olgerdige“ (auch „Olmersvold“ genannt) genau auf sich hatte.
Von den Angeln erbaut
Es handelt sich um eine Wallanlage, die vor ziemlich genau 2.000 Jahren von den Angeln errichtet wurde, vermutlich um sich gegen die aus dem Norden vordringenden Jüten zu schützen.
Eine dendrochronologische Untersuchung der bei den Ausgrabungen gefundenen Pfahlreste hat gezeigt, dass die verwendeten Baumstämme aus dem Jahr 31 nach Christi stammen.
Die Untersuchungen wurden von Fachleuten aus dem „Moesgaard Museum“ in Aarhus durchgeführt. Die größten Palisadenreste werden übrigens dort konserviert und irgendwann auch ausgestellt.
Die vergessene Wallanlage
Daubjerg gehört im Ehrenamt der Schirmorganisation Tingleffer Vereine, dem Tinglev Forum, an. Eine Arbeitsgruppe dieser Organisation hatte sich vor einigen Jahre zur Aufgabe gemacht, in und um Tingleff schöne Rad- und Wanderwege auszukundschaften und anzulegen. Eine diese Routen führte auch über dieses Teilstück des ehemaligen Bjerndrupvejs.
Die Idee lag also förmlich auf der Hand, dort, wo dieser Wall einst stand, eine Infotafel aufzustellen, um über die Anlage zu informieren. „So führte das Hinweisschild an der Hauptstraße nicht mehr ins Leere. Damit auch alles korrekt war, haben wir das Museum Sønderjylland gebeten, uns mit Text und Zeichnungen zu helfen. Den Unterstand haben ein paar ehemalige Tingleffer Zimmrer für uns gebaut“, erzählt Niels Daubjerg. So hielten sich die Kosten in Grenzen.
Finanziert wurde dieser Infopavillon übrigens aus den Umweltmitteln, die die Betreiber von Photovoltaik- und Windkraftanlagen als eine Art „finanzielles Trostpflaster“ an die jeweiligen Kommunen entrichten müssen. Diese Mittel finden dann primär für Projekte in Nähe der jeweiligen Anlagen Verwendung.
Auf der Zielgeraden
Allerdings keimte da schon in dem ehemaligen Schulleiter die Idee, zumindest ein kleines Stück des Walles wieder aufzubauen.
Dieses Projekt befindet sich auf der Zielgeraden. Der Palisadenzaun steht, der Graben ist gegraben und der Wall aufgehäuft – auf einer Breite von 12 Metern.
„Die Wallanlage erstreckte sich eigentlich über 12 Kilometer von Brauderup (Broderup) an Tingleff vorbei Richtung Apenrade. Dort, wo Wasserläufe oder Seen nicht schon eine natürliche Verteidigungslinie boten, errichteten die Angeln den Wall. Ursprünglich bestand die Anlage tatsächlich nur aus einer Reihe Palisadenstämme mit Graben und Wall. Archäologische Ausgrabungen haben aber gezeigt, dass die Anlage an manchen Stellen aus drei und genau hier aus zwei Palisadenreihen bestand“, erzählt Daubjerg, der auf „seine alten Tage“ nahezu zum Geschichtsexperten geworden ist. – Zumindest, was den Olmerswall angeht.
Langer Atem notwendig
Der ehemalige Schulleiter hatte nicht nur die Initiative ergriffen, sondern war auch „Projektmanager“ und hat dabei Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen bewiesen, weil es dann doch im Laufe der Jahre immer wieder Rückschläge und Widerstände gegeben hat. So hat sich das Projekt verteuert, weil Kabel verlegt werden mussten, die entlang dieses ehemaligen Teils der Bjerndrupvejs verliefen, der vor einigen Jahren übrigens in Olmersvej umbenannt wurde. – Der viele Niederschlag im vergangenen Jahr hat zudem die Fertigstellung enorm verzögert.
Im Nachhinein hat es sich allerdings als glückliche Fügung erwiesen, dass sich Daubjerg und seine Mitstreiter für eine Rekonstruktion auf dem alten Straßendamm entschieden haben. „Für die Flächen links und rechts der Straße hätten wir einfach nicht die notwendigen Baugenehmigungen erhalten“, stellt der primus motor fest.
Noch kein Einweihungstermin
„Jetzt muss eigentlich nur noch der Fuß- und Radweg fertiggestellt werden, dann können wir auch die offizielle Einweihung feiern“, kündigt Daubjerg an. Wann das genau passieren kann, kann er noch nicht sagen. „Erst muss ein bisschen Gras gewachsen sein. Denn der Wall bestand ja damals auch nicht aus schwarzer Erde“, erläutert er den Hintergrund.
Daubjerg weitere Ideen
Nach der Einweihung ist aber für ihn noch nicht Schluss. Der ehemalige Schulleiter schmiedet schon weitere Pläne.
„Ich denke, es reicht nicht, die Infotafeln nur auf Dänisch zu haben. Es kommen hoffentlich auch Touristen hierher, die des Dänischen nicht mächtig sind. Wir benötigen die Infos auch auf Deutsch und Englisch“, ist Daubjerg überzeugt. Das sollte sich mit moderner Technik und einem sogenannten QR-Code sicherlich auch relativ schnell verwirklichen lassen, hofft er.
Allerdings hat er noch eine weitere Idee, die aber sicherlich nicht von heute auf morgen realisierbar ist.
„Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir irgendwann auch in der Tingleffer Bahnhofshalle eine Art Videopräsentation der Wallanlage präsentieren können“, schließt Daubjerg.